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Medizin

Die Belastung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland ist hoch. Das geht aus dem Gesundheitsreport 2023 der AOK Rheinland/Hamburg hervor.

Demnach wächst jedes zweite dort versicherte Kind mit mindestens einer familiären Belastungssituation auf. Bei rund 18 Prozent ist mindestens ein Elternteil dauerhaft körperlich erkrankt. Ihr Risiko für eigene gesundheitliche Probleme ist um 20 Prozent gegenüber anderen Kindern und Jugendlichen erhöht. Bei einer anhaltenden psychischen Störung eines Elternteils ist das Risiko für gesundheitliche Auffälligkeiten beim Kind um 29 Prozent erhöht. Dabei ist diese familiäre Belastungssituation keine Seltenheit: Jeder fünfte Minderjährige hat einen chronisch psychisch kranken Elternteil.

Hohes Krankheitsrisiko für Kinder aus armen Haushalten

Kinder und Jugendliche aus Haushalten, die Arbeitslosengeld II (ALG II) beziehen, tragen ein um 16 Prozent erhöhtes Risiko für gesundheitliche Auffälligkeiten. Sie versäumen häufiger Früherkennungsuntersuchungen (+64 %) und werden öfter stationär behandelt (+15 %). Es handelt sich nicht um eine Randgruppe: Fast jedes dritte bei der AOK versicherte Kind lebt in einem Haushalt, der ALG II bezieht!

Dieser Gesundheitsreport widmet sich nur am Rande der Corona-Pandemie, merkt jedoch an, dass im Zuge dessen der Anteil stark übergewichtiger Kinder und Jugendlicher um 13 Prozent angestiegen ist, auf 6,8 Prozent. Der Anteil der Minderjährigen mit wiederholter ärztlich dokumentierter Sprachentwicklungsstörung wuchs um zehn Prozent.

Post-COVID trifft nur wenige

Mit Blick auf alle Altersgruppen, auch der Erwachsenen, kommt der Report zu dem Schluss, dass eine Infektion mit SARS-CoV-2 meist mild bis moderat verläuft. Anhaltende Folgen sind eher selten. 2021 litten 209 von 100.000 Versicherten unter Post-COVID.

Ein deutliches Gesundheitsrisiko stellt Armut dar. So haben Menschen, die ALG II beziehen, ein doppelt so hohes Risiko, an chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) oder an einer Depression zu erkranken wie gleichaltrige Erwerbstätige. Auch ihr Risiko für Typ-2-Diabetes ist um 78  Prozent und für eine Verengung der Herzkranzgefäße um 66  Prozent erhöht.

Der Report greift auch Umweltbelastungen und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung auf. Beunruhigend liest sich die durchschnittliche Feinstaubbelastung im Jahr 2017. In fast allen Regionen des Rheinlands und Hamburgs lag sie über dem von der Weltgesundheitsorganisation damals empfohlenen Richtwert von zehn Mikrogramm pro Kubikmeter Luft.

Mehr Gesundheitsvorsorge durch Umweltschutz gefordert

Auch die Erderwärmung drückt: Im Hitzejahr 2018 gab es im Rheinland und in Hamburg doppelt so viele hitzebedingte Krankenhausfälle bei Über-65-Jährigen wie im Durchschnitt der Vorjahre. Da sich die Zahl der hitzebedingten Krankenhausfälle bei einem ungebremsten Anstieg der Treibhausgasemissionen laut Modellrechnungen bis zum Jahr 2100 versechsfachen könnte, fordert das Autorenteam schnelle und umfassende Maßnahmen zur Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens.