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Wie Stiftungsvermögen der Inflation trotzen

von A&W Online

Young doctor sitting in surgery at desk
Foto: Kzenon - stock.adobe.com

Wenig Risiko, regelmäßiger Ertrag und die Geldentwertung auf Dauer ausgleichen – mit diesen Anlagezielen von Stiftungen können sich sicher auch viele Privatanleger anfreunden. Was können die ganz normalen Sparer von den gemeinnützigen Organisationen lernen?

Es gibt in Deutschland 25.254 Stiftungen bürgerlichen Rechts und die Zahl steigt. Allein im letzten Jahr kamen 693 dazu. Rund 90 Prozent verfolgen einen gemeinnützigen Zweck und gemeinsam verfügen sie dafür über geschätzt 100 Milliarden Euro. Das wurde möglich, weil irgendwann großzügige Gönner einen Teil ihres Vermögens abgaben, um damit etwas Gutes zu tun. Das funktioniert im Idealfall quasi für die Ewigkeit. Zumindest reichen die ältesten noch existierenden Stiftungen hierzulande bis ins 10. Jahrhundert zurück.

Die wohl bekannteste alte Stiftung, die Sozialsiedlung „Fuggerrei“ in Augsburg, hat es zum Beispiel geschafft, dass das Vermögen der berühmten Kaufmannsfamilie auch nach über 500 Jahren noch gemeinnützig wirken kann. Aber wie gelingt es Stiftungen, Kapital über Jahrhunderte zu erhalten? Trotz Kriegen, Krisen und Geldentwertung? Was unterscheidet sie von ganz normalen Sparern und was können heutige Anleger von ihnen lernen?

Langfristig denken

„Stiftungen haben bei ihren Anlagen grundsätzlich keine kurzfristige Ausrichtung“, sagt Andreas Glogger, Geschäftsführer und Inhaber bei der GLOGGER & PARTNER Vermögensverwaltung GmbH mit Standorten in Krumbach und Stuttgart. Ihnen ist die finanzielle Nachhaltigkeit meist wichtiger als die reine Rendite, „allerdings ist der reale Kapitalerhalt nach Inflation klare Zielgröße.“ Hierzu eignen sich für Stiftungen laut dem Experten aktuell konservative Qualitätsaktien und Immobilien sowie festverzinsliche Unternehmensanleihen. „Der reale Kapitalerhalt sollte auch für normale Anleger die Grundprämisse sein, um nicht das Vermögen zu schmälern“, sagt Finanzfachmann Glogger. Mittel der Wahl sind dafür Sachwertanlagen, also zum Beispiel die Investition in Produktivvermögen von Unternehmen durch den Kauf von Aktien. Aber passen die schwankenden Kurse an der Börse und die Sicherheitsbedürfnisse von Stiftungen wirklich zusammen?

Investieren statt spekulieren

Auch Michael Thaler von der TOP Vermögen AG aus München sieht das nicht anders: „Um die Wirkmächtigkeit des Stiftungskapitals zu erhalten und laufend zur Erfüllung des Stiftungszwecks beizutragen, muss das Ziel der Anlagepolitik ein realer Ertrag sein.“ Natürlich ist das im aktuellen Umfeld leichter gesagt als getan, aber Stiftungen denken in längeren Zeiträumen. Deswegen setzen sie immer öfter nicht nur auf traditionelle Anlageklassen wie Immobilien oder Staatsanleihen, sondern eben auch auf Aktien. Das wird sich künftig eher noch verstärken, denn ab Juli diesen Jahres tritt die Stiftungsrechtsreform in Kraft, die Anlageverantwortlichen noch etwas mehr Spielraum geben wird. „Die Beteiligung insbesondere an Unternehmen, die höhere Kosten mit höheren Preisen ausgleichen können, sollte dazu beitragen, Kapital real zu erhalten, erklärt TOP Vermögen AG-Fachmann Michael Thaler.

Aber Stiftungen haben dabei höchste Ansprüche, die sich grob in folgender Grundregel zusammenfassen lässt: Ein Unternehmen, von dem man in fünf Jahren keine Anteile im Depot haben will, sollte man auch nicht für nur fünf Sekunden kaufen.

Privatanleger sind gerade in Zeiten von immer einfacheren Handels-Apps versucht, auf kurzfristige Chancen zu spekulieren und gehen im Jagdfieber dann zu hohe Risiken ein. Sie kaufen Hoffnung statt Qualität, das würde eine Stiftung nicht machen.

Allerdings erfordert es viel Zeit und Fachwissen, Unternehmensmodelle und Märkte über Jahre zu bewerten und hier eine vernünftige Auswahl zu treffen. Größere Stiftungen haben dafür oft ganze Abteilungen oder nutzen den Service spezialisierter Vermögensverwalter. Kleinere setzen dagegen eher auf Stiftungsfonds, die entsprechend gemanagt werden. Diese Produkte gibt es von einer ganzen Reihe von Anbietern und mit jeweils etwas unterschiedlichen Konzepten. Sie haben den Vorteil, dass auch kleinere Summen breit gestreut im Sinne einer Stiftung angelegt werden können, ohne großen Verwaltungsaufwand. Manche können sich auch Privatanleger ohne große Mindestinvestitionshürden ins Depot legen (Beispiele s. Tabelle).

„Grundsätzlich sollte aber jeder, egal ob Stiftung oder Privatanleger, hier vorher die Zeit investieren, um den Fondsansatz zu verstehen und zu prüfen, ob das alles zu den eigenen Zielen passt,“ rät Michael Thaler. Denn gerade wer sich finanziell eher für Jahre oder sogar eine kleine Ewigkeit binden möchte, sollte lieber ein paar Stunden zu viel als zu wenig überlegen.

NameISINLaufende Kosten in %Wertenwicklung 3 Jahre in %
Frankfurter StiftungsfondsDE000A2DTMN61,645,72
FVM-StiftungsfondsDE000A2H5XR01,176,53
Hansen&Heinrich StiftungsfondsDE000A2H7PP61,255,49
Stiftungsfonds Spiekermann & CoDE000A1C1QH00,965,92
Stiftungsfonds WestfalenDE000A0RA4Q21,285,66
UniInstitutional StiftungsfondsDE000A2DMVH41,17,61
Quelle: comdirect.de, Stand 16.05.2023

Autor: Florian Junker

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