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Gynäkologie

Die Wochenbettbetreuung ist zeitintensiver geworden und findet seltener im Krankenhaus und stattdessen vermehrt zuhause statt. Hinzu kommt, dass sich viele freiberufliche Hebammen aufgrund hoher Haftpflichtprämien aus ihrem Beruf zurückziehen oder nur noch wenige Stunden arbeiten, um der Sozialversicherungspflicht zu entgehen. Dementsprechend knapp ist die Verfügbarkeit von Hebammen für die Nachsorge.

Dies spiegelt sich auch in den Ergebnissen der Studie „Mangel an Hebammen in Deutschland“ (komplette Ergebnisse hier abrufbar) wieder. Jede fünfte Frau nimmt keine Nachsorgehebamme in Anspruch. Von diesen 20 Prozent hätte jede Dritte gerne eine Nachsorgehebamme gehabt.

Höchste Betreuung durch Nachsorgehebammen in Niedersachsen

Beim Blick auf die Bundesländer zeigt sich, dass in Niedersachsen die meisten Frauen (92 Prozent) eine Hebamme für die Nachsorge haben. In Thüringen und Sachsen-Anhalt nehmen mit 88 Prozent und 85,3 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich viele Mütter die Dienste der Wochenbettbetreuung in Anspruch. Die wenigsten Mütter (74,3 Prozent) werden in Schleswig-Holstein im Wochenbett durch eine Hebamme betreut. Mit 75 Prozent und 75,5 Prozent weisen Berlin und Nordrhein-Westfalen ebenfalls vergleichsweise niedrige Prozentsätze auf.

Fehlende Verfügbarkeit als Hauptgrund

Doch warum nimmt jede fünfte Frau keine Leistungen einer Nachsorgehebamme in Anspruch? Die Studienergebnisse zeigen: Hauptgrund ist die fehlende Verfügbarkeit. So stimmen 48,5 Prozent der befragten Frauen ohne Nachsorgehebamme der Aussage „Ich habe keine Hebamme gefunden, die in meiner Nähe tätig war/zu mir nach Hause hätte kommen können“ uneingeschränkt oder zumindest teilweise zu.

Erschreckend hoch ist auch die Anzahl der Mütter, die nichts von ihrem gesetzlichen Anspruch wussten. Ganze 24,2 Prozent stimmen rundum der Aussage zu, dass sie nicht wussten, über die gesetzliche Krankenkasse Anspruch auf Betreuung zu haben. Weitere 9,1 Prozent stimmen dem zumindest teilweise zu.

Suche nach Hebamme beginnt oft zu spät

Die Frauen sehen die Schuld jedoch auch bei sich selbst: Ein Drittel gibt an, sich zu spät um eine Hebamme bemüht zu haben, sodass keine freie Hebamme mehr verfügbar war. Weitere Gründe sind fehlende Sympathie zu einer Hebamme oder das fehlende Angebot von Hausgeburten. Neun Prozent der Frauen geben an, keine Hebamme gefunden zu haben, die ihre Sprache spricht.

Den Studienergebnissen zufolge gibt ein Drittel der befragten Frauen ohne Nachsorgehebamme an, sich zu spät um die Suche gekümmert zu haben. Nur 16 Prozent der Frauen kümmern sich sofort um eine geeignete Hebamme, sobald sie von der Schwangerschaft erfahren. Die meisten Frauen – über 20 Prozent – beginnen im dritten Schwangerschaftsmonat mit der Suche, weitere 15 Prozent im vierten Monat. Sechs Prozent starten erst im neunten Schwangerschaftsmonat mit der Suche.

Die Dauer der Suche beträgt bei den meisten Frauen (57 Prozent) weniger als eine Woche und geht somit recht schnell vonstatten. Ein knappes Viertel (24 Prozent) sucht einen Monat lang. Drei Monate oder länger suchen neun Prozent der Schwangeren.

Ein Viertel der Frauen findet die Hebamme für die Nachsorge über das Internet

Frauen mit einer Hebamme für die Wochenbettbetreuung finden diese mit 27 Prozent am häufigsten über Freunde. Fast genauso häufig führt die Suche über das Internet zu Erfolg: 26 Prozent der Befragten sind online fündig geworden.