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Corona-News

Die Patientinnen und Patienten in Deutschland sind auch in schwierigen Zeiten sehr zufrieden und haben großes Vertrauen zu „ihren“ Haus- und Fachärzten. Das belegen die Aussagen der neuesten Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), die unter über 6.000 zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürger von Ende März bis Ende April 2021 stattgefunden hat. Damit erfolgte die Telefonumfrage während einer Hochphase der Corona-Pandemie. „Die Ergebnisse zeigen eindrucksvoll, wie leistungsfähig die ambulante Versorgung in den Praxen der Hausärzte, Fachärzte und Psychotherapeuten und ihrer Teams ist“, stellt der KBV-Vorstandschef Andreas Gassen fest.

Die fachliche Kompetenz ihrer Ärztinnen und Ärzte stuften 91 Prozent der befragten Erwachsenen demnach gut oder sehr gut ein. Auch das Vertrauensverhältnis habe mit 90 Prozent auf einem sehr hohen Niveau gelegen – ähnlich wie bei der Versichertenbefragung im Vorjahr. „In der Corona-Krise mussten sich die Patientinnen und Patienten in besonderer Weise auf ihre Ärztinnen und Ärzte verlassen. Diese Zahlen belegen ganz klar, dass sie das auch konnten“, sagt Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KBV. Ein erster Teil der Versichertenbefragung mit Einschätzungen der Teilnehmer zur Corona-Pandemie wurde bereits im April veröffentlicht.

Wartezeiten haben sich verkürzt

Die Zahl der Arztpraxisbesuche ist laut der KBV im Vergleich zur letzten Befragung um etwa fünf Prozent gesunken – Zahnarzttermine oder Krankenhausaufenthalte wurden dabei nicht erfasst. Zudem kamen weniger Patientinnen und Patienten mit akuten Problemen in die Praxis. „Das liegt wahrscheinlich an der geringeren Zahl saisonal üblicher Infekte aufgrund der Hygienemaßnahmen und Kontaktverbote“, erklärt Gassen. 80 Prozent der Befragten waren in den vergangenen zwölf Monaten bei Haus- oder Fachärzten in der Praxis, um sich selbst behandeln oder beraten zu lassen. Im langfristigen Schnitt bis 2019 waren es noch 86 Prozent. Jüngst gab eine Vorsorgeuntersuchung in 25 Prozent und eine Impfung in 3 Prozent der Fälle den Anlass, Niedergelassene aufzusuchen. Durchschnittlich machte beides zusammen sonst 23 Prozent aus. Aufgrund des Umfragezeitraums spielen bei dieser Verschiebung die Corona-Schutzimpfungen keine große Rolle.

Bei den Wartezeiten in der Praxis hat sich ein Trend, der sich bereits zu Beginn der Corona-Krise in 2020 angedeutet hatte, in der neuen Umfrage sichtbar verstärkt: Während bis zum vergangenen Jahr rund 26 Prozent der Patientinnen und Patienten über 30 Minuten im Wartezimmer gewartet haben, waren es dieses Jahr nur noch 15 Prozent. Oft ging es viel schneller – vor allem in der hausärztlichen Versorgung. Zuletzt mussten 43 Prozent maximal eine Viertelstunde in der Praxis warten. Auf den Termin hatten 82 Prozent der Befragten nach eigenem Empfinden nicht lange warten müssen. Bei 40 Prozent waren es mehr als drei Tage, bei 18 Prozent bis zu drei Tage. Große Unterschiede zwischen gesetzlich und privat Versicherten gab es dabei nicht. Auf einen Termin beim Spezialisten muss man laut KBV schon immer deutlich länger warten als auf Hausarzttermine, wobei sich diese Diskrepanz im Vergleich zu den Ergebnissen früherer Versichertenbefragungen etwas abgeschwächt habe.

Videosprechstunden haben zugenommen

Deutlich zugenommen haben im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit die Videosprechstunden. Die Hälfte der Befragten nutzt sie bereits oder würde sie nutzen. Vor zwei Jahren waren es noch 37 Prozent. Es sind laut der KBV vor allem die jüngeren Menschen in den Großstädten, die der Videosprechstunde aufgeschlossen gegenüberstehen. Für die Sicherstellung der Versorgung der älteren Bevölkerung in den ländlichen Gebieten sei sie daher nicht die richtige Option.

Die KBV wollte auch wissen, wie die anderen Neuheiten aus dem Gesundheitssektor ankommen: Insgesamt 57 Prozent waren gemäß der Versichertenbefragung der Ansicht, dass eine elektronische Patientenakte die Behandlung medizinischer Probleme verbessern könnte. 33 Prozent gehen nicht davon aus. Im Frühjahr hatten zudem 25 Prozent von digitalen Gesundheitsanwendung (DiGAs) gehört, die Ärzte etwa in Form von Handy-Apps verordnen können, und nur 5 Prozent hatten sie schon genutzt.