Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Praxiskauf

Die Lage auf dem Land spitzt sich weiter zu. Aktuell stehen in Deutschland rund 2.600 Hausarztpraxen leer. Die Kassenärztliche Vereinigung rechnet damit, dass 2030 mehr als 10.500 Hausärzte fehlen. Auch Hessen ist von dieser Entwicklung betroffen. Derzeit sind über 170 Hausarztsitze unbesetzt. Und das Durchschnittsalter der aktiven hessischen Hausärzte liegt bei 54 Jahren. Daher sieht die Zukunft für Patienten nicht besser aus: Bis 2030 gehen rund 61 Prozent der 3.832 Hausärzte in der Region in Pension.

Liegt diese Entwicklung daran, dass es zu wenig Ärzte gibt? Nein, in Deutschland arbeiten in diesem Jahr insgesamt 385.149 Ärzte – das sind 6.542 mehr als 2017. Aber die Zahl der niedergelassenen Ärzte ist im Vorjahresvergleich um 1.285 zurückgegangen. Das bedeutet: Es gibt eigentlich genug Ärzte, sie übernehmen nur ungern eine Praxis auf dem Land.

Abrechnungs- und Praxismanagement zunehmend komplexer

Ein Grund dafür ist unter anderem, dass die Kosten für eine Hausarztpraxis in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich gestiegen sind, sich gleichzeitig aber die Leistungsabrechnung und das Praxismanagement für Ärzte zunehmend komplexer gestalteten. Damit ist die Gründung oder die Übernahme einer bestehenden Praxis heute riskanter als noch vor zehn Jahren. Das schreckt viele Ärzte ab. „Zudem beobachten wir einen Anstieg der unrentablen Kassensitze gerade in ländlichen Regionen“, sagt Nicola Vogt, Leiterin Private Banking Heil- und freie Berufe bei der Naspa und ergänzt: „Ein überalterter Patientenstamm, ein hoher Anteil chronisch erkrankter Patienten oder erforderliche Hausbesuche belasten die Kostenseite einer Praxis. Trotzdem können immer noch 9 von 10 Praxen wirtschaftlich betrieben werden – und das nicht nur in den Ballungszentren.“

Konsequente Kostenplanung und Digitalisierung lässt Wirtschaftlichkeit steigen

Damit Ärzte wirtschaftlich wackelige Kassensitze zurück in die Rentabilität führen können, ist eine intelligente betriebswirtschaftliche Planung wichtig. Wichtige Fragen dabei sind: Wie steht es um den Standort und wie sieht der Wettbewerb aus? Welche Chancen der Rentabilitätssteigerung gibt es? Und welche Fördermöglichkeiten können die Mediziner in Anspruch nehmen? Doch was bedeutet das genau? „Die Ausgabenseite spielt eine große Rolle“, weiß Expertin Nicola Vogt. „Gerade hier lassen sich durch automatisierte Abläufe und eine konsequente Digitalisierung beispielsweise des Praxismanagements, ein Outsourcing der Abrechnung oder ein effizientes Cashflow- und Immobilienmanagement Kosten signifikant senken.“

Die persönliche Absicherung nicht außer Acht lassen

Obwohl das Gesundheitswesen nach wie vor als krisensicher und wirtschaftlich rentabel gilt, sollte auch hier die persönliche Absicherung bei der Planung umfassend mitgedacht werden, um persönliche Vorsorgemaßnahmen und -ziele mit den Anforderungen der Existenzgründung in Einklang zu bringen. Ob die Ausgestaltung eher sicherheits- oder chancenorientiert werden sollte, hängt dabei von den individuellen Rahmenbedingungen der Selbstständigkeit ab. Werden diese unterschiedlichen Parameter bei einer Analyse hinreichend berücksichtigt, gelingt die Erstellung eines passgenauen Finanzierungskonzepts, welches für die eigene Praxis aussichtsreiche Konditionen schaffen kann.

Service: Checkliste für Praxisübergabe oder -übernahme

Ärzte, die sich frühzeitig mit der Nachfolgeplanung oder der Übernahme einer Praxis und dem Weg in die Selbstständigkeit beschäftigen, können den Übergang erfolgreich gestalten. Nachfolgende Fragen werden Ihnen helfen, einen ersten Überblick über notwendige Informationen im Vorfeld einer Praxisübernahme oder -gründung zu gewinnen. Hier geht es zur Checkliste.