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Medizin

Steigende Prävalenz von Schwangerschaftsdiabetes

Im Jahr 2020 wurden in Deutschland rund 759.827 Kinder geboren. Etwa 56.200 Frauen entwickelten während der Schwangerschaft einen Schwangerschaftsdiabetes. Hinzu kommen knapp 8.000 Mütter, die bereits vorher an Typ-2-Diabetes litten. Dies verdeutlicht eine alarmierende Tendenz, wie Privatdozentin Dr. med. Katharina Laubner von der Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Freiburg betont. Der Körper einer Schwangeren wird während dieser Zeit einem erheblichen Stress ausgesetzt, der zu Störungen des Blutzuckerstoffwechsels führen kann.

Risiken für Mütter und Babys nach Schwangerschaftsdiabetes

Schwangerschaftsdiabetes hat ernsthafte Auswirkungen auf Mutter und Kind. Obwohl die erhöhten Blutzuckerwerte nur vorübergehend sind, beeinflussen sie sowohl die Gesundheit der Mutter als auch die des ungeborenen Babys. Die Verbindung zwischen Mutter und Kind über die Plazenta bedeutet, dass ein hoher Blutzuckerspiegel bei der Mutter sich negativ auf das Baby auswirken kann. Dies kann zu übermäßigem Wachstum des Babys führen, was wiederum Schwierigkeiten bei der Entbindung verursachen kann. Zudem erhöht sich das Risiko für Entwicklungsstörungen und spätere Stoffwechselprobleme wie Adipositas.

Schwangerschaftsdiabetes erhöht Risiko für Folgeerkrankungen

Schwangerschaftsdiabetes erhöht auch das Risiko für Folgeerkrankungen bei der Mutter. Nach der Geburt wird der GDM als Prädiabetes angesehen, der das Risiko für einen späteren Typ-2-Diabetes stark erhöht. Eine Studie ergab, dass Frauen mit GDM ein fast 10-fach höheres Risiko für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes haben. Zudem steigt die Wahrscheinlichkeit für Herz-Kreislauf-Komplikationen wie Herzinfarkt und Schlaganfall deutlich an.

Warum Nachsorge bei Schwangerschaftsdiabetes so wichtig ist

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) warnt deshalb vor den Risiken und betont die Wichtigkeit einer strukturierten Nachsorge für Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes. Diese sollte regelmäßige Screenings auf Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und weitere Risikofaktoren beinhalten. Dennoch nehmen derzeit über 60 Prozent der betroffenen Frauen diese Angebote nicht in Anspruch. Hier bestehe dringender Handlungsbedarf, um die Aufmerksamkeit von Patientinnen und medizinischem Personal zu erhöhen.

Quellen: DDG, Informationsdienst der Wissenschaft