Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Praxis

Weihnachtsgeld, ja oder nein? Jedes Jahr wird mir diese Frage mindestens einmal gestellt. Dabei ist meine Antwort immer gleich: jein! Ich verrate Ihnen auch die Gründe dafür und worauf Sie achten sollten. Vor allem stelle ich Ihnen aber neue Methoden zur richtigen Mitarbeitermotivation vor. Denn diese ist die Basis für eine langfristige Mitarbeiterbindung.

Geld motiviert nicht

Geld allein motiviert nicht. Viel zu schnell verpufft der Effekt. Allerdings sorgt Geld schnell für Demotivation. Nämlich dann, wenn Sie z. B. „nur tariflich“ bezahlen oder aber viele Jahre Weihnachtsgeld gezahlt haben und es plötzlich nicht mehr tun. Sicherlich ist das nicht fair, schließlich geben Sie ja freiwillig mehr von Ihrem Geld ab. Dennoch ist es ganz normal, da Mitarbeiter nicht nur intern vergleichen, sondern auch schauen, was in anderen Praxen oder für vergleichbare Stellen gezahlt wird. Weihnachtsgeld hat sich zu einem Standard entwickelt, der von vielen Arbeitnehmern erwartet wird. Vor allem in den Berufsgruppen, in denen das Bruttogehalt nur Durchschnitt ist. Wenn Sie bisher kein Weihnachtsgeld gezahlt haben, empfehle ich Ihnen eine Maßnahme, die im nächsten Absatz beschrieben wird. Haben Sie es doch getan, dann sollten Sie es nicht ersatzlos streichen. Aber Achtung: das allein wird nicht dazu führen, dass Ihre Angestellten vor Freude an die Decke springen.

Mitarbeitermotivation mit neuem Ansatz

Mitarbeitermotivation geht heutzutage anders. Aber nicht, weil wir gerade ein neues Jahr haben und sich in diesem alles ändert, sondern, weil durch den zunehmenden Mitarbeiterschwund der Druck für viele Praxisinhaber gestiegen ist. Motivation funktioniert nur kontinuierlich. Deshalb ist eine einmalige Finanzspritze auch nicht die Lösung. Die folgende Vorgehensweise führt nicht nur dazu, dass Ihre Mitarbeiterinnen gerne bei Ihnen bleiben wollen, sondern auch, dass sich Ihre Praxis weiterentwickelt, nicht nur wirtschaftlich. Das sogenannte Mitarbeiter-Motivations-System (MiMoS) ist ein MMP-Modell, welches in jeder Arzt- und Zahnarztpraxis implementiert werden kann. Sie finden hierzu eine kurze Anleitung mit einem einfachen Beispiel zum Download. MiMoS-Anleitung hier herunterladen

Mitarbeitermotivation und Praxisentwicklung gehen Hand in Hand

Nicht nur das MiMoS ist ein Mittel, um Ihre Mitarbeiter zu motivieren und gleichzeitig auch Ihre Praxis weiterzuentwickeln. Fortbildungen haben einen ähnlichen Charakter. Übernehmen Sie die Kosten für Fortbildungen, die Ihren Mitarbeiterinnen und Ihrer Praxis etwas nützen. Motivieren Sie auch dazu, Fortbildungen zu besuchen, indem Sie eventuell Aufstiegsmöglichkeiten daran knüpfen. Letztendlich funktioniert nachhaltige Mitarbeitermotivation nur, wenn Sie die Motive Ihrer Mitarbeiterinnen kennen. Während sich eine über einen pünktlichen Feierabend freuen würde, weil sie mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen möchte, würde eine andere vielleicht gerne mehr Verantwortung übernehmen und dazu auch etwas länger in der Praxis bleiben. Erfassen Sie diese Informationen systematisch, dokumentieren Sie sie und berücksichtigen Sie die Erkenntnisse anschließend in Ihrem MiMoS.

Innovative Motivationsmaßnahmen

Regelmäßige Feedbackgespräche sind zwar keine neue Erfindung, werden von vielen Praxisinhabern aber deutlich unterschätzt. Auch, wenn das Feedback mal etwas negativer ausfällt, ist es für beide Seiten besser, wenn es geäußert wird. Treffen Sie gemeinsam mit Ihren Angestellten Zielvereinbarungen. Auf diese Art und Weise zeigen Sie Wertschätzung, die sich auszahlen wird. Zu den deutlich innovativeren Maßnahmen zählen Dienstfahrräder (auch E-Bikes), Yogakurse in der Praxis oder gemeinsame Teamevents. Sie wären nicht die erste Praxis, die zum Beispiel ihren eigenen Praxissong aufgenommen oder ein Praxisvideo selbst gedreht hat. Es macht nicht nur Spaß und schafft ein Wir-Gefühl, sondern ist sogar nachhaltig einsetzbar und mit Sicherheit stets ein positives Gesprächsthema.

Praxismitarbeiterinnen haben die Wahl

Das Blatt hat sich gewendet. Vor ein paar Jahren waren es noch die Bewerberinnen, die hoffen mussten, eine gute Stelle zu bekommen. Heute sind es die Praxen, die die Basis dafür schaffen müssen, um für gutes Personal interessant zu sein. Für die medizinischen und zahnmedizinischen Fachangestellten gibt es viel mehr Möglichkeiten, sodass diverse Ausbildungsplätze und reguläre Stellen vakant bleiben. Dieses wirkt sich wiederum negativ auf die vorhandenen Mitarbeiterinnen aus. Schließlich bleibt die Mehrarbeit an ihnen hängen. Eine neue Praxismitarbeiterin kostet in etwa 10.000 Euro. Darin enthalten sind die Akquise (Stellenanzeigen, Bewerbungsgespräche etc.) und die Einarbeitung, die vor allem Zeit und Ihre bzw. die Arbeitskraft einer anderen Mitarbeiterin in Anspruch nimmt. Wenn Sie also die Möglichkeit haben, mit weitaus weniger Geld Ihre Mitarbeiterinnen langfristig zu binden, dann empfehle ich Ihnen, dieses auch zu tun. Und sollte doch mal eine neue Mitarbeiterin benötigt werden, dann bieten Sie schon in der Stellenanzeige an, bei der Wohnungssuche und dem Umzug behilflich zu sein, das ist innovativ. Bleiben Sie patientenorientiert und lassen Sie sich dabei helfen, wo Ihre Praxis es braucht (Ihre Patienten tun das ja auch). André Bernert MMP-Geschäftsführer