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Onkologie

Seit mehreren Jahren nimmt die Zahl der Menschen, die neu an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkranken zu. Da diese Krebsart zu den aggressivsten gehört und häufig zu spät erkannt wird, ist die Erkrankung mit einer hohen Sterblichkeit verbunden. Das Krebsregister des Robert-Koch-Instituts verzeichnet im Jahr 2020 in Deutschland etwa 20.230 Neuerkrankungen und um die 18.920 Sterbefälle. In diesem Jahr betrug die relative 5-Jahres-Überlebensrate 11 Prozent. Die am häufigsten verbreitete Form des Pankreaskarzinoms ist das duktale Adenokarzinom.

Adipositas und Typ-2-Diabetes sind Risikofaktoren

Risikofaktoren für die Entwicklung von Pankreaskarzinomen sind familiäre Disposition, chronische Pankreatitis, hoher Alkoholkonsum, Rauchen, Adipositas und Typ-2-Diabetes. Diese Art des Diabetes sowie Fettleibigkeit gehen meistens mit einer Hyperinsulinämie, Hyperglykämie, Dislipidämie und erhöhten Entzündungswerten einher. Laut epidemiologischen Studien könnten das ursächliche Faktoren für die höhere Morbidität und Mortalität des Pankreaskarzinoms sein.

Für die These spricht, dass in früheren, experimentellen Studien Mäuse, die besonders fettreiches Futter erhalten hatten, eine Hyperinsulinämie und in Folge Pankreastumore entwickelten. Wohingegen Mäuse mit Prädisposition für Bauchspeicheldrüsenkrebs, diesen Krebs trotz Futters mit hohem Fettgehalt nicht entwickelten, wenn bei ihnen der Insulinspiegel gesenkt wurde.

Ein Forscherteam um Prof. James Johnson von der Abteilung für Zell- und Physiologiewissenschaften der University of British Columbia (UCB) in Vancouver, hat deshalb in einer Studie untersucht, wie sich Hyperinsulinämie adipöser Menschen auf die Entstehung eines duktalen Adenokarzinoms des Pankreas auswirkt. Die Ergebnisse der Studie hat das Fachmagazin „Cell Metabolism“ veröffentlicht.

Erhöhte Enzymproduktion führt zu Entzündungen

„Wir haben herausgefunden, dass Hyperinsulinämie durch Insulinrezeptoren in Azinuszellen direkt zur Entstehung von Bauchspeicheldrüsenkrebs beiträgt“, so Dr. Anni Zhang, die Erstautorin der Studie. Die Hyperinsulinämie rege die Insulinrezeptoren auf den Azinuszellen im Pankreas dazu an, mehr Verdauungsenzyme zu produzieren, um die fettreichen Lebensmittel abzubauen. Die Wissenschaftler vermuten, dass diese erhöhte Enzymproduktion in den Azinuszellen „unbeabsichtigt“ zu einer lokalen Entzündungsreaktion führt. Diese fördere dann wiederum die Entwicklung von Präkanzerosen und Neoplasien.

„Wir hoffen, dass diese Arbeit die klinische Praxis verändern und dazu beitragen wird, Lebensstilinterventionen voranzutreiben, die das Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs in der Allgemeinbevölkerung senken können“, so Co-Seniorautor Dr. Janel Kopp, Assistenzprofessor in der Abteilung für Zell- und Physiologiewissenschaften an der UCB.

Quellen:

https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1550413123003728

https://www.eurekalert.org/news-releases/1006368

https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Bauchspeicheldruesenkrebs/bauchspeicheldruesenkrebs_node.html