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Medizin

Sowohl die Weltgesundheitsorganisation als auch verschiedene Fachgesellschaften sprechen sich für psychosoziale Interventionen im Sinne eines ganzheitlichen Versorgungsansatzes bei Demenz aus. Hierzu zählen verschiedene Maßnahmen in der Lebensgestaltung wie körperliche Aktivität, kognitive Stimulation, Ernährung, Musiktherapie und strukturierte soziale Aktivierungen.

Trotzdem haben psychosoziale Maßnahmen in der Demenzversorgung aktuell einen geringen Stellenwert. Forschende des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) haben sich zum Ziel gesetzt, das zu ändern. Deshalb haben sie untersucht, welche psychosozialen Faktoren bei der Entstehung, Behandlung und Versorgung von Menschen mit Demenz eine Rolle spielen. Die Studie wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.

Aktiv und gut eingebunden

Im Rahmen von mehreren Fokusgruppen-Interviews haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des DZNE sowohl Mitarbeitende aus Pflege und medizinischer Versorgung als auch Ehrenamtliche und betreuende Angehörige befragt.

„Die intensiven Diskussionen mit den Studienteilnehmenden bestätigen, dass psychosoziale Faktoren eine hohe Bedeutung haben – sowohl für die Lebensqualität als auch für die Autonomie und die soziale Teilhabe von Menschen mit Demenz“, so Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann, Sprecher des DZNE-Standorts Rostock/Greifswald. „Wenn die psychosozialen Aspekte gezielt gestärkt werden, beeinflusst das den Krankheitsverlauf positiv und unterstützt die pflegenden Angehörigen.“ In der Studie wiesen Menschen mit Demenz, die in ihrem gewohnten Umfeld betreut wurden und sozial eingebunden waren, bessere Krankheitsverläufe auf.

Darüber hinaus zeigte sich, dass die eigene Lebenswelt für Menschen mit Demenz eine besonders wichtige Rolle spielt und gute sowie regelmäßige soziale Kontakte eine positive Auswirkung auf Demenzsymptome haben. Dies gilt insbesondere für gemeinsame Aktivitäten, die das soziale Miteinander fördern und den Menschen mit Demenz aktiv am Alltag teilhaben lassen.

Resultat: GAPA-Empfehlungen

Basierend auf ihren Erkenntnissen aus der Studie haben die Forschenden des DZNE die „GAPA-Empfehlungen“ abgeleitet:

  • Gestalten positiver sozialer Erlebnisse und Vermeiden negativer sozialer Interaktionen
  • Aktive Teilhabe an Aktivitäten des täglichen Lebens
  • Psychologische Unterstützung, Verständnis und Anteilnahme beim Verarbeiten der Diagnose und des zunehmenden Verlusts der kognitiven Leistungsfähigkeit im Verlauf der Demenz
  • Akzeptanz und Integration aller Betroffenen in die Gesellschaft (Interaktion mit den Angehörigen und auch die direkte persönliche Interaktion mit den Menschen mit Demenz selbst)