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Dermatologie

Die European Acadamy of Dermatology & Venerology EADV hat jetzt die Ergebnisse ihrer großangelegten Studie „Burden of Skin Disease“ veröffentlicht. Dabei haben insgesamt 44.689 Menschen ab 18 Jahren in 27 europäischen Ländern an der webbasierten Online-Umfrage teilgenommen und den Fragebogen „Dermatology Life Quality Index“ beantwortet.

Patienten leiden häufig unter mehr als einer Hautkrankheit

Die Daten von 19.915 Teilnehmern (55,3 % Frauen), die angegeben hatten, in den vergangenen zwölf Monaten an mindestens einer Hauterkrankung zu leiden, flossen in die Auswertung ein. Neben weiteren Hautkrankheiten war rund ein Fünftel von ihnen von einer Pilzinfektion der Haut betroffen, 12,6 % von atopischer Dermatitis, 12,4 % von Akne, 11,8 % von Alopezie, 9,0 %t von Schuppenflechte und 6,4 % von sexuell übertragbaren Krankheiten. Rund zwei Drittel der Teilnehmer litten dabei nicht nur an einer Hautkrankheit, sondern an zwei oder mehreren.

Viele Patienten fühlen sich abgelehnt oder mit Abscheu betrachtet

Über 50 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass ihnen die Erkrankung im privaten Leben ziemlich oder sogar sehr peinlich ist, einem weiteren Drittel ist sie etwas peinlich. Mehr als 40 % ist die Krankheit im beruflichen Leben ziemlich oder sehr peinlich, einem weiteren Drittel etwas. 14,5 % fühlen sich von anderen abgelehnt und 19,2 % haben den Eindruck, dass andere sie mit Ekel betrachten. Rund ein Zehntel wurde der Zugang zu einer Freizeiteinrichtung wegen ihrer Erkrankung verweigert.

Auswirkungen auf Schlaf und Beruf durch Hauterkrankung

Ungefähr die Hälfte der Teilnehmer gab an, dass sich die Hautkrankheit auf ihre Selbstfürsorge auswirke. Ebenso viele leiden an mehr oder minder starken Schlafproblemen und fühlen sich müde. Ein Grund für die Schlaflosigkeit liegt dabei im nächtlichen Juckreiz. Patienten mit chronischer Urtikaria sind am häufigsten davon betroffen. Die Schlafstörungen sind möglicherweise eine Ursache dafür, dass die Erkrankung auch das Arbeitsleben beeinträchtigt. Ein Fünftel der Befragten musste seine Arbeitszeiten anpassen, fast ein Viertel sich beruflich neu ausrichten. 17,2 % haben wegen ihrer Erkrankung schon ein berufliches Angebot abgelehnt. Und 16,7 % haben ihre Arbeit mit Blick auf ihre Hautprobleme ausgewählt.

Auch Akne-Patienten leiden sehr

Menschen mit Hidradenitis suppurativa leiden unter den stärksten Einbußen an Lebensqualität und Stigmatisierung. Gefolgt von Menschen mit sexuell übertragbaren Krankheiten und Menschen mit Vitiligo. Letztere berichteten besonders häufig von Stigmatisierung und Abscheu.

Auch bei etwa der Hälfte der Menschen mit chronischer Urtikaria oder Akne war die Lebensqualität beeinträchtigt. Akne-Patienten gaben hohe Werte bei den Fragen bezüglich Stigmatisierung an. Zudem leidet die Hälfte von ihnen an den Nebenwirkungen der Therapie. Bei 47,5 % ist das Arbeitsleben sehr von der Krankheit betroffen, was möglicherweise dem hohen Zeitaufwand für die Behandlung geschuldet ist. Auch rund 40 % der Menschen mit Neurodermitis, Psoriasis oder Hautkrebs berichteten von negativen Auswirkungen auf ihre Lebensqualität.

Es gibt Handlungsbedarf

Die Studie zeigt, wie hoch die psychosoziale Belastung von Menschen mit Hauterkrankungen ist und wie stark sie die Lebensqualität im Privaten und Beruflichen beeinträchtigt. Es ist dringend notwendig, diese Auswirkungen in der Behandlung zu berücksichtigen und frühzeitig Interventionen einzuleiten.