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Allgemeinmedizin

Mit 25.271 gemeldeten Fällen im vergangenen Jahr hat Keuchhusten in Deutschland einen Höchststand erreicht. Besonders betroffen sind Säuglinge unter einem Jahr. Die Stiftung Kindergesundheit schlägt Alarm: „So hoch waren die Zahlen seit zehn Jahren noch nie.“ Während der Corona-Pandemie gingen die Infektionszahlen zwar zurück, doch inzwischen ist ein deutlicher Anstieg zu beobachten.

Keuchhusten ist nicht nur eine Kinderkrankheit 

Keuchhusten gilt als klassische Kinderkrankheit, doch mittlerweile sind etwa 60 Prozent der Fälle Erwachsene. Das Durchschnittsalter der Erkrankten ist von 15,1 Jahren (1995) auf 41,7 Jahre (2008) gestiegen. Mindestens 1.100 Erwachsene müssen Hochrechnungen zufolge jährlich stationär behandelt werden. 

„Nahezu jeder Kontakt zu einer erkrankten Person führt zu einer Ansteckung“, warnt die Stiftung. Das Tückische: Insbesondere Erwachsene und Jugendliche mit milden Verläufen können Keuchhusten auf andere übertragen – oft ohne es zu wissen.

Pertussis-Symptome: von harmlos bis lebensbedrohlich

Bei Erwachsenen äußert sich Keuchhusten meist als lang anhaltender, trockener Husten – im Schnitt dauert er 48 Tage, kann aber auch bis zu 72 Wochen anhalten. Die typischen, bellenden Hustenanfälle mit inspiratorischem Stridor fehlen häufig, wodurch die Erkrankung oft unerkannt bleibt.

Bei Säuglingen und Kleinkindern hingegen verläuft Keuchhusten häufig schwer. Etwa jedes zweite betroffene Kind muss stationär behandelt werden. Besonders gefährlich: Neugeborene sind nicht ausreichend durch den sogenannten Nestschutz, also mütterliche Antikörper, geschützt. Sie können sich leicht bei erkrankten Geschwistern oder Erwachsenen anstecken.

Der Krankheitsverlauf beginnt meist harmlos, mit nächtlichem Husten, der sich mit üblichen Mitteln nicht bessert. Nach ein bis zwei Wochen folgen anfallsartige, krampfartige Hustenstöße, begleitet von zum Teil schwerer Atemnot, Erbrechen und zähem Schleim. Die Rückbildung der Symptome zieht sich über Wochen hin, bei manchen Kindern entwickelt sich ein „Keuchhusten-Tic“, bei dem schon kleine Reize neue Hustenanfälle auslösen.

Keuchhusten-Prävention ist möglich 

Keuchhusten ist impfpräventabel. Die STIKO empfiehlt die Grundimmunisierung mit drei Impfungen im Alter von zwei, vier und elf Monaten. Schwangere sollten unabhängig vom Impfstatus im dritten Trimenon geimpft werden, um ihr Kind frühzeitig zu schützen. Für enge Kontaktpersonen von Säuglingen – Eltern, Großeltern und medizinisches Personal – ist eine Auffrischimpfung alle zehn Jahre ratsam.

Pertussis für möglich halten

Denken Sie bei lang anhaltendem, trockenem Husten auch bei Erwachsenen an Keuchhusten! Fragen Sie außerdem gezielt nach Kontakt zu Säuglingen und prüfen Sie den Impfstatus Ihrer Patientinnen und Patienten regelmäßig. Eine rechtzeitige Impfung schützt – besonders die Kleinsten!

Quelle:

Stiftung Kindergesundheit

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