Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Praxis

Kliniken. Praxen. MVZ. Im deutschen Gesundheitswesen herrscht dramatische Personalnot. Um die Lücken in der Belegschaft zu schließen, locken Praxis- und Klinikchefs nicht nur mit Prämien, Extraurlaub und sonstigen Vergünstigungen. Immer öfter heißt es in Stellenanzeigen auch: „Quereinsteiger willkommen“.

Galten Fachfremde gerade im Gesundheitswesen lange Zeit als Exoten, schätzen Praxen und Kliniken die neuen Kollegen aus der Gastronomie und anderen Branchen inzwischen sehr. Auch, weil sie vielfach einen anderen Blick auf den Arbeitsalltag mitbringen und der Stammbelegschaft neue Impulse geben können.

Und auch umgekehrt scheint der Medizinsektor eine gewisse Anziehungskraft für Wechselwillige zu haben: Für Fachkräfte ohne universitäre Ausbildung ist das Gesundheitswesen sogar die attraktivste Branche für einen beruflichen Umstieg. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des unabhängigen Marktforschungsunternehmens Trendence Instituts. Danach nennen 29,5 Prozent dieser Gruppe das Gesundheitswesen als erste Option vor dem Handel (19,0 Prozent) und dem öffentlichen Dienst (17,8 Prozent).

Vor allem für Frauen ist ein Beruf im Gesundheitswesen attraktiv: 45,3 Prozent der Befragten streben einen Job in diesem Sektor an, bei den Männern können sich zumindest 13,9 Prozent der Befragten einen Wechsel ins Gesundheitsumfeld vorstellen.

Einarbeitungszeit für fachfremde Kollegen ist relativ lang

Trotz dieser beeindruckenden Zahlen warnen Personalexperten jedoch davor, den segensreichen Einfluss von Quereinsteigern zu überschätzen. Da ist zum einen das Problem, dass die Einarbeitungszeit für die fachfremden Kollegen oft deutlich länger ist als bei fertig ausgebildeten MFA. In der Ärzteschaft fällt eine fachfremde Besetzung von vorneherein aus. Wichtig ist es daher, die Fähigkeiten eines potenziellen Neuzugangs genau auszuloten, nach seinen Berufserfahrungen zu fragen –  und in Erfahrung zu bringen, was genau er sich von seinem neuen Tätigkeitsfeld erhofft.

Trotz dieses Mehraufwands im Bewerbungs- und Einarbeitungsprozess können Quereinsteiger allerdings eine wertvolle Ergänzung für ein ausgedünntes Team sein. Das gilt vor allem für jene, die sich ganz bewusst dafür entschieden haben, ihre Fähigkeiten und Stärken in einem neuen Umfeld einzusetzen. Im Idealfall gewinnen ärztliche Arbeitgeber auf diese Weise hoch motivierte neue Kollegen, die ein großes Interesse daran haben, sich fachlich und persönlich weiterzuentwickeln.