Persönlichkeitsentwicklung: Intelligent ist gut, erfolgsorientiert ist besser!
Thomas EckardtAls Ärztin oder Arzt gehören Sie bereits zur Bildungselite. Doch ein Ausruhen auf bisher Erreichtem genügt nicht, um für immer erfolgreich zu bleiben. Befragt man Spitzenleute aus der Wirtschaft, sind es vor allem sieben Intelligenzfaktoren, die bei ihnen besonders stark ausgeprägt sind.
Es gibt mit Sicherheit kein Patentrezept für Erfolg – weder im unternehmerischen noch im persönlichen Bereich. Und doch gibt es eine Reihe von Eigenschaften, die bei erfolgsintelligenten Menschen besonders stark ausgeprägt sind. Befragt man Führungskräfte und Spitzenleute aus der Wirtschaft, zeigt sich, dass Menschen mit persönlichen Zielen und Strategien erfolgreicher sind. Für sie ist das Ziel der Motor, der ihrem Leben Schwung gibt. Was ihnen dabei hilft, sind vor allem diese Erfolgsintelligenzfaktoren:
1. Innovationsfreude
Erfolgsintelligente Menschen streben unermüdlich nach Innovationen. Der Wunsch nach Verbesserung ist durch ihre innere Haltung begründet: Erfolgsintelligente Menschen versuchen, die besten Vorgehensweisen für sich zu erobern. Sie versuchen nicht, das Rad neu zu erfinden, sondern konzentrieren sich auf positive Vorbilder und Impulsgeber. Dabei müssen sie lernen, Eingefahrenes abzulegen, um Platz für neue Handlungsweisen zu schaffen.
Voraussetzung 1: Altes verlernen!
Um wirklich frei für Innovationen zu sein, müssen wir lernen zu verlernen. Verlernen heißt hier, Altes und Überkommenes zu löschen. Fachwissen ist nicht selten ein Hemmschuh auf der Suche nach Innovationen. Viele Fach- und Führungskräfte tragen schwer an ihrer langjährigen Erfahrung. Sie macht es oft schwer, sich von Überholtem zu trennen. Erfolgsintelligente Menschen erkennen die Gefahr, dass zu viel Detailwissen für große Aufgaben blind machen kann. Verlernen heißt, den Mut zu entwickeln, immer wieder neue Perspektiven zu suchen.
Voraussetzung 2: Freiräume schaffen!
Für Führungskräfte bedeutet das Streben nach Innovation, ein enormes Vertrauen in sich und die Mitarbeiter zu entwickeln. Erfolgsintelligente Führungskräfte investieren daher in ihr Praxisteam und bieten ihnen auch Experimentierfelder. In Arztpraxen, in denen eine Misstrauenskultur vorherrscht, werden diese Experimentierfelder mikroskopisch klein sein. In Praxen, die eine lebendige Vertrauenskultur entwickelt haben, finden sie sich jedoch in großer Zahl und Vielfalt. Es ist sinnvoll, als Führungskraft einen gärtnerischen Ansatz zu vertreten, das heißt, die eigene Rolle in der Praxis so zu formulieren: „Ich bin Förderer, ich bin Heger und Pfleger meiner Mitarbeiter und ich gebe ihnen die Chance, sich zu erproben.“
Voraussetzung 3: Innovative Ideen belohnen!
Gefährlich wird es für Führungskräfte, wenn sie sich bei gelungenen Innovationen die Feder an den eigenen Hut stecken. Bedauerlicherweise haben wir in Deutschland das weitverbreitete Problem, dass Chefinnen und Chefs schnell andere für etwaige Fehler tadeln, Erfolge aber gern auf ihrem eigenen Konto verbuchen. Erfolgsintelligente Menschen haben hingegen die Kraft, dies zu sprengen. Sie ermutigen ihre Mitarbeiter dazu, Neues zu probieren, und loben sie für ihren Erfolg.
Voraussetzung 4: Prozessorientiertes Handeln!
Prozessorientierung ist der Weg, um innovatives Denken und Handeln in der Praxis einzubauen. Wer Durchbrüche erreichen will, braucht die Übersicht über die gesamte Arztpraxis und deren Abläufe. Prozessorientiertes Denken und Handeln gibt den Mitarbeitern das Gefühl, Teil der Praxisprozesse zu sein und diese auch mitbestimmen zu können.
Voraussetzung 5: Positive Lernkultur schaffen!
Wer Innovationen in der Arztpraxis will, sollte eine positive Lernkultur etablieren. Das bedeutet: Mitarbeiter sollten die Möglichkeit haben, sich immer wieder Neues aneignen zu können. Eine Möglichkeit sind Betriebsausflüge, die nicht nur dem Vergnügen dienen, sondern auch Fortbildungselemente enthalten – zum Beispiel ein Kommunikationstraining im Umgang mit aggressiven Patienten. Hier sind zwei positive Effekte zu beobachten: Zum einen wird das Team durch gemeinsame Aktivitäten zusammengeschweißt, zum anderen werden die betrieblichen Belange vorangebracht.
2. Verantwortungsbewusstsein
Der Mensch muss immer wieder neu entscheiden, ob er für die Aufgaben, die ihm täglich in Beruf und Privatleben gestellt werden, Verantwortung übernehmen möchte. Diese Fähigkeit ist jedoch häufig unterentwickelt: Statt in Konfliktsituationen die Verantwortung zu übernehmen, versuchen viele, alles Unangenehme von sich zu schieben, indem sie durch Leugnen, Verdrängen oder Abwehr Widerstand gegen die Verantwortung leisten. Dadurch macht man sich manches leichter, meidet Widerstände, mogelt sich so durch.
Erfolgsintelligente Menschen hingegen haben den Mut, Verantwortung zu übernehmen. Wer sich für das, was er tut, verantwortlich fühlt, identifiziert sich voll mit seiner Arbeit und arbeitet dadurch effektiver und erfolgreicher. So überprüfen Erfolgsintelligente öfter ihren Verantwortungsradius und machen sich und andere darauf aufmerksam, wenn Diskrepanzen auftauchen. Nehmen wir als Beispiel die berühmt-berüchtigte Redelegation: Wenn Mitarbeiter die ihnen übertragenen Aufgaben an ihre Chefs zurückdelegieren, kann dies ein Zeichen dafür sein, dass Verantwortung abgewehrt wird. Erfolgsintelligente Menschen erkennen dies und unterbinden es, indem sie ihre Mitarbeiter darauf aufmerksam machen und die Rückdelegation nicht annehmen.
In diesem Zusammenhang ist auch der Umgang mit Fehlern bedeutsam. Eine gute Fehlerkultur, also das Eingestehen von Fehlern bis hin zur Entschuldigung, ist entscheidend. Erfolgsintelligente Menschen mit starker Persönlichkeit sind in der Lage, ihre Fehler einzugestehen und sich zu entschuldigen. Es ist erstaunlich, wie viel Kraft und Wirkung sie danach auf andere ausüben. Ihnen wird Respekt gezollt!
3. Selbst- und Fremdmotivation
Nur wer hoch motiviert arbeitet, arbeitet effizient und erfolgreich. Um die eigene Motivation zu steigern, können Sie unterschiedliche Techniken anwenden (siehe Kasten unten). Die Motivierung von anderen lässt sich vor allem durch vorbildhaftes Verhalten und die Verwendung klarer Instruktionen erzielen, denn auch hier gilt: Je klarer das Ziel vor Augen, desto einfacher gestaltet sich dessen Umsetzung. Grundvoraussetzung dafür ist die gekonnte, erfolgsintelligente Selbstmotivation. Ohne sie läuft nichts. Denn wer sich nicht selbst führen und managen kann, kann auch andere Menschen nicht führen und managen. Wer andere Menschen motivieren möchte, muss sich daher als Erstes selbst motivieren. Das wird zu häufig von Führungskräften vergessen.
Die eigene Motivation fällt dabei aber nicht vom Himmel. An ihr muss ständig gearbeitet werden. Vergleichen Sie diesen Vorgang mit Hunger oder Durst. Wenn wir diese Bedürfnisse befriedigen können, fühlen wir uns eine Weile rundum wohl. Aber nach einer gewissen Zeit entstehen diese Bedürfnisse wieder. Die interne Motivation arbeitet vergleichbar.
Motivation ist aber auch mit der Disziplin verwandt. Kurze innere Strohfeuer sind keine ausreichenden Motivatoren, um hoch gesteckte Ziele zu erreichen. Um große Aufgaben meistern zu können, sind Etappen auf dieser Strecke zu bewältigen, die mühsam sind. Hier zeigt sich der Wesenszug der Disziplin: Nur jene Menschen sind erfolgreich, die größere Belohnungen, nämlich das Erreichen eines übergeordneten Ziels, höher bewerten als geringe, schnelle Belohnungen auf dem Weg dahin.
Wer es zum Beispiel vermeidet, Aufgaben, die schwierig sind, abzuarbeiten, hat sich zwar kurzfristig Erleichterung verschafft. Er wird jedoch nie die Befriedigung erfahren, ein Problem durch eigene Energie bewältigt zu haben. Denken Sie hier an einen Sportler, der hart trainiert und sich damit belohnt, indem er sagt: „Wenn ich diese Übungen immer wieder durchführe, bin ich körperlich so fit, dass ich in den Wettkämpfen einen guten Platz erringe!“ Eine gewisse Hartnäckigkeit gehört also auch dazu.
Es passiert aber auch immer wieder, dass man im Leben auf einem Entwicklungsplateau festsitzt. Es liegt dann an uns, ob wir uns damit zufriedengeben oder ob wir sagen: „Ja, ich möchte mich und meine Lebenssituation verändern.“
Jeder Mensch entscheidet, von einem gewissen Alter an, selbst, wie er sich weiterentwickeln will. Keiner wird genötigt, Beamter zu werden oder eine Pilotenausbildung zu absolvieren. All das hat mit dem freien Willen und mit der freien Entscheidung der Individuen zu tun. Wenn zum Beispiel ein Postangestellter am Schalter klagt, dass es langweilig sei, jeden Tag Briefmarken zu verkaufen und Päckchen anzunehmen, dann muss er sich fragen lassen, was ihn getrieben hat, diese Stelle anzutreten und was ihn weiterhin antreiben kann, seine Entwicklung voranzubringen. Es ist schlichtweg unwahr, dass manchen Menschen jeder Weg versperrt ist. Ich kenne Beamte aus dem öffentlichen Dienst, die sich selbstständig gemacht haben und heute erfolgreiche Kaufleute sind. Welche weiteren Erfolgsintelligenzfaktoren Sie bei Ihrer Weiterentwicklung noch unterstützen können, erfahren Sie im zweiten Teil dieser Serie in der Novemberausgabe.
Motivationstechniken zur Selbstmotivation
Motivationstechnik 1: Visualisierung
Die wichtigste Motivationstechnik ist die Visualisierung. Erfolgsintelligente Menschen stellen sich ihr Ziel vor ihrem geistigen Auge plastisch vor, oft farbig, sehr konturiert. Üben auch Sie die Visualisierung. Sie werden mit jedem Versuch besser. Versuchen Sie, in dieses Bild „hineinzugehen“, sich dort aufzuhalten, die Gerüche wahrzunehmen, die Beschaffenheit Ihres Ziels zu prüfen. Wichtig ist, dass Sie sich auf dieses Ziel konzentrieren und es in jedem Moment Ihres Lebens vor Ihrem geistigen Auge visualisieren können.
Die Zielstellung allein reicht jedoch nicht, es sollten auch Teilziele gesetzt und Meilensteine auf diesem Weg aufgestellt werden. Je klarer die Etappen sind, desto leichter wird es Ihnen fallen, die Selbstmotivation zu steigern. Wir sprechen in der Psychologie von „sich selbst erfüllenden Prophezeiungen“: Was Sie für sich selbst voraussehen können, wird schließlich in Erfüllung gehen. Wir nutzen hier also ein psychologisches Phänomen, um selbstmotivierende Ziele zu erreichen.
Motivationstechnik 2: Positive Selbstkommunikation
Die positive Selbstkommunikation ist die ideale Ergänzung zur Visualisierung. Viele Menschen haben mit einer negativen Selbstkommunikation zu kämpfen. Darin finden sich Sätze wie: „Das schaffe ich nicht!“, „Das ist zu schwer!“, „Ich bin zu jung!“, „Ich bin zu alt!“.
Solche Sätze müssen aus dem Bewusstsein gelöscht werden! So haben erfolgsintelligente Menschen interessante Strategien entwickelt, positiv mit sich selbst zu kommunizieren. Stellen Sie sich einen erfolgsintelligenten Menschen vor, der eine schwierige Aufgabe zu bewältigen hat. Er wird nicht, wie uns die positiven Denker glauben machen wollen, einfach sagen: „Das schaffe ich, das ist leicht.“ Er wird die anspruchsvolle Aufgabe aus verschiedenen Perspektiven anschauen und überdenken. Er wird dabei zu folgender Aussage kommen: „Diese Aufgabe ist schwierig. Ich werde diese Herausforderung in Teilaufgaben untergliedern. Wie lässt sich das am besten tun? Wer kann mir dabei helfen?“ Und als erfolgsintelligenter Mensch wird er mehr Zeit auf die Vorplanung und strategische Vorausschau verwenden als auf blinden Aktionismus.
Motivationstechnik 3: Belohne dich selbst!
Belohnung spielt eine wichtige Rolle in der Selbstmotivation. Wir nennen sie in der Psychologie: Verstärker. Belohnen Sie sich also für kleine und große Zielerreichungen. Überlegen Sie einmal: „Was würde ich gern tun? Was habe ich schon lange nicht mehr getan, was bereitet mir eine große Freude?“ Häufig sind solche Aktionen nicht einmal kostspielig und schnell zu realisieren.