Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Klinik

Wie hat sich die Zeitarbeit in der Pflege bisher entwickelt?

Bettels: In den letzten Jahren haben wir einen klaren Anstieg in der Nachfrage nach Pflegekräften in Deutschland gesehen. Dieser Bedarf ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, einschließlich des demografischen Wandels und einer zunehmenden Zahl von älteren Menschen, die Pflege benötigen. Gleichzeitig haben Arbeitnehmende veränderte Ansprüche an ihre Arbeitgeber und fordern mehr Flexibilität und Planungsfreiheit. Personaldienstleister wie die ManpowerGroup reagieren darauf, indem sie mit der Arbeitnehmerüberlassung eine flexible Lösung für diese steigende Nachfrage bieten.

Welche Vorteile bietet Arbeitnehmerüberlassung für Pflegekräfte und medizinische Einrichtungen?

Bettels: Für Pflegekräfte und medizinische Fachkräfte im Allgemeinen bietet das Arbeiten im Rahmen der Arbeitnehmerüberlassung vor allem Flexibilität. Mitarbeitende können frei wählen, wann und wo sie arbeiten möchten, und gestalten ihre Dienstpläne selbst mit. Das trägt zu einer verbesserten Work-Life-Balance bei, was für Arbeitnehmende zunehmend zur Priorität wird. Außerdem haben Fachkräfte die Möglichkeit, in verschiedenen Einrichtungen zu arbeiten und so in einem relativ kurzen Zeitraum viele wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Krankenhäuser, Kliniken und andere medizinische Einrichtungen können durch die Arbeitnehmerüberlassung schnell und dynamisch auf Personalengpässe reagieren und kommen ohne langwierige Einstellungsprozesse an qualifiziertes Personal.

Ähnliche Vorteile haben in dieser Konstellation übrigens auch Ärzt*innen. Manpower Medical stellt sie im Rahmen der Arbeitnehmerüberlassung für verschiedenste Diensteinsätze zur Verfügung. Für die Ärzt*innen bedeutet das hohe Flexibilität und Planbarkeit, ein deutlich attraktiveres Gehalt als bei einer Festanstellung und die Möglichkeit, Einsatzort und -zeit frei zu wählen. Dadurch können sie innerhalb kürzester Zeit bei einer Vielzahl von Krankenhäusern und Einrichtungen Erfahrungen sammeln. Das ist immer spannend für Menschen in der Facharztausbildung oder Talente auf der Suche nach dem nächsten Karriereschritt. Sie können verschiedene Regionen und Arbeitgeber kennenlernen, ohne sich direkt festlegen zu müssen. Medizinische Einrichtungen wiederum können agil auf saisonale Schwankungen, Krankheits- oder Urlaubswellen reagieren und jederzeit ihren Personalbedarf decken.

Wie kann sichergestellt werden, dass die vermittelten Pflegekräfte die erforderlichen Kompetenzen besitzen und qualitativ hochwertige Arbeit leisten?

Bettels: Das ist eine wichtige Frage. Auf der einen Seite muss seitens der Personaldienstleister ein hoher Standard an die Auswahl unserer Pflegekräfte eingehalten werden. Ebenso führen wir gründliche Überprüfungen durch, bevor wir Kandidat*innen einstellen. Darüber hinaus ist aber auch ein nachhaltiges Talent Management essenziell. Damit Fachkräfte langfristig beschäftigungsfähig bleiben, sind kontinuierliche Weiterbildungsmaßnahmen von zentraler Wichtigkeit. Unsere internen Schulungsprogramme ermöglichen die stete Weiterentwicklung sowie bei Bedarf die Umschulung unserer Mitarbeitenden. Mithilfe professioneller Software-Tools werden Kompetenzlücken geschlossen, Potenziale entdeckt und ausgeschöpft.

Wie sehen Sie die Diskussion darüber, ob Zeitarbeit in der Pflege aufgrund der hohen Kosten eingeschränkt werden sollte?

Es ist verständlich, dass die finanziellen Aspekte im Gesundheitswesen eine Rolle spielen. Wir müssen jedoch auch die Flexibilität und die sofortige Verfügbarkeit von qualifiziertem Pflegepersonal berücksichtigen, die Zeitarbeitsmodelle bieten. Die Pflegebranche ist sehr dynamisch und oft unvorhersehbar. Hinzu kommt der immer intensiver spürbare Fachkräftemangel. Arbeitnehmerüberlassung ist dagegen ein wirksames Mittel und ermöglicht die Versorgung von Patienten dort, wo Pflegekräfte sonst schwer zu finden und die Lage potenziell kritisch wäre. Wir befinden uns in einem Bewerbermarkt. Je mehr Möglichkeiten und Flexibilität wir unseren Fachkräften bieten können, umso eher ist es möglich, langfristig Personalbedarfe zu decken. Sowohl Kliniken als auch Pflegeeinrichtungen – und letztlich auch Patienten – profitieren von der Arbeitnehmerüberlassung.

Wie sehen Sie die Zukunft der Zeitarbeit in der Pflege? Welche Trends und Entwicklungen können Sie beobachten?

Bettels: Zeitarbeit ist in der Pflegebranche gängige Praxis und wird auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Agilität wird immer gefragt sein und Zeitarbeit ermöglicht es den Einrichtungen, sich schnell an veränderte Bedürfnisse anzupassen. Außerdem werden neue Technologien und die Digitalisierung eine immer größere Rolle spielen, sowohl in Bezug auf die Vermittlungsprozesse als auch auf die Qualifikationsprüfungen. Wir werden auch weiterhin in Weiterbildungsprogramme investieren, um sicherzustellen, dass unsere Pflegekräfte mit den neuesten Entwicklungen in der Medizin Schritt halten und sich beruflich und persönlich entwickeln können.

Herr Bettels, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.