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Medizin

Für ihre Studie analysierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Daten eines schwedischen Geburtenregisters, welches bis ins Jahr 1973 zurückreicht. In ihre Auswertung schlossen sie knapp 2,2 Millionen Mütter mit einer Einlingsgeburt zwischen 1973 und 2015 ein. Voraussetzung war unter anderem, dass bei den Frauen vorab noch keine koronare Herzkrankheit (KHK) diagnostiziert worden war.

Rund jede dritte Mutter hatte Komplikationen

Insgesamt 667.774 (30,4 %) der Studienteilnehmerinnen hatten mindestens eine Schwangerschaftskomplikation durchgemacht, bei weiteren 181.783 (8,3 %) waren es zwei oder mehr. Die häufigsten Komplikationen waren Mangelgeburten (14,3 %) und Frühgeburten (8,8 %). Bis zum Ende des Beobachtungszeitraums (2018) entwickelten 83.881 (3,8 %) der Probandinnen eine KHK.

Die Studienautorinnen und -autoren berechneten, wie häufig eine KHK in Verbindung mit Frühgeburt, Mangelgeburt, Schwangerschaftsdiabetes, Präeklampsie und anderen Schwangerschaftserkrankungen mit Bluthochdruck auftrat. Dabei berücksichtigten sie weitere ungünstige Ereignisse in der Schwangerschaft und Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht und Diabetes. Anhand von Geschwisteranalysen überprüften sie weiterhin einen möglichen Einfluss von gemeinsamen genetischen und umweltbedingten Faktoren.

KHK-Risiko bis zu 46 Jahre nach Entbindung erhöht

Die Forschenden stellten fest, dass alle der fünf untersuchten Schwangerschaftskomplikationen mit einem unabhängig erhöhten Risiko für KHK verbunden waren. Zehn Jahre nach der Entbindung erkrankten Frauen mit hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen 2,09-mal häufiger an KHK als Frauen ohne Schwangerschaftskomplikation. Bei den anderen Komplikationen steigerte sich das relative Auftreten einer KHK wie folgt: 1,72-mal nach Frühgeburt, 1,54-mal nach Präeklampsie, 1,30-mal nach Schwangerschaftsdiabetes und 1,10-mal nach Mangelgeburt.

Auch 30 bis 46 Jahre nach der Entbindung blieb das KHK-Risiko signifikant erhöht. Der Risikoquotient betrug 1,47 für hypertensive Schwangerschaftserkrankungen, 1,40 für Schwangerschaftsdiabetes, 1,32 für Präeklampsie, 1,23 für Frühgeburt und 1,16 für Mangelgeburt. Diese Ergebnisse konnten nur teilweise (<45 %) durch gemeinsame genetische oder umweltbedingte Faktoren erklärt werden.

Angesichts dieser Ergebnisse empfehlen die Autorinnen und Autoren der Studie, betroffene Frauen frühzeitig auf kardiovaskuläre Erkrankungen hin zu untersuchen und gegebenenfalls langfristige, risikomindernde Maßnahmen zu ergreifen.