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Pädiatrie

Kontaktbeschränkungen, die Angst vor Ansteckung und ein eingeschränkter Zugang zur medizinischen Versorgung haben während der COVID-19-Pandemie die psychische Gesundheit von Menschen aus aller Welt gefährdet. Wie gravierend die Auswirkungen tatsächlich waren, zeigt sich erst heute – rund vier Jahre später.

Eine Forschungsgruppe aus Kanada ist jetzt der Frage nachgegangen, welchen Einfluss die Corona-Pandemie auf die Akutversorgung von Patienten mit Essstörungen wie Anorexia nervosa (Magersucht) oder Bulimie hatte. Im Rahmen einer wiederholten Querschnittstudie haben die Wissenschaftler bevölkerungsbasierte Gesundheitsdaten der kanadischen Provinz Ontario ausgewertet.

Dabei verglichen sie die monatlichen Raten der Notaufnahme-Konsultationen sowie der stationären Einweisungen wegen Essstörungen vor der Pandemie (1. Januar 2017 bis 29. Februar 2020) und während der Pandemie (1. März 2020 bis 31. August 2022). Für die Auswertung teilten sie die Teilnehmenden in vier Altersklassen ein: Jugendliche (10 bis 17 Jahre), junge Erwachsene (18 bis 26 Jahre), Erwachsene (27 bis 40 Jahre) und ältere Erwachsene (41 bis 105 Jahre).

Jugendliche am stärksten betroffen

Im Rahmen der Studie zeigte sich eine deutliche Zunahme der Besuche in Notaufnahmen aufgrund von Essstörungen in fast allen Altersgruppen. So suchten während der Pandemie 7,38 Jugendliche pro 100.000 Einwohner eine Notaufnahme auf, während es in den Vorjahren nur 3,33 Jugendliche pro 100.000 Einwohner waren. Das entspricht einem relativen Anstieg um 121 Prozent.

Bei jungen Erwachsenen stieg die Rate von 2,46 pro 100.000 Einwohner in der Zeit vor der Pandemie auf 2,79 pro 100.000 an und bei älteren Erwachsenen von 0,11 pro 100.000 auf 0,14 pro 100.000. Einzig bei Erwachsenen im Alter zwischen 27 bis 40 Jahren vermeldeten die Studienautoren keine deutlichen Veränderungen.

Während die Krankenhauseinweisungen aufgrund von Essstörungen in den anderen Altersgruppen während der Corona-Pandemie stabil blieben oder sogar zurück gingen, stiegen sie bei den Jugendlichen um 54 Prozent an. So betrug die monatliche Hospitalisierungsrate unter den 10- bis 17-Jährigen während der Pandemie 8,82 pro 100.000 Einwohner, verglichen mit 5,74 pro 10.000 vor der Pandemie.

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