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Politik

„Wir kennen die manchmal etwas rustikale Meinungsäußerung des Gesundheitsministers“, erklärt der Hausärzteverband Nordrhein e.V.. Jetzt ist er aber eindeutig über das Ziel hinausgeschossen. „Solche Stammtischparolen sind destruktiv und respektlos gegenüber den niedergelassenen Ärztinnen, Ärzten und ihren Praxisteams, die seit Monaten in hohem Tempo impfen.“

Beim Medica Econ Forum der Techniker Krankenkasse hatte Laumann laut einem Bericht der Ärztezeitung gefordert, dass die Hausärzte in NRW mehr impfen sollen. Schließlich hätten sie immer gesagt, dass sie das jetzt allein schaffen. Seine Forderung laute deshalb: „Statt Golfplatz am Samstag Impfen am Samstag.“

Viel Polemik, wenig Unterstützung

Die Provokation schlug hohe Wellen: Der Minister habe sich im Ton vergriffen, solche Aussagen seien fehl am Platze, konterte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) Dr. Andreas Gassen. Auch Dr. Oliver Funken, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Nordrhein e.V., spielt den Ball zurück: „Herr Laumann täte gut daran, seine eigene Verantwortung zu schultern und seine Behörden endlich ans Laufen zu bringen.“ Der verbale Ausrutscher des Ministers zeige einmal mehr, wie chaotisch die Regierung mit der Pandemie umgeht.

So sei die Misere der Booster-Impfungen vorhersehbar gewesen, aber die Politik habe wieder nicht frühzeitig geplant und für reibungslose Abläufe gesorgt. Stattdessen würden die personell unterbesetzten Gesundheitsämter in der Flut der Covid19-Bürokratie untergehen. Mobile und stationäre Impfstationen würden noch immer nicht in allen Städten und Kreisen zur Entlastung der Praxen beitragen. Die Betriebsärzte hätten sich aus dem Impfen vollständig zurückgezogen.

Impfaktion erfolgreich – dank der Hausärzte

NRW hat bundesweit dennoch die vierthöchste Impfquote, was in erster Linie daran liegt, dass die Arztpraxen neben der Regelversorgung durchgängig geimpft haben. „Im Rhein-Sieg-Kreis erfolgen 95 Prozent der Impfungen über die Vertragsärzte“, betont Elke Cremer, Hausärztin in Troisdorf und Mitglied im Landesvorstand.

Es sei verantwortungslos, wenn der Gesundheitsminister die Hausärztinnen und Hausärzte zu noch höherem Impftempo zwingen wolle, so Funken. Das Personal sei erschöpft nach der monatelangen Dauerbelastung. Statt Statt Druck und Panikmache brauche intelligente und personalschonende Lösungen, denn die hohe Belastung werde in den Wintermonaten anhalten.

Gerne auch Impfaktionen auf dem Golfplatz

Laumann scheint zudem nicht auf dem neuesten Stand zu sein, was den aktuellen Stand der Impfkampagnen anbetrifft: „Wir impfen in den Hausarztpraxen auch samstags“, erklärt Dr. Oliver Funken. „Dort erreichen wir die meisten Patienten. Wenn Kommunen aber größere Impfaktion auf einem Golfplatz durchführen wollen, kommen wir natürlich auch gerne dorthin. Wir haben zusammen mit Vereinen in Nordrhein im Sommer auch schon in Stadien und auf Sportplätzen geimpft.“

Der Minister hat sich für seine unbedachte Aussage inzwischen entschuldigt.