3 Fragen an... Christian-Georg Siebke, Geschäftsführer bei TV-Wartezimmer
Serviceredaktion A&WWir stellen regelmäßig drei kurze Fragen an Persönlichkeiten aus der Gesundheitsbranche. Diesmal im Interview: Christian-Georg Siebke, Geschäftsführer bei TV-Wartezimmer.
Patient Empowerment und Patient Literacy sind zentrale Begriffe in der modernen Gesundheitsversorgung. Was versteht TV-Wartezimmer darunter und welche Rolle spielt digitale Patientenkommunikation dabei?
Christian Siebke: Strukturelle Veränderungen in der Gesundheitsversorgung und die demographische Entwicklung erfordern eine aktivere Beteiligung von Patientinnen und Patienten. Der Grundsatz „Prävention statt Therapie" rückt immer stärker in den Fokus. Gleichzeitig ist es um die elementare Gesundheitskompetenz in Deutschland schlecht bestellt. Hinzu kommt, dass die Qualität verfügbarer Informationsquellen leider häufig fragwürdig ist. Die Arztpraxis als Point of Trust ist der natürliche Ort, um Patientinnen und Patienten mit qualifizierten Informationen und Angeboten zu versorgen. Hier können wir ihnen die Augenhöhe und Partizipation bei ihrer Gesunderhaltung ermöglichen, die sie zu Recht einfordern. Digitale Patientenkommunikation im Wartezimmer spielt dabei eine zentrale Rolle: Sie erreicht Patientinnen und Patienten genau dort, wo sie aufnahmebereit sind und der Praxis ihr Vertrauen schenken.
Von der ePA über DiGA bis zum Patienten-ABC: Die Produktionen von TV-Wartezimmer decken auch komplexe Themen aus dem Gesundheitssystem ab. Warum ist es vor dem Arztbesuch so wichtig, Patientinnen und Patienten mit diesem Wissen auszustatten?
Christian Siebke: Gesundheitsversorgung bedeutet weit mehr, als nur Krankheiten zu heilen. Patientinnen und Patienten sind Subjekte und nicht Objekte des Gesundheitssystems. Dazu gehört auch ein systemisches Verständnis des Gesundheitssystems, seiner Akteure und der Abläufe. Diese Transparenz schafft gesellschaftliche und politische Akzeptanz und begegnet wirksam Klischees und Vorurteilen. Konkrete Beispiele sind Themen wie der Patientenombudsmann, Fragen zur Datenspeicherung und zu Patientenrechten oder auch die Vergütung ärztlicher Leistungen. Wenn Patientinnen und Patienten diese Zusammenhänge verstehen, kommen sie nicht nur informierter, sondern auch mit realistischeren Erwartungen in die Praxis. Das stärkt das gegenseitige Verständnis und die Qualität der Versorgung.
Gut informierte Patientinnen und Patienten kommen so also besser vorbereitet ins Arztgespräch. Verändert das die Arzt-Patienten-Beziehung? Und wie erleben Ärztinnen und Ärzte und ihre Praxisteams diese Entwicklung?
Christian Siebke: Ja, definitiv, gute Vorbereitung verändert die Arzt-Patienten-Beziehung nachhaltig – und zwar in beide Richtungen positiv. Die Praxis kann ihre zentralen Themen und Informationsangebote dort platzieren, wo Patientinnen und Patienten unweigerlich eine wesentliche Zeit verbringen. Patientinnen und Patienten wiederum erhalten einen vertrauenswürdigen Zugang zu Gesundheitsinformationen, die über den konkreten Anlass ihres Praxisbesuchs hinausgehen. Vorinformierte und aktivierte Patientinnen und Patienten fragen Leistungen gezielter und proaktiver nach. Mit dem „Schaufenster" im Wartezimmer kann die Praxis zudem Veränderungen, Urlaube oder Veranstaltungen sowie ihre Werte und Schwerpunkte effizient und prominent kommunizieren. Das Praxisteam muss nicht jede Frage zehnmal beantworten, was Stress und Konflikte im Praxisalltag entschärfen kann. Zusammen mit dem Patientenaufruf entlasten all diese Faktoren die Abläufe in der Praxis spürbar und schaffen mehr Zeit für das, was wirklich zählt: die medizinische Versorgung.
Weitere Informationen zu TV-Wartezimmer finden Sie hier