Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Praxisführung

Rund 16 Millionen Menschen in Deutschland sind derzeit über 67 Jahre alt, 50 Prozent mehr als im Jahr 1990. Dieser Trend wird sich weiter fortsetzen, schätzt das Statistische Bundesamt. Somit steigt natürlich auch die Zahl der älteren Patienten in der Praxis kontinuierlich. Das stellt Anforderungen an die Ausstattung. Aktuell sind bereits zehn Prozent der Bevölkerung zwingend auf Barrierefreiheit angewiesen. Für ein weiteres gutes Drittel der Bevölkerung ist die Abwesenheit von Barrieren eine wichtige Hilfe zur Bewältigung des Alltags. Vielen Bedürfnissen lässt sich dabei mit verhältnismäßig geringem Aufwand entgegenkommen. So bleibt Ihre Praxis für alle Altersgruppen attraktiv:

Das Ankommen erleichtern

Für Patienten mit Mobilitätseinschränkungen sollte ein Rollator oder Rollstuhl bereitstehen, um ihnen den Weg vom Taxi in die Praxis zu erleichtern. Eine wegklappbare Rampe ermöglicht den Zugang per Rollstuhl. Wenn Treppen überwunden werden müssen, empfiehlt sich eine mobile Treppensteighilfe. Mittels einer Halterung wird diese an den Rollstuhl angebracht. Ein Elektromotor ermöglicht es dann auch zierlichen Personen, sogar Patienten mit höherem Gewicht ohne großen Kraftaufwand sicher die Treppen hinauf- und wieder hinunterzubringen.

Sicheres Bewegen ermöglichen

Für Menschen mit Sehbehinderung ist eine taktile Handlaufbeschilderung an der Treppe hilfreich, die in Brailleschrift beispielsweise anzeigt: „zum 1. OG“. Stufenvorderkantenmarkierungen kennzeichnen Treppenanfang und -ende. Vor der Tür sollte möglichst nicht der Fußabtreter zur Stolperfalle werden. Er kann bodengleich mit den Fliesen eingelassen werden. Installieren Sie zudem nach Möglichkeit einen automatischen Türöffner.

Achten Sie grundsätzlich auf eine kontrastreiche Beschilderung mit gut lesbarer Schriftgröße in Augenhöhe. Die Praxis sollte ausreichend und blendfrei beleuchtet sein. Große Glasflächen stellen eine Herausforderung dar. Bringen Sie dort auf jeden Fall einen gut sichtbaren Kon­trast an. Schon bei der Anmeldung sollte es zudem Sitzgelegenheiten geben, auf denen sich geschwächte Patienten kurz ausruhen können. Am besten sind hier Stühle mit Armlehnen, um Patientinnen und Patienten das Aufstehen zu erleichtern. Die Sitzfläche sollte zudem nicht nach hinten abfallen, das gilt auch für die Stühle im Labor.

Ein rutschfester, berollbarer Boden ohne Teppich ist ideal. Richten Sie im Wartezimmer außerdem ein Plätzchen ein, wo ein Rollator abgestellt oder ein Krückstock abgelegt werden kann. Vermeiden Sie Türschwellen, die zur Stolperfalle werden könnten. Wenn das nicht geht, markieren Sie diese auffällig.

An Notfälle denken

Die Toilette sollte einen Haltegriff haben und möglichst auch eine hochklappbare Sitzerhöhung. Das Schloss sollte hier im Notfall auch von außen zu öffnen sein. Zudem sollte die Tür zum Gang hin öffnen, falls ein Patient dahinter zusammenbricht. Weitere Sicherheit gibt ein Notfallknopf. Was Patienten besonders zu schätzen wissen, wenn sie selbst nicht mehr so schnell können, wie sie wollen, ist Geduld. Ein verständnisvoller Umgang wird der wichtigste Grund sein, warum sie immer wieder gerne zu Ihnen kommen.

HINWEISE GEZIELT SAMMELN
Barrieren lassen sich am besten gemeinsam abbauen. Auch wenn eine komplett barrierefreie Praxis unmöglich ist, können viele Barrieren abgebaut werden. Nicht nur dauerhaft mobilitätseingeschränkte Patienten profitieren davon, sondern auch jene, die beispielsweise aufgrund eines Unfalls
ein Gipsbein haben.

  • Die Betroffenen selbst geben Ihnen die wichtigsten Hinweise. Fragen Sie Patienten mit Einschränkungen, ob ihnen beim Besuch der Praxis eine Barriere in die Quere gekommen ist.
  • Das Ziel sollte stets sein, dass Patienten auch ohne fremde Hilfe in der Praxis zurechtkommen.

Deborah Weinbuch