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Medizin

Obwohl das Thermometer auch diesen Winter an einigen Tagen Minustemperaturen angezeigt hat, war die Kälte nicht ausreichend, um Zecken aufzuhalten. Das geht aus einer Pressemitteilung der Universität Hohenheim hervor.

„Damit die Zecke im Winter nicht überlebt, braucht es richtig knackig tiefe Temperaturen, die auch einmal wochenlang andauern“, so Prof. Mackenstedt, Leiterin des Fachgebietes Parasitologie der Universität Hohenheim. „Da tiefe Temperaturen von -15 Grad durch den Klimawandel selbst in den Alpen immer seltener werden, sind die Zecken auch in den Wintermonaten aktiv.“ Selbst in den Bergregionen bis 1.200 Meter Höhe würde man heute stabile Zeckenpopulationen finden.

Ganz Deutschland gilt als FSME-Endemie-Gebiet

Entsprechend hat auch die Anzahl der FSME-Fälle in den letzten Jahren zugenommen. Laut aktuellen Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) wurden im Jahr 2022 insgesamt 546 FSME-Erkrankungen übermittelt, während es im Vorjahr 421 waren. Dies entspricht einer Zunahme von 30 Prozent. Weiterhin hat das RKI Anfang dieses Jahres drei neue Kreise zu FSME-Risikogebieten erklärt: den Landkreis Anhalt-Bitterfeld (Sachsen-Anhalt), den Landkreis Fürstenfeldbruck und den Stadtkreis München (beide in Bayern).

Für Prof. Mackenstedt steht bei genauer Ansicht der Fallzahlen fest: „Wir können für keine Region in Deutschland Entwarnung geben. Was die FSME betrifft, ist Deutschland inzwischen ein bundesweites Endemie-Gebiet.“ Daher seien Darstellungen irreführend, die weiße Flecken auf der FSME-Karte auswiesen. „In den Gebieten sind die Fallzahlen sehr gering, was aber nicht heißt, dass dort keine FSME-Fälle gemeldet werden. Es heißt nur, dass die Anzahl nicht den Schwellenwert übersteigt, bei dem dieser Landkreis zu einem Risikogebiet erklärt wird. Auch das RKI bestätigt, dass FSME-Fälle in fast allen Bundesländern auftreten“, so Mackenstedt.

Fast alle Fälle bei Ungeimpften

Der Großteil (98 %) der an das RKI übermittelten FSME-Fälle trat bei Personen auf, die gar nicht oder unzureichend gegen die Infektionskrankheit geimpft waren. Das RKI vermutet, dass sich viele FSME-Erkrankungen durch eine Steigerung der Impfquoten verhindern ließen. Die Expertinnen und Experten rufen dazu auf, insbesondere in Kreisen mit hoher FSME-Krankheitslast verstärkt über den Nutzen einer FSME-Impfung aufzuklären.

Neben FSME können Zecken auch andere Krankheiten, wie beispielsweise die Lyme-Borreliose, übertragen.