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Klinik

Im Jahr 2021 beteiligten sich 30 Prozent aller Menschen in Deutschland an Glücksspielen. Das geht aus dem „Glücksspielatlas 2023“ des Instituts für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) und der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) hervor. Demnach entwickeln etwa 7,7 Prozent aller Personen, die an Glücksspielen teilnehmen, eine Glückspielstörung. Eine Glücksspielsucht entwickelt sich in der Regel schleichend. Sie vereinnahmt das Leben der Betroffenen zunehmend, kann letztendlich ihre Familie entzweien und sie in den finanziellen Ruin treiben.

„Für diese Menschen gibt es zwar Selbsthilfegruppen, aber kaum Therapieangebote. Das gilt besonders für Erwachsene“, erklärte PD Dr. Alexander Glahn von der Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) in einer Pressemitteilung. Aus diesem Grund hat die MHH ein neues ambulantes Behandlungsangebot für Erwachsene mit Glücksspielsucht ins Leben gerufen.

Zusammen gegen die Sucht

Das niedrigschwellige Therapieangebot wird von psychiatrischen und psychologischen Fachleuten begleitet und ist für Betroffene in allen Krankheitsstadien geeignet. Die Teilnehmenden erlernen im Rahmen einer Gruppentherapie Strategien zur Selbststeuerung und zur Reduktion der Verhaltensexzesse.

Die Therapie dauert insgesamt rund acht Wochen und setzt sich aus je einem Modul pro Woche zusammen. Sie basiert auf den Methoden des sogenannten Metakognitiven Trainings. „Bei dem Training geht es darum, die eigenen Denkverzerrungen aufzudecken und zu korrigieren“, erläuterte die Psychologin und Gruppenleiterin Christiane Kraft. So setzen sich die Teilnehmenden zum Beispiel mit ihrer Wahrnehmung von Wahrscheinlichkeiten und ihrem Attributionsstil (Zuschreiben von Ursachen für erfolgreiches oder erfolgloses Handeln) auseinander. Begleitend können sie optional an einer wissenschaftlichen Studie teilnehmen.

Interessierte können sich mit einer Überweisung von einem Hausarzt oder einer Hausärztin für eine Diagnostik und Behandlung wegen Glücksspielsucht in der Psychiatrischen Poliklinik der MHH vorstellen. Dies ist montags, mittwochs und freitags von 9.00 bis 11.00 Uhr auch ohne vorherige Terminvereinbarung möglich.