Interview: Gold schützt Anleger vor dem Wertverlust der eigenen Währung
A&W RedaktionInterview mit Vermögensverwalter Toni Vetter von der <a href=„https://bvp-vermoegen.de/“ target=„_blank“ rel=„noopener“>BV&P Vermögen AG in Kempten </a>zur Entwicklung des Goldpreises und warum das Edelmetall dennoch eine gute Investition bleibt.
Herr Vetter, Gold gilt vielen Anlegern als der Inflationsschutz schlechthin. Doch in diesem Jahr hat das Edelmetall in Dollar trotz hoher Inflation in den USA bis zu 25 Prozent an Wert verloren. Wie passt das zusammen?
Toni Vetter: Der Goldpreis in Dollar kam vor allem wegen der entschiedenen Zinspolitik der US-Notenbank unter Druck. Wegen etlicher Zinserhöhungen um jeweils 0,75 Prozentpunkte stieg der Realzins dort deutlich – genauer: Er wurde dadurch weniger negativ als zuvor. Aber auch solche Anstiege belasten den Goldpreis.
Ist das der Grund, warum der Goldpreis in Euro weniger stark gesunken ist?
Toni Vetter: Die Europäische Zentralbank hielt sich anders als die Federal Reserve mit Zinserhöhungen zunächst zurück. Das spiegelte sich in der Tat im Goldpreis, der gemessen in Euro zunächst weniger stark gesunken ist. So hat Gold in Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren (Stand Ende Oktober) um rund 50 Prozent zugelegt, in Dollar aber „nur“ um 30 Prozent.
Das müsste sich auch in den Wechselkursen zeigen…
Toni Vetter: Richtig erkannt! Der Euro ist von Anfang 2018 bis Ende Oktober 2022 von rund 1,2 auf 0,97 Dollar gefallen. Dieser Rückgang entspricht 20 Prozent und damit genau der Differenz der Wertentwicklung zwischen dem Goldpreis in Euro und dem Goldpreis in Dollar.
Also macht der Realzins den Unterschied? Er bestimmt über die Attraktivität einer Währung – und über die Entwicklung des Goldpreises in dieser Währung. Je niedriger der Realzins, desto mehr profitiert Gold. Euro-Anleger konnten mit dem Metall den jüngsten Kaufkraftverlust der Währung zum guten Teil kompensieren.
Toni Vetter: Diesen Zusammenhang konnte man nicht nur im Euro beobachten, wo Gold über die vergangenen zwölf Monate um sechs Prozent zulegte. Besonders eindrucksvoll schützte das Edelmetall Goldbesitzer vor dem Kaufkraftverlust der türkischen Lira, wo sein Preis in dieser Zeit um fast 80 Prozent hochschoss. In japanischen Yen betrug der Zuwachs wegen der laxen Notenbankpolitik knapp 20 Prozent.
Welches Fazit lässt sich daraus ziehen?
Toni Vetter: Ich denke, man sollte Gold weniger als Rendite-Investment sehen, sondern eher als eine Anlage, mit der man sich vor dem Wertverlust bzw. der sinkenden Kaufkraft der eigenen Währung schützen kann. Besonders deutlich wird dies auf sehr lange Sicht. So ist der Preis einer Feinunze Gold in 50 Jahren von 35 auf jetzt über 1.700 Dollar geklettert. Wer Gold so lange hielt, entging mit diesem Teil des Vermögens dem Kaufkraftverlust des Dollars in dieser Zeitspanne.
Autor: Jürgen Lutz