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Finanzen

Herr Wiesner, was macht Asien für Anleger interessant?

Uwe Wiesner: Das sind im Wesentlichen drei Faktoren: Der gesamte südostasiatische Raum wächst sehr dynamisch. Wir haben dort eine im Vergleich zur westlichen Welt junge Bevölkerungsstruktur und die Region zeichnet sich, anders als Europa, durch eine hohe Technologieoffenheit aus. Letzteres ist wichtig, weil Technologie ein hohes künftiges Wachstumspotenzial bietet.

Als Dreh- und Angelpunkt der Region gilt China. Wie ist das Reich der Mitte einzuschätzen?

Wiesner: Für eine Investition in China sprechen ähnliche Argumente wie die bereits genannten. Dazu kommt, dass der chinesische Markt riesig ist und sich die dort tätigen Unternehmen schnell entwickeln. In technologischer Hinsicht sind sie zum Teil sogar weiter als ihre US-Wettbewerber. Allerdings sollten Anleger die politischen Risiken nicht vernachlässigen.

Sie meinen die regulatorischen Eingriffe im vergangenen Jahr…

Wiesner: Ja. Davor waren wir sehr positiv gegenüber China eingestellt. Den Markteingriff des Staates im vergangenen Jahr unter anderem in die Bereiche Online-Gaming, Bildung und Technologie hatte wohl niemand auf der Agenda. Das stellt ein großes Risiko dar, weil ein Investment dort plötzlich sehr viel weniger oder auch nichts mehr wert sein kann.

Worauf gilt es dann bei konkreten Investments zu achten?

Wiesner: Ich rate von Einzeltiteln ab, auch weil der Zugang zu Informationen zum Teil sehr schwierig ist. Wer am Wachstum Chinas partizipieren möchte, sollte lieber breit gestreut über einen ETF oder einen aktiv gemanagten Fonds investieren. Und man sollte das übrige Asiens nicht vernachlässigen. Auch dort gibt es sehr interessante Unternehmen, weshalb auch ein Anlagevehikel, das die gesamte Region abbildet, interessant sein kann.

Wieviel sollte Asien im Portfolio ausmachen?

Wiesner: Vor den staatlichen Eingriffen im vergangenen Jahr hatten wir 20 Prozent empfohlen. Da wir nun aber ein erhebliches politisches Risiko sehen, halten wir eine Beimischung der gesamten Region in Höhe von 10 bis 15 Prozent für ausreichend.

Autor: Gerd Hübner