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Versicherungen

Früher war es so: Der Vertreter bot die klassische Form der Lebensversicherung mit 4 % Garantiezins an und überreichte dem Interessenten eine Hochrechnung mit den zu erwarteten Gewinnanteilen. Da kam man leicht auf 6 bis 7 % Gesamtrendite. Diese Zeiten sind allerdings leider vorbei. Zum 1. Januar 2017 hat die Regierung für Neuverträge die Zinsgarantie auf 0,9 Prozent gesenkt. Damit sind klassische Angebote ziemlich obsolet geworden. Heute tendiert die Gesamtrendite gegen 2 %.

Die Allianz etwa bietet die klassische Lebensversicherung mit Garantiezins zwar weiterhin an, könne sie aber “angesichts höherer Rendite-Chancen bei anderen Vorsorgekonzepten nicht empfehlen”. Neun von zehn Kunden favorisierten beim Abschluss neuer Verträge mittlerweile in der Altersvorsorge neue Produkte ohne Garantiezins, und nur noch zehn Prozent wählten eine klassische Lebensversicherung, erklärte ein Sprecher.

Altersvorsorge als komplizierte Konstruktion

„Die Produktwelt in der Altersvorsorge ist bunter geworden, aber auch komplex und kaum vergleichbar“, schrieb kürzlich die FAZ. Die Versicherten können entscheiden, ob sie den Sparanteil in einen Aktienindex oder in den sicheren Deckungsstock investieren wollen. Im ersten Fall  werden die Gelder in eine Beteiligung an einem Wertpapierindex angelegt. Allerdings nicht direkt, sondern in Derivate, die den Index nachbilden. Das macht das Angebot für den Laien hochkompliziert.

Manche Gesellschaften entwickeln eigene Indices, andere wagen sich mit spekulativen Indices (wie etwa auf Rohstoffe oder Gold) auf den Markt. Das macht die Produkte noch weniger wägbar und teurer, weil die Versicherten aus mehreren Offerten wählen sollen.

Dem Kunden wird allerdings garantiert, dass er keine Kapitalverluste in Kauf nehmen muss. Dafür werden die Gewinne gedeckelt. Das heißt: Der Kunde profitiert nur anteilig von dem Kursgewinn, zum Beispiel zu 70 %.“ Das ist der Preis für die Gewissheit des Kunden, dass er keine Kapitalverluste befürchten muss“, erklärt ein Sprecher der Agentur Assekurata.

Risiko wird auf Kunden verlagert

Die Zeitschrift „Öko-Test“ hat die Indexpolicen unter die Lupe genommen. Chefredakteur Jürgen Stellpflug sieht sie eher skeptisch: „Selbst die ohnehin geringen Überschüsse investieren die Versicherer nicht direkt in Aktien, sondern in irgendwelche komplizierten Produkte, die niemand durchschaut“. Das Risiko werde so immer mehr vom Anbieter auf den Verbraucher verlagert, kritisiert er.

Auch Verbraucherschützer beurteilen die neue Variante eher negativ. Der Kunde muss ziemlich alt werden, ehe er eine brauchbare Rendite erhält. Die Indexpolicen sind hochkompliziert, dass Kunden die  Konstruktion kaum durchschauen.

Nicht wenige Insider empfehlen statt der neuen Lebensversicherung, die Investition zu splitten – und zwar in eine Risiko-Lebensversicherung und eine Anlage auf dem Kapitalmarkt in Eigenregie.

Zusammenfassung

  • Da  die klassische Lebens- und Rentenversicherung immer weniger bringt, bieten die Versicherer zunehmend Indexpolicen an.
  • Hierbei wird der Vertrag an der Entwicklung eines Aktienindex beteiligt. Das soll langfristig mehr Rendite als festverzinsliche Anlageformen bringen.
  • Der Versicherer bietet meist keinen Garantiezins mehr, er garantiert lediglich die eingezahlten Beiträge zum vereinbarten Vertragsende.
  • Die Struktur der Indexpolicen ist für den Kunden zu kompliziert, die hohen Abschluss- und Verwaltungskosten gehen zu seinen Lasten.
  • Es ist fraglich, ob es bei einer Indexpolice eine höhere Rendite als bei normalen Lebensversicherungen gibt.
  • Nach Berechnungen von Assekurata deklarierten 13 Anbieter für 2017 eine laufende Verzinsung von 2,98 %; gleichzeitig werden Effektiv-Kosten von 1,18% im Schnitt ausgewiesen.
  • Experten raten eher, die Anlage aufzuteilen: in eine Risiko-Lebensversicherung und in eine Anlageform auf dem Kapitalmarkt .