Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Geldanlagen

Seit der EZB-Zins auf 0,00 Prozent gesunken ist, herrscht in Sparerkreisen Ratlosigkeit. Tagegeld wirft im Schnitt nur noch 0,50 Prozent ab, teilweise auch gar nichts mehr. Schon droht der Negativzins: Dass man also der Bank etwas geben muss, wenn sie unser Geld aufhebt. Dazu kommt noch die Inflation, wie Dr. Ulrich Kater von der Deka-Bank erklärt: „Bei einer in Deutschland für die Zukunft zu erwartenden Inflationsrate von 1,75 Prozent wird alle 40 Jahre der Wert des Geldscheins halbiert.“ Experten gehen davon aus, dass die Jetztsituation noch lange dauern wird. Inzwischen kann man sich fast schon freuen, wenn man 1.000 Euro angelegt hat und diese Summe am Jahresende noch da ist. Da ist eine gute Strategie gefragt, wie man trotzdem das Beste aus der Niedrigzinsphase herausholt.

Faustregel 1: Nicht alles auf eine Karte setzen

Dafür mischen und streuen. Nach einer Untersuchung einer Frankfurter Finanz-Agentur kostet die mangelnde Streuung dem Anleger im Schnitt rund vier Prozent Rendite. Einzelne Aktien etwa sind wesentlich riskanter als ein Korb voller verschiedener Titel zum Beispiel mit nationaler oder internationaler Indexfonds. Sinnvoll ist daher immer eine ausgewogene Mischung von Aktien oder Fonds und Festzins-Anlagen.

Faustregel 2: Flexibel bleiben

Ärzte zählen nicht selten zu den eher risikoscheuen Anlegern, die nach wie vor am liebsten auf Festzinsen setzen. Trotzdem sollte man aber besser die Finger von Anlagen lassen, die mehr als zwei Jahre laufen. Denn das ist reale Geldvernichtung, weil man nicht flexibel auf Zinsänderungen im Geldmarkt reagieren kann. Ratsam wäre auch, Laufzeiten zu staffeln – etwa in Festgeld, mit einem halben, mit einem und mit zwei Jahren. Die (Online-)Suche nach Spitzenreitern mit 1,20 bis 1,60 Prozent Zinsen im Jahr lohnt sich in jedem Fall.

Faustregel 3: Keine Einmalanlage, sondern stetig sparen

Mit einer einmaligen Investition kann man schief liegen, regelmäßiges Sparen puffert Einbrüche ab. Beispiel: Man zahlt jeden Monat den gleichen Beitrag ein und erwirbt bei niedrigen Kursen automatisch mehr Fondsanteile. Wenn der Markt wächst, steigt auch der Wert der Anteile, die der Sparer bereits hat. Dafür erwirbt man entsprechend weniger Anteile. So wird ein günstiger, durchschnittlicher Kaufpreis erreicht. Fachleute bezeichnen dies als den Cost-Average-Effekt. Auf Dauer verliert er natürlich etwas an Wirkung. Denn ab einem bestimmten Zeitraum gewinnt die allgemeine Entwicklung des Kursverlaufs an Bedeutung.

Faustregel 4: Rendite und Sicherheit schließen sich (leider oft) aus

Wer sich nicht mit fast Nullzinsen zufriedengeben mag, kann auf Aktien gehen. Diese sind zwar immer Schwankungen ausgesetzt, doch auf lange Sicht erzielen gute Aktienfonds oder auch Mischfonds deutlich höhere Erträge als Zinsanlagen. Gerade langfristig ausgerichtete Sparpläne, bei denen regelmäßig Fondsanteile hinzugekauft werden, sind daher für den Vermögensaufbau gut geeignet.

Alternativen mit Risiko: Freilich gibt es viele andere Geldanlagen. Von Unternehmensanleihen über Immobilien- oder Hedgefonds bis hin zu Edelmetallen und Kunstwerken. Aber überall stehen auch Stolpersteine. Für Ärzte empfiehlt es sich, beim Vermögensaufbau Prioritäten zu setzen: 1. Versorgungswerk plus Aufstockung. 2. kurzfristige Zinsanlagen. 3. langfristiger Investmentsparvertrag. Der Experte Daniel Schneider, Leiter Brokerage bei Comdirect, erklärt es so: „Das Timingproblem lässt sich mit einem Fondssparplan unkompliziert lösen. Denn wer regelmäßig einen festen Betrag in Investment- oder Indexfonds investiert, handelt antizyklisch, was sich im Endeffekt positiv auf die Rendite auswirkt.“

Beispiel: Cost-Average-Effekt  (Fondssparplan)
Monatliche Einzahlung
Marktpreis eines Anteils
Erworbene Anteile
1. Monat: 50 € 50 € 1,00 Anteile
2. Monat: 50 € 25 € 2,00 Anteile
3. Monat: 50 € 75 € 0,66 Anteile
Ergebnis: 150 € durchschnittlich 50 € 3,66 Anteile

Unter dem Strich wurden 150 Euro eingezahlt und zu einem durchschnittlichen Marktpreis von 50 Euro insgesamt 3,66 Anteile erworben. Dabei sollte man meinen, für 150 euro nur 3,00 Anteile zu 50 Euro zu bekommen – das Plus entsteht durch den Cost-Average-Effekt.