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Politik

Seit dem 8. Dezember 2021 ist Karl Lauterbach Bundesminister für Gesundheit. Der studierte Mediziner und Gesundheitsökonom hatte im Vergleich zum gelernten Bankkaufmann Jens Spahn unter den Ärzten anfangs deutlich mehr Fans. Aber konnte er die Ärzteschaft als Gesundheitsminister bisher wirklich überzeugen? Eher nicht, meint der größte Teil der rund 1.200 Haus- und Fachärzte, die sich an einer Umfrage des Ärztenachrichtendienstes (änd) beteiligt haben.

„Sind Sie nach diesen ersten Monaten im Amt zuversichtlich, dass Lauterbach durch sein politisches Wirken Maßnahmen umsetzen oder einleiten wird, die zu einer Verbesserung der Patientenversorgung in Deutschland beitragen können?“, fragte der änd.

Ergebnis:

  • Nur jeder fünfte Mediziner (21 %) bejahte diese Frage
  • 14 % trauen sich noch kein Urteil zu
  • 65 % sind überzeugt, dass Lauterbach mit seinem Politikstil keine Verbesserungen erreichen wird.

Eine Ohrfeige, die sich bei der nächsten Frage gleich wiederholt: 67 % der befragten Ärzte glauben nicht, dass Lauterbach derzeit die Sorgen und Probleme der Ärzteschaft ernst nimmt. 15 % sind sich in dem Punkt nicht sicher – und lediglich 18 % bescheinigen dem 59-jährigen Sozialdemokrat den richtigen Blick auf die Berufsgruppe.

Lauterbach ist kompetent, aber nicht glaubwürdig

Ein genaueres Meinungsbild zeigt die Beurteilung des Ministers nach Schulnoten. Im „Fach“ Kompetenz geben ihm immerhin 44 Prozent der Ärzte die Noten „sehr gut“, „gut“ oder „befriedigend“. Deutlich schlechter sieht es beim Thema Glaubwürdigkeit aus: Nur 37 Prozent der Mediziner gestehen Lauterbach die Note 3 oder besser zu. Bei der Durchsetzungsfähigkeit sind es nur 31 Prozent.

“Glauben Sie, dass Karl Lauterbach insgesamt ein besserer Bundesgesundheitsminister ist als sein Vorgänger Jens Spahn?”, fragte der änd die Ärzte außerdem. Das Ergebnis überrascht: Nur 46 Prozent der Befragten glauben durchaus, dass der SPD-Politiker eine bessere Figur als sein Vorgänger macht. 54 Prozent sprechen sich im direkten Vergleich für Spahn aus.

Die Online-Umfrage des änd lief vom 21. bis zum 23. April. Es beteiligten sich insgesamt 1174 änd-Mitglieder – Haus- und Fachärzte aus dem gesamten Bundesgebiet. Eine gleichlautende Befragung wird die Redaktion zur Mitte der Legislaturperiode wiederholen.