Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Praxisführung
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Erfolgsintelligente Menschen handeln nach dem Motto „Tun statt abwarten“. Sie sind sich im Klaren, dass nur sie selbst ihre berufliche Zukunft gestalten können, indem sie ihre Ziele im Auge behalten und Stück für Stück in die Tat umsetzen. Analysiert man die wirkungsvolle Herangehensweise von Spitzenleuten aus der Wirtschaft, zeigen sich verstärkt noch weitere Faktoren, die ihren Erfolg begründen. Im ersten Teil der Serie (Persönlichkeitsentwicklung: Intelligent ist gut, erfolgsorientiert ist besser) finden Sie die ersten drei dieser Erfolgsintelligenzfaktoren. Hier erfahren Sie mehr über vier weitere Powerfaktoren. 

4. Umgang mit Informationen in Unternehmen

Information ist das Blut in einem Unternehmen. Auch Arztpraxen funktionieren nur mit wirksamem Informationsfluss. Für erfolgsintelligente Menschen ist die richtige Aufnahme und Übermittlung von Informationen daher von entscheidender Bedeutung. Sie überprüfen, ob in einer mündlichen Kommunikationssituation alle Informationen fehlerfrei übermittelt und aufgenommen werden können, indem sie Störfaktoren beim Sprechen (z. B. Unverständlichkeit durch zu viele Fachbegriffe) und bei der akustischen Aufnahme (Ablenkung durch Außenlärm) ausschalten.

Um alle Informationen eines Gesprächs richtig interpretieren zu können, ist es häufig nötig, auch zwischen den Zeilen zu lesen und sich einen Gesamteindruck von der inneren Haltung des Sprechers zu verschaffen, die vor allem durch körperliche Signale zum Ausdruck kommt. Wie Menschen denken, so sprechen sie auch, und das, was sie sagen, lässt Rückschlüsse auf ihre innere Verfassung zu. Erfolgs­intelligente Menschen nutzen diesen Umstand und hören genau zu und vergegenwärtigen sich, welche Geisteshaltung der Sprecher hat. 

Diese kommunikative Sensibilität bewahrt sie vor Missverständnissen und verbessert den Kontakt zu anderen. Erfolgsintelligente Menschen berücksichtigen außerdem, warum jemand etwas zu einem bestimmten Zeitpunkt mitteilt. Wenn sich die Kommunikation zum Beispiel in einer Grauzone zwischen formell (betriebsbedingte Kommunikationskontakte wie Besprechungen, Patiententelefonate etc.) und informell (Gespräche über den letzten Urlaub, Sportereignisse oder gesundheitliche Probleme) bewegt, handelt es sich nicht selten um lancierte Informationen, die dazu dienen, Gerüchte aufzubauen und Menschen in ein falsches Licht zu rücken (etwa: „Hast du schon gehört? Claudia hat gestern gesagt, dass sie kündigen möchte.“). 

5. Steigerung des Kosten- und Ertragsbewusstseins 

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Wenn Mitarbeitende Informationen überKosten und Umsatzmöglichkeiten erhalten,sensibilisiert das ihr eigenes Verhalten.

Für erfolgsintelligente Menschen ist es wichtig zu wissen, in welcher Relation Kosten und Erträge stehen, die sie durch ihre Arbeit erzeugen. Mitarbeiter, die Verantwortung übernehmen sollen, müssen einen Eindruck davon haben, welche Kosten verursacht werden und wie deren Wertschöpfungs- oder Ertragskraft aussieht. Erst konkrete Zahlen machen es ihnen möglich, ihre eigene Arbeitsleistung zu taxieren.

Nur wer sich nicht als unbedeutendes Rädchen im Getriebe empfindet, sondern sich bewusst ist, dass das eigene Handeln auch direkten Einfluss auf die ökonomische Situation der Arztpraxis hat, wird seine Tätigkeit als sinnvoll empfinden und immer wieder neu versuchen, das eigene Vorgehen zu optimieren.

Praxischefinnen und Praxischefs, die die Arbeitsabläufe effektiver gestalten wollen, sollten ökonomische Arbeitsformen fördern und das Bewusstsein für wertschöpfendes Verhalten im Praxisteam stärken. Statt Abteilungsdenken und Einzelkämpfertum zu belohnen, sollten sie das Gefühl der Zusammenarbeit vermitteln. Wenn die einzelnen Teilbereiche der Arztpraxis miteinander kooperieren, statt sich als Konkurrenten wahrzunehmen, können Arbeitsprozesse reibungslos und mit weniger Zeit und Kosten vonstattengehen.

Neben der Steigerung des Kosten- und Ertragsbewusstseins interessieren sich erfolgsintelligente Menschen auch für die eigene, persönliche Ökologie und Ökonomie. Wenn Menschen sich als Lebenskünstler verlustieren und morgens im Café sitzen, um vorbeiflanierenden Menschen nachzuschauen, sollten sie nicht über ihren mangelnden beruflichen Erfolg klagen. Ebenso sollten Menschen, die sehr eingebunden und beruflich erfolgreich sind, nicht über ihre fehlende Freizeit lamentieren. Denn wer Prioritäten setzt, muss zwangsläufig andere Bereiche seines Lebens vernachlässigen. 

Sich auf dieser Kurve zu bewegen, bedeutet immer, sich in einem Dilemma zu befinden. Dieses Dilemma können wir nur lösen, wenn wir qualitative Verbesserungen im Berufs- oder Privatleben ansteuern. Dies betrifft zum einen die Ökologie – also eine harmonische Beziehung zum privaten und beruflichen Umfeld aufzubauen und dadurch ein Gleichgewicht von Leistung und Lebenszufriedenheit zu erlangen. 

Persönliche Ökonomie hingegen bedeutet, dass wir darüber nachdenken, wie wir das, was wir erreichen wollen, ökonomisch erreichen, das heißt mit einem intelligenten Einsatz der Mittel. Wenn ich von A nach B will, muss die Richtung bekannt sein. Wenn ich einfach losfahre und ausprobiere, ob ich ankomme, werde ich viele Fehlversuche und Zeit benötigen, um den Punkt B zu finden. 

Erfolgsintelligente Menschen versuchen, ihre Aufgabe, von A nach B zu kommen, über die kürzeste Strecke und im kürzesten Zeitraum zu bewältigen. Sie fragen sich im Vorfeld zum Beispiel: „Welche Verkehrsmittel muss ich nehmen?“, „Wann reise ich?“, „Wie hoch sind die Fahrtkosten?“ Sie sehen: Der erfolgsintelligente Mensch beschäftigt sich intensiv damit, eine hervorragende Lösung für die anstehende Aufgabe zu finden – selbstverständlich nicht nur bei Reisevorbereitungen, sondern im ganzen Leben.

6. Organisationsverbesserungen 

Es gehört auch zu den Grundeigenschaften von erfolgsintelligenten Menschen, dass sie von einem inneren Wunsch nach Verbesserung angetrieben werden. Wer erfolgsintelligent handeln will, darf sich nicht mit dem Status quo  begnügen, sondern sollte immer danach streben, effizienter zu werden, um mehr Ressourcen für gestalterische Fragen frei zu setzen. Folgende Fragen helfen auf dem Weg dorthin: Sind meine Arbeitsvorgänge gut durchdacht? Steht mir das richtige Instrumentarium zur Verfügung? Wie sieht die Zusammenarbeit mit meinem Praxisteam aus? Gibt es klare, für alle geltende Regeln oder arbeitet jeder nach seinem Belieben?

Wichtig: Wer den Wunsch nach Organisationsverbesserung hat, muss zunächst die eigene Selbstorganisation optimieren, weil diese die Keimzelle jeglicher Entwicklung ist. Die Verbesserung der Selbstorganisation und, daraus resultierend, die Verwendung von wirkungsvollen Arbeitstechniken setzt eine kritische Selbstanalyse voraus. Erfolgsintelligente Menschen verfügen über die Fähigkeit, sehr genau bei sich selbst und bei anderen zu erkennen, welche Fertigkeiten und Vorgehensweisen wirkungsvoll und welche verbesserungswürdig sind. 

Verlassen wir nun die Ebene der Selbstorganisation und betrachten einmal näher, welche Optimierungsmöglichkeiten beim Zusammenarbeiten vieler Beteiligter bestehen. Was hilft es, wenn einzelne Mitarbeiter ihre Arbeitsweisen optimiert haben, aber das Zusammenspiel nicht reibungslos funktioniert?

Der erfolgsintelligente Mensch sieht sich immer als entwicklungsfähig an und er weiß auch, wie wichtig es ist, die Kooperation mit anderen zu fördern. Auf betrieblicher Ebene gibt es viele Möglichkeiten, Organisationsverbesserungen zu initiieren. Der erste, wichtige Schritt ist es, die betroffenen Mitarbeiter und Führungskräfte in einen gemeinsamen Dialog zu bringen, unter der Fragestellung: „Wie können wir unsere Zusammenarbeit verbessern?“

Eine andere Form, organisatorische Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen, sind die sogenannten Multi-Moment-Studien. Diese dienen dazu, Arbeitsabläufe zu beobachten, ohne die ganze Zeit selbst anwesend zu sein. Dazu besucht man in gewissen Intervallen stichprobenhaft Arbeitsbereiche und befragt einzelne Mitarbeiter, welche Arbeit sie gerade durchführen. Aufgrund der verschiedenen Zeitmuster, die man erhält, schließt man dann auf die gesamte Situation. 

Wenn ich in einem stündlichen Abstand eine Woche lang durch einen Arbeisbereich gehe, kann ich mir ein sehr gutes Bild davon machen, was dort passiert. Diese Form der Multi-Moment-Studie hat eine hohe Effektivität und die Vorhersagegenauigkeit ist erstaunlich hoch. Wenn diese Untersuchungsmethode bei einem Arbeitsbereich durchgeführt wird, der zum Beispiel überbesetzt ist, erkennt man schnell, welche Akteure nicht genügend ausgelastet sind, und kann die Arbeitslast entsprechend umverteilen oder neue Aufgabenbereiche schaffen.    

7. Flexibilität 

Flexibilität ist die Grundvoraussetzung für andauernde Lernfähigkeit und Lernbereitschaft. Sie ist eine Fähigkeit, die ebenso trainiert werden muss wie ein Muskel. Auch hier macht Übung den Meister. Geistige Beweglichkeit ist die Grundlage für jegliche menschliche Veränderung. Mentale Flexibilität ist selbstverständlich auch an körperliche Beweglichkeit gebunden. Schon wenige Minuten körperlicher Anstrengung am Tag versorgen den Körper mit Vitalität und machen den Kopf frei für neue Aufgaben. Eine wichtige Eigenschaft erfolgsintelligenter Menschen ist dabei auch die Rollenflexibilität. Das ist die Fähigkeit, von einer Rolle (Privatmensch, Kollegin) in eine andere (Führungskraft) überwechseln zu können, ohne beide Bereiche zu vermischen und damit vor den Mitarbeitern unglaubwürdig zu werden. Die einmal eingenommene Rolle muss konsequent, jedoch nicht starr ausgefüllt werden. 

Auch in der Natur können wir sehr gut beobachten, wie die Spezies, die sich am flexibelsten verhält, ihr Überleben sichert, indem sie sich neuen Bedingungen in ihrer Umgebung anpasst. Weniger umstellungsbereite Arten werden an den Rand gedrängt. Dieses biologische Modell gilt auch für erfolgsintelligente Menschen. Sie sind innerlich und äußerlich flexibel. Viele Menschen – bezeichnen wir sie einmal als „Siedler“ – haben sich niedergelassen und sich in bestimmten Lebens- und Arbeitssituationen eingerichtet. Doch bevor die „Siedler“ dies tun konnten, waren sie „Pioniere“, denn sie mussten einen geeigneten Ort finden, um sesshaft zu werden. Ein Durchbruch ist nur zu erlangen, wenn wir mehr „Pioniere“ haben – also Menschen, die bereit sind, neue Areale kennenzulernen, Chancen zu nutzen, Risiken einzugehen. Die Grundeigenschaft der „Pioniere“ ist ein hohes Maß an Flexibilität, der Fähigkeit, sich auf neue Gegebenheiten einzustellen und mit Widrigkeiten umzugehen – und genau diese wichtige Eigenschaft ist bei erfolgsintelligenten Menschen deutlich ausgeprägt.

Erfolgstipps: Gönnen Sie sich neue Perspektiven

Um Ihr erfolgsintelligentes Innovationsverhalten zu trainieren,fangen Sie am besten langsam an:

  • Fahren Sie neue Wege zur Arbeit.

  • Erkunden Sie eine fremde Stadt ohne Stadtplan.

  • Beschäftigen Sie sich mit Themen, die Sie sonst nicht interessieren: Gehen Sie als Arzt in einen technischen Betrieb oder technisch Interessierte besuchen Kunstmuseen.

  • Probieren Sie selbst etwas aus und legen Hand an. Nicht damit Sie es besser können, sondern damit Sie inspiriert werden, Neues auszuprobieren.

  • Schließen Sie die Augen, träumen und brechen geistig zu neuen Horizonten auf.

Erfolgsintelligenz: Was ist das?

Unter Erfolgsintelligenz versteht man die Gesamtheit der praktischen Fähigkeiten, die den Weg zum beruflichen wie privaten Erfolg erschließen. Erfolgsintelligente Menschen, die in schwierige Lebenssituationen gekommen sind, stellen sich daher sofort die Frage: „Was muss ich tun, was muss ich lernen, wie muss ich mich verhalten, damit ich wieder erfolgreich durchs Leben gehen kann?“ Denn erfolgsintelligente Menschen haben keine Angst vor Veränderung. Im Gegenteil: Sie sind Teil des Wandels. Sie sind sogar Wandlungsmotoren und treiben die Veränderungen voran.

Thomas Eckardt

Thomas Eckardt, Jahrgang 1959, Diplom-Psychologe und Coach, steht seit mehr als 30 Jahren Menschen zur Seite, die ihre eigenen Träume von Glück und Erfolg umsetzen wollen. Er trainiert Unternehmer, Führungskräfte und Vorstände, leitet Workshops für Fachkräfte und coacht Außendienstmitarbeiter. Weitere Informationen unter: https://eckardt.online/ueber-mich/

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