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Corona-News

Einigkeit sieht anders aus: Währen das Robert-Koch-Institut (RKI) der Bevölkerung das Tragen einer einfachen Mund-Nasen-Schutzes (Alltagsmaske/Op-Maske) empfiehlt, kritisieren immer mehr Menschen diese Corona-Regel massiv. Auch gelten, je nach Bundesland, unterschiedliche Vorgaben in Bezug auf die Maskenpflicht. Die Bundesregierung in Berlin schafft es seit Anfang April 2020 nicht, die Notwendigkeit der Maskenpflicht als Corona-Maßnahme an die Bevölkerung zu vermitteln. Viele Bundesbürger wenden sich mit Fragen zum Coronavirus und den dazugehörigen Maßnahmen an ihren Arzt. Der Ärztenachrichtendienst (änd.de) hat nun auch 2.100 niedergelassene Haus- und Fachärzte aus dem gesamten Bundesgebiet zum Thema Maskenpflicht befragt.

Deutliche Mehrheit der Ärzte für Maskenpflicht

Eine deutliche Mehrheit von 65 Prozent der Ärzte im Land zeigt sich überzeugt davon, dass eine Maskenpflicht in der Corona-Krise richtig und wichtig ist. Sie sind sicher, dass die geltende Maskenpflicht dabei hilft, die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen beziehungsweise zu verlangsamen. Insgesamt 14 Prozent der Ärzte halten eine Pflicht zum Tragen von einem Mund-Nase-Schutz in der Corona-Krise jedoch für überflüssig.

Was Ärzte an der Maskenpflicht kritisieren

Das Tragen einfacher Stoff-Masken in der Öffentlichkeit schade zwar nicht – helfe aber auch nicht viel. Weitere 21 Prozent warnen sogar deutlich vor einer Maskenpflicht als Schutz vor einer Corona-Infektion. Allerdings nicht, weil sie nicht an die Wirksamkeit der Masken als Schutz anderer Menschen glauben. Vielmehr würde das Tragen der Masken zu leichtsinnigem Verhalten in U-Bahn & Co verleiten und das Risiko der Ansteckung mit dem Coronavirus sogar erhöhen: Die Träger wähnten sich insbesondere mit einer OP-Maske oder mit FFP2-Masken gegenüber anderen Menschen in trügerischer Sicherheit, vernachlässigten eventuell den Sicherheitsabstand, berührten zu oft mit den Händen das Gesicht oder desinfizierten die Masken nicht in ausreichendem Maße, lauten die Befürchtungen mancher Ärzte.

Maskenpflicht in Arztpraxen sinnvoll?

Für eine Maskenpflicht in Arztpraxen sprach sich aber die Mehrheit der befragten Mediziner aus: 61 Prozent halten die Maskenpflicht hier für angebracht, da ihnen solche festen Vorgaben die Diskussion mit uneinsichtigen Patienten ersparen könnten. 25 Prozent sehen eine generelle Verpflichtung für Masken in Arztpraxen eher kritisch. Das müsse jeder Arzt für seine eigene Praxis entscheiden und umsetzen dürfen, so die Argumentation der Kritiker. 14 Prozent halten eine Maskenpflicht in Arztpraxen gar für gefährlich. Auch hier sorgt nicht der Mund-Nasen-Schutz an sich für Bedenken, sondern der möglicherweise unprofessionelle Umgang damit: Selbstgebaute Masken und inkonsequente Handhabung durch Patienten könnten eher zur zusätzlichen Infektionsgefahr in der Arztpraxis werden, so die Befürchtung.

In Wartezimmern sind Masken noch eine Ausnahme

Und wie sieht es in den Praxen im Moment aus? In rund jeder vierten Praxis (24 Prozent) werden im Wartezimmer derzeit konsequent Masken als Schutz gegen das Coronavirus getragen, weil das Praxisteam dies fordert. Kommt ein Patient ohne Maske, bekommt er eine OP-Maske gestellt. Etwas über die Hälfte der Ärzte (54 Prozent) berichtet dagegen, dass nur ein Teil der Patienten freiwillig eine Maske gegen das Coronavirus trage. Die Praxis freue sich über jeden Patienten, der einen eigenen Mund-Nase-Schutz mitbringe – jedoch könne dem Rest keine entsprechende Bedeckung zur Verfügung gestellt werden. 22 Prozent gaben schließlich an, dass im eigenen Wartezimmer kaum Masken zu sehen seien.

Lage bei Schutzausrüstung entspannt sich

Auch die für Ärzte und Praxispersonal zur Verfügung stehenden Masken waren Thema der Umfrage: Immerhin 40 Prozent der Mediziner gaben an, dass sich die Lage inzwischen entspannt habe. Es seien nun genug Masken vor Ort. Allerdings betonten satte 55 Prozent, dass nach wie vor nur wenige Masken für das medizinische Personal zur Verfügung stünden. Die vorhandenen OP-Masken und FFP2-Masken müssten daher häufiger genutzt werden, als es eigentlich empfehlenswert sei. 5 Prozent gaben an, dass sie trotz der Gefahr, sich und andere mit Covid-19 anzustechen, ohne Maske Patienten behandelten, da nach wie vor nicht genügend OP-Masken und FFP2-Masken verfügbar seien.