Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Versicherungen

Die Zahlen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sind beeindruckend. 194.309 Millionen Euro geben die Deutschen pro Jahr für Versicherungen aus (Stand: 2016). Das sind rund 2.371 Euro pro Person.

Nun ist die beste Versicherung natürlich immer die, die man nicht braucht. Einerseits. Andererseits ist es angesichts der horrenden Ausgaben verständlich, dass etliche Kunden dem Geld hinterhertrauern, das sie für Versicherungen ausgeben, die sie selten oder gar nicht in Anspruch nehmen.

Das hat auch die Branche inzwischen erkannt – und umwirbt ihre Kunden mit immer neuen Angeboten, die Versicherten bei Schadensfreiheit einen Teil ihrer Beiträge erstatten. Doch so verlockend die Ausführungen der gut geschulten Vertriebsprofis auch klingen: Nicht jede Variante ist sinnvoll.

Sonderangebote für Ärzte

arzt-wirtschaft.de FINANZEN hat die wichtigsten Infos zu vermeintlichen (und echten) Schnäppchen zusammengetragen: So sind Ärzte begehrte Kunden bei privaten Krankenversicherungen. Weil sie sich oft selbst behandeln, können sie ihrer Assekuranz einige kostspielige Behandlungen ersparen. Daher erhalten sie bei Allianz und Co. vielfach besonders günstige Tarife. Doch die Privaten haben noch andere Methoden, ihre Kunden für hohe Kostenersparnis zu belohnen. Wer sich ein Jahr lang nicht auf Kosten der Gesellschaft behandeln lässt, erhält in vielen Tarifen einen Teil der Beiträge zurück.

Es kann sich deshalb lohnen, kleinere Rechnungen nicht einzureichen, um die Erstattung zu sichern. Je nachdem, wie hoch die erwartete Rückzahlung ausfällt, sollten Ärzte sich in dieser Sache aber mit ihrem Steuerberater kurzschließen.

Hintergrund: Die Beiträge zur privaten Krankenversicherung lassen sich – je nach Tarif ganz oder teilweise – von der Steuer absetzen. Eine Erstattung mindert diese Steuerersparnis. Im schlimmsten Fall kann das vermeintliche Sparmodell am Ende sogar noch Geld kosten. Ärzte sollten sich daher durchrechnen lassen, ob es sinnvoller ist, der Versicherung Kosten zu sparen und den Bonus mitzunehmen oder ob sie besser damit fahren, die Kosten möglichst umfassend in die Steuer zu bringen.

Kassenmodell optimal nutzen

Auch wer gesetzlich krankenversichert ist, kann sich von seiner Kasse Geld zurückholen, wenn er oder sie ein Jahr keine medizinischen Leistungen in Anspruch genommen hat (Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen zählen nicht mit). Voraussetzung dafür ist aber, dass sich das Kassenmitglied aktiv in einen sogenannten Wahltarif eingetragen hat.

Fragwürdiges Auslaufmodell

Private Unfallversicherungen sortieren Verbraucherschützer normalerweise in die Kategorie „bedingt sinnvoll“ ein, da sie einen Kunden lediglich gegen bleibende Schäden nach einem Unfall absichern und die gezahlten Beträge oft recht dürftig sind. Bei einer Variante der Unfallversicherung gehen die Experten allerdings einen Schritt weiter und raten definitiv vom Abschluss ab. Die Rede ist von Policen mit Prämienrückgewähr.

Verkauft werden solche Produkte meist mit dem Argument, dass Kunden, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums unfallfrei bleiben, zumindest einen Teil ihrer Beiträge zurückerhalten.

Das klingt prima. Nur leider ist die Aussage nicht ganz zutreffend. In Wahrheit nämlich schließen Kunden, die sich für eine solche Police entscheiden, zwei Verträge ab: einmal die eigentliche Unfallversicherung und einmal einen (meist lausig verzinsten) Sparvertrag.
Seit Beginn der Niedrigzinsphase werden solche Produkte zwar immer seltener angeboten, denn Negativrenditen verkaufen sich nicht besonders gut. Für den Fall, dass dennoch ein Vertreter mit einem solchen Angebot bei ihnen vorspricht, sollten Ärztinnen und Ärzte ohne Wenn und Aber ablehnen.

Rabatte für Autofahrer

Bei der Autoversicherung können Niedergelassene viel Geld sparen, wenn sie deren Leistungen über längere Zeit nicht in Anspruch nehmen, denn die Kosten für den Kfz-Schutz hängen maßgeblich davon ab, wie lange der Versicherte keinen Unfall verschuldet hat.

Wer fünf und mehr Jahre schadensfrei unterwegs war, kann sich in der Vollkasko und in der Haftpflichtversicherung über Nachlässe von bis zu 70 Prozent auf seine Beiträge freuen. Keine Vorteile haben hingegen Ärzte, die lediglich eine Teilkasko-Versicherung abgeschlossen haben, etwa, weil es sich bei ihrem Wagen um ein recht betagtes Modell handelt. Grund: Bei dieser Variante der Kfz-Police wirken sich (fehlende) Schadensregulierungen nicht auf den Rabatt aus, da sie ohnehin keine Schäden abdeckt, die der Kunde selbst verschuldet hat.

Verträge mit Gruppendynamik

Kein spezieller Tarif, sondern ein eigenes Geschäftsmodell verbirgt sich hinter dem Konzept von „Friendsurance“. Kunden die dieselbe Versicherungsart, etwa eine Hausratversicherung abschließen wollen, bilden hier eine Gruppe von 5 bis 16 „Freunden“.

Für sie verhandelt Friendsurance Verträge mit hohen Selbstbeteiligungen aus. Das senkt den Versicherungsbeitrag. Der Kunde zahlt aber dennoch so viel wie in einem regulären Tarif. So entsteht ein Finanzpolster, mit dem sich kleinere Schäden innerhalb der Gruppe regulieren lassen. Erst bei Summen oberhalb des Selbstbehalts springt die Versicherung ein. Passiert nichts, erhalten die Mitglieder der Gruppe einen Schadensfreiheitsbonus ausgezahlt.

Ob und wie viel sich auf diese Weise sparen lässt, hängt auch davon ab, mit wem sich ein Kunde eine Gruppe teilt. Denn wenn nur einer der Versicherungsfreunde einen höheren Schaden hat (oder meint, einen kleineren Schaden melden zu müssen), gefährdet er damit die Erstattung aller Mitglieder.

Alles in allem scheint das System aber zu funktionieren: Nach Angabe von Friendsurance erhalten etwa 80 Prozent der Kunden Geld zurück. Die bislang höchste Erstattung, die das Unternehmen nach eigenen Angaben geleistet hat, gab es Anfang 2018: Die Summe lag bei 310,32 Euro.

Expertentipps für unsere Leser:

Taktik: Bei der privaten Krankenversicherung kann es sich steuerlich lohnen, nicht jede Kleinstrechnung einzureichen.

Neuer Trend: Eine Gruppe von Freunden/Kunden bilden eine Gruppe und sichern sich so günstige Tarife.

Preisvergleich: Es zahlt sich für den Geldbeutel aus, wenn man einmal im Jahr einen Kfz-Versicherungsvergleich macht.