Kapitallebensversicherung: Das Ende einer großen Liebe?
A&W RedaktionFür Millionen Deutsche sind Lebensversicherungen ein wichtiger Bestandteil der privaten Altersvorsorge. Doch das Verhältnis ist nicht mehr ungetrübt.
Aus eins mach zwei: Mit diesem Geschäftsmodell haben deutsche Versicherer jahrzehntelang beim Kunden gepunktet. Die Idee: Statt nur schnöde Risiken zu versichern und zum Beispiel beim Tod eines Kunden Geld an dessen Hinterbliebene zu zahlen, kombinierten die Gesellschaften ihre Policen mit einem Sparvertrag. Wer das Ende der Laufzeit erlebte, konnte sich also ebenfalls über eine Kapitalausschüttung oder eine Rente freuen. Die Renditen waren zwar überschaubar, selbst mit erzkonservativen Anlagen bei der Bank ließen sich in der Vergangenheit meist bessere Erträge erzielen. Der Beliebtheit der Kombi-Produkte tat das aber keinen Abbruch. Deutsche Anleger – unter ihnen auch viele Ärzte – legen traditionell großen Wert auf Sicherheit.
Nach fast zehn Jahren extrem niedriger Zinsen ist die Attraktivität solcher Renten- und Kapitalversicherungen allerdings auf ein historisches Tief gesunken. Klassische Kombiverträge werden heute kaum noch angeboten.
Was wird aus laufenden Verträgen?
Die Zahl der Altverträge bleibt indes beachtlich: Nach aktuellen Zahlen des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft besitzen die Deutschen noch immer rund 67,8 Millionen kapitalbildender Lebens-oder Rentenpolicen. Die aber werden für die Gesellschaften zunehmend zur Last. Gerade ältere Verträge enthalten oft vergleichsweise hohe Zinsgarantien. Mögen zwei oder drei Prozent garantierte Erträge bei Erwerb der Police auch noch so bescheiden gewesen sein – heute findet man auf dem freien Markt keine Geldanlage, die Vergleichbares bietet.
Was aus Sicht der Kunden zunächst erfreulich ist, bereitet Versicherungsmanagern schlaflose Nächte. Denn wegen der Zinsflaute tun sich die Gesellschaften immer schwerer, die einst versprochenen Überschüsse zu erwirtschaften. Erste Assekuranzen haben ihren Bestand an Altverträgen daher bereits an einen Investor verkauft. Weitere könnten folgen.
Im Ernstfall besonnen reagieren
Für Kunden sind das keine guten Nachrichten. Zwar brauchen Gesellschaften für einen Verkauf die Genehmigung der Finanz- und Versicherungsaufsicht Bafin. Und diese Zustimmung gibt es nur, wenn der Erwerber zumindest die garantierte Überschussbeteiligung zusagen kann. Bei den variablen Gewinnen haben Käufer aber viel Spielraum. Die Wahrscheinlichkeit, dass der neue Inhaber mehr als den Mindestüberschuss an die Kunde auskehrt, ist gering.
Da Versicherte dem Verkauf einer Police nicht widersprechen können, bleiben ihnen im Wesentlichen nur drei Möglichkeiten: Sie können den Vertrag weiterführen, beitragsfrei stellen oder aussteigen. Welche Variante die beste ist, hängt stark von den individuellen Umständen ab; idealerweise sollte ein unabhängiger Berater prüfen, was sich am ehesten lohnt.
Als Faustregel gilt jedoch: Policen, die vor 2005 abgeschlossen wurden, sind meist lohnend, da sie hohe Zinsgarantien bieten und die Erträge meist steuerfrei sind. In der Regel empfiehlt es sich zudem, Lebensversicherungen weiterzuführen, die schon kurz vor der Auszahlung stehen.