Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Praxisführung

Das Vertrauensverhältnis zum Arzt trotzt auch widrigen Umständen. Das zeigen die Ergebnisse der jährlichen Versichertenbefragung, die jetzt von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) präsentiert wurden. 91 Prozent der 6.000 Teilnehmer hatten ein gutes oder sehr gutes Vertrauen zu ihrem Arzt. Durchgeführt wurde die Telefonumfrage vom 16. bis zum 25. März 2020 – somit sind ihre Ergebnisse von der ersten heißen Phase der Corona-Pandemie beeinflusst.

Patienten sorgten sich um ihre Ärzte wegen erhöhter Infektionsgefahr

So ging die Zahl der Arztkontakte in dieser Zeit leicht zurück, auf 80 gegenüber 85 Prozent im Vorjahr. 16 Prozent der Patienten beschränkten ihren Besuch in der Praxis auf das Nötigste, wie etwa die Abholung eines Rezepts oder eine Blutabnahme, was vom Personal geleistet werden konnte. Während die Notaufnahmen je nach Lokalität massive Rückgänge verzeichneten – in Hamburg um 70 bis 80 Prozent, an der Berliner Charité um die 40 Prozent – stiegen die Hausbesuche um zehn Prozent. Das Vorurteil, viele Praxen seien geschlossen gewesen, werde von den Abrechnungsdaten widerlegt, erklärte KBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Gassen. Lediglich auf unter fünf Prozent traf dies zu, teils aufgrund von Quarantänemaßnahmen. Verschärft wurde dies durch den Mangel an Schutzausrüstung, was zu den überproportionalen Infektionszahlen bei Ärzten und Mitarbeitern beitrug.

Eine Nachbefragung vom 7. bis 10. Mai 2020 zeigte, dass die Patienten mit den Leistungen ihrer Praxis stabil zufrieden waren. Anders als manchem Politiker sei ihnen die schwere Situation bewusst gewesen, so ein Seitenhieb des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Dr. Stephan Hofmeister. 62 Prozent bekundeten, Ärzte seien einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt.

Privat oder gesetzlich versichert: Wartezeiten gleichen sich an

Auch bei den Wartezeiten hatten die Patienten wenig zu meckern. Der Anteil der gesetzlich Versicherten, die ohne Wartezeit einen Termin bekamen, war mit 31 Prozent nahezu identisch mit dem der privat Versicherten (30 Prozent). Insgesamt hatten 80 Prozent der Befragten bis zum Termin nicht lange warten müssen. Um allerdings die hochleistungsfähigen Strukturen der ambulanten Versorgung aufrechtzuerhalten, müsse die Freiberuflichkeit in eigener Praxis weiter das zu fördernde Ziel sein, so Hofmeister.

Hotline des ärztlichen Bereitschaftsdienstes wird bekannter

Ein weiterer Nebeneffekt der Corona-Krise war auch, dass die Nummer des ärztlichen Bereitschaftsdienstes 116 117 bekannter wurde. Denn die Nutzung der Telefonnummer als „Corona-Hotline“ trug zu einem um acht Prozentpunkte höheren Bekanntheitsgrad bei. 45 Prozent glaubten, die Nummer des ärztlichen Bereitschaftsdienstes zu kennen, davon konnten immerhin 71 Prozent sie korrekt angeben. 24 Prozent hatten sie in den vergangenen zwölf Monaten gewählt, 68 Prozent machten dabei gute oder sehr gute Erfahrungen.

Beleuchtet wurde in der Untersuchung auch die Haltung der Patienten gegenüber Impfungen. Die Mehrheit ist dafür aufgeschlossen. Nur sieben Prozent wollen am liebsten keine haben. Während 48 Prozent nur die nötigsten Impfungen erhalten möchten, wünschen sich 43 Prozent einen möglichst umfassenden Schutz. De facto ist allerdings der Impfstatus bei 33 Prozent derzeit nicht auf dem aktuellen Stand.

Gesundheits-Apps fürs Handy

Sosehr das Thema Fachkreise beschäftigt: Die Digitalisierung des Gesundheitswesens spielt für die Bevölkerung bisher eine untergeordnete Rolle. Gesundheits-Apps fürs Smartphone besaß zwar jeder Fünfte. 16 Prozent hatten jedoch noch nicht einmal ein Smartphone. Auch die Sinnhaftigkeit dieser Apps wird bislang nicht auf breiter Ebene wahrgenommen. Nur 31 Prozent schätzen Informationen zur Gesundheit per App. Gerade mal zwölf Prozent halten Apps zur Kontrolle von Krankheiten für sinnvoll. Für die Empfehlung einer App wäre der Arzt für 58 Prozent die entscheidende Referenz. 21 Prozent sehen bei ihrer Krankenkasse den Garanten für Qualität.