Diese Versicherungen brauchen MFA zum Berufsstart
Judith MeisterGinge es nach der Versicherungsbranche, müsste jeder Mensch eine Unzahl von Versicherungen abschließen, um entspannt durchs Leben zu gehen. Gerade in jungen Jahren kommen die meisten Menschen aber mit erstaunlich wenigen Policen aus.
Mit der Unterschrift unter den ersten Arbeitsvertrag werden MFA zu attraktiven Kunden für die Versicherungsbranche. Doch die Verheißungen der Hochglanzbroschüren sind ebenso mit Vorsicht zu genießen, wie die Aussagen der gut geschulten Vertreter: Viele der intensiv beworbenen Produkte sind entbehrlich – und nur einige wenige gehören zum Pflichtprogramm.
Kranken- und Pflegeversicherung: das Pflichtprogramm für alle
Gesundheitsvorsorge ist in Deutschland für jedermann vorgeschrieben. Arbeitnehmer, die weniger als 73.800 Euro brutto pro Jahr (bzw. 6.150 Euro brutto pro Monat) verdienen, müssen sich in einer der 94 gesetzlichen Kranken- bzw. Pflegekassen versichern (Stand: Januar 2025).
Nur Angestellte, die ein höheres Gehalt beziehen, dürfen auch bei einer privaten Versicherung anheuern. Damit sind die gesetzlichen Kassen für MFA normalerweise die Versicherung der Wahl. Das allerdings muss kein Schaden sein. Denn anderes, als im privaten Lager, wo die Beiträge unabhängig vom Gehalt der Kunden erhoben werden und hochwertige Leistungen stets auch die Kosten treiben, erhalten in der Kasse alle Versicherten dieselben Leistungen. Die Beiträge hingegen sind gehaltsabhängig: Das bedeutet: Wer zu Beginn des Berufslebens noch mit einem eher überschaubaren Gehalt auskommen muss, muss in seine Gesundheitsversorgung deutlich weniger investieren als besser bezahlte Kollegen mit reichlich Berufserfahrung.
Tipp: Gesetzlich Versicherte können das Leistungsniveau der Kassen mit privaten Zusatzpolicen aufpeppen. Die meisten davon fallen in die Kategorie „nice to have“.
Auslandsreisekrankenversicherung: Für Reisefreudige
Zwingend für alle, die ab und zu Urlaub im Ausland machen, ist allerdings eine Auslandsreisekrankenversicherung. Sie ist schon für etwa 20 Euro pro Jahr zu haben und bietet einen echten Existenzschutz an. Der Grund: Die gesetzlichen Kassen übernehmen unter keinen Umständen die oft sechsstelligen Summen, die ein Krankentransport aus dem Ausland verschlingt – diese Kosten trägt nur die private Zusatzversicherung.
Nicht günstig, aber wichtig: Die Berufsunfähigkeitsversicherung
Als Berufsanfänger denkt man vermutlich noch nicht darüber nach: Aber Arbeiten im Gesundheitswesen ist kräfteraubend. Es kommt daher immer wieder vor, dass MFA aus gesundheitlichen Gründen ihren Job (zumindest vorübergehend) an den Nagel hängen müssen, obwohl das Rentenalter noch in weiter Ferne ist.
Die finanziellen Folgen einer solchen Berufsunfähigkeit (BU) sind gravierend. Die gesetzliche Rentenversicherung, in der MFA versichert sind, zahlt zwar eine Erwerbsminderungsrente, wenn ein Mitglied es nicht mehr schafft, wenigstens sechs Stunden pro Tag irgendeiner Arbeit nach zu gehen. Die Leistungen sind aber überschaubar und fließen auch erst dann, wenn eine MFA schon mindestens fünf Jahre in die Rentenversicherung eingezahlt hat.
Verbraucherschützer werden daher nicht müde, jedem Berufsanfänger den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung ans Herz zu legen. Sie bezahlt im Ernstfall, zusätzlich zu Sozialrenten, eine monatliche Rente und schließt damit die Einkommenslücke die durch den unerwarteten Verdienstausfall entsteht.
Private Haftpflichtversicherung: Unbedingt abschließen!
Nicht vorgeschrieben, aber unentbehrlich ist der Abschluss einer privaten Haftpflichtversicherung. Grund: Wer einem anderen einen Schaden zufügt, haftet dafür im Zweifel unbegrenzt – und mit seinem gesamten Privatvermögen. Ein Paradebeispiel für ein solches Horrorszenario ist der schlecht gesicherte Blumentopf, der vom Balkon fällt, einen Fußgänger am Kopf trifft und ein schweres Schädel-Hirn-Trauma verursacht.
Braucht besagter Fußgänger nach diesem Unfall lebenslange Pflege, sieht sich der Besitzer des Blumentopfes schnell mit Ersatzforderungen in Millionenhöhe konfrontiert. Ohne Haftpflichtversicherung bedeutet das nicht weniger als eine Privatinsolvenz.
Eine Haftpflichtversicherung, die Schäden von mindestens 50 Millionen Euro abdeckt, gehört daher zum absoluten Pflichtprogramm für jedermann – und ist schon für um die 60 Euro Jahresbeitrag zu haben.
Kfz-Versicherung: Pflicht für MFA mit Benzin im Blut
Gerade in ländlichen Regionen legen MFA den Weg zur Praxis meist mit einem fahrbaren Untersatz zurück. Wer ein Auto, eine Vespa oder ein Motorrad besitzt, muss dafür noch einmal eine gesonderte Haftpflichtversicherung abschließen. Sie zahlt, wenn der oder die Betreffende mit dem Kraftfahrzeug einen Unfall verschuldet, bei dem ein anderer zu Schaden kommt. Wichtig: Schäden am eigenen Auto oder Roller deckt die Kfz-Haftpflicht hingegen nicht ab. Sie sind ein Fall für die Kasko- bzw. Vollkaskoversicherung. Deren Abschluss ist freiwillig, er kann sich aber lohnen, je nachdem, wie wertvoll das Gefährt (noch) ist.