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Medizin

Darauf deuten die Ergebnisse einer prospektiven Kohortenstudie hin. Darin untersuchten die Autorinnen und Autoren den Zusammenhang zwischen der regelmäßigen Einnahme von Abführmitteln und dem Demenzrisiko anhand der Daten aus einer UK-Biobank. Die Teilnehmenden waren zwischen 40 und 69 Jahre alt und zu Studienbeginn nicht an Demenz erkrankt.

Ein regelmäßiger Gebrauch von Abführmitteln lag der Definition nach vor, wenn Laxanzien an den meisten Tagen der Woche in den letzten vier Wochen vor Aufnahme in die Studie (Zeitraum: 2006-2010) eingenommen wurden. Die Endpunkte waren Demenz jeglicher Ursache, Alzheimer-Krankheit und vaskuläre Demenz. Sie wurden anhand von Klinikstatistiken und Sterberegistern bis zum Jahr 2020 ermittelt. Die Ergebnisse wurden statistisch adjustiert hinsichtlich soziodemografischer Merkmale, Lebensstilfaktoren, Begleiterkrankungen, Familienanamnese und regelmäßiger Medikamenteneinnahme.

Höhere Inzidenz für Demenz bei regelmäßigen Konsumenten von Abführmitteln

In die Auswertung wurden 502.229 Teilnehmende eingeschlossen, von denen 3,6 % nach eigenen Angaben regelmäßig Abführmittel einnahmen. Im Verlauf einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 9,8 Jahren erkrankten 1,3 % der Teilnehmenden, die regelmäßig Abführmittel zu sich nahmen, an Demenz jeglicher Ursache. Von den Teilnehmenden, die über keinen regelmäßigen Laxanzien-Gebrauch berichteten, entwickelten nur 0,4 % eine Demenz.

Die regelmäßige Einnahme von Abführmitteln war mit einem signifikant erhöhten Risiko von 51 % für Demenz jeglicher Ursache und von 65 % für vaskuläre Demenz verbunden. Hinsichtlich des Risikos für die Alzheimer-Krankheit ergab sich hingegen kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen.

Risiko für Demenz steigt mit Anzahl der Medikamente

Das Risiko einer Demenz jeglicher Ursache und einer vaskulären Demenz stieg mit der Anzahl der regelmäßig eingenommenen Abführmittel. Insgesamt gaben 5.800 Teilnehmende an, nur eine Art von Laxanzien zu verwenden. Unter ihnen wiesen nur diejenigen, die osmotische Abführmittel nutzten, ein signifikant höheres Demenzrisiko auf.

„Die Studie ist keine randomisierte kontrollierte Studie, daher nicht beweisgebend, dass Abführmittel das Demenzrisiko tatsächlich erhöhen. Weitere Untersuchungen sind notwendig“, erklärt Prof. Dr. Peter Berlit, Generalsekretär und Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), in einer Pressemitteilung. „Dennoch raten wir angesichts des Ergebnisses zur Vorsicht im Umgang mit Laxanzien, gerade vor dem Hintergrund, dass Demenzerkrankungen immer weiter zunehmen.“