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Dermatologie

Manchmal kommt es vor, dass pharmakologische Behandlungen statt des erwünschten heilenden, einen gegenteiligen Effekt hervorbringen, eine sogenannte paradoxe Reaktion.

Biologika sind eine hochwirksame Therapie bei Psoriasis

Bei Patienten mit Plaque-Psoriasis, die eine Behandlung erhalten mit hochwirksamen Biologika, die den Tumor-Nekrose-Faktor (TNF), Interleukin (IL)-12/23, IL-23 oder IL-17 blockieren, kann es passieren, dass sie unerwünschte Hauterscheinungen entwickeln. Zum Beispiel kutaner Lupus, paradoxe Psoriasis, granulomatöse Erkrankungen oder auch ein paradoxes Ekzem. Das kann manchmal so schlimm sein, dass die Patienten die Psoriasis-Behandlung mit dem Biologikum abbrechen müssen.

Ein Forscherteam der Abteilung für Muskel-Skelett- und Dermatologie-Wissenschaften der Universität Manchester hat versucht, Risikofaktoren für die Entwicklung paradoxer Ekzeme bei unterschiedlichen Biologika zu identifizieren. Die Ergebnisse hat das Fachjournal „JAMA Dermatology“ veröffentlicht.

Forscher untersuchten vier Biologika-Gruppen

In einer prospektiven Kohortenstudie werteten die Forscher Daten der britischen Datenbank BADBIR (British Association of Dermatologists Biologic and Immunomodulators Register) aus. Sie schlossen in ihre Studie 13.699 Patienten mit Plaque-Psoriasis ein, die in mehr als 160 verschiedenen dermatologischen Kliniken insgesamt 24.997 Biologika-Expositionen erhalten hatten. Fast die Hälfte von ihnen waren mit TNF-Inhibitoren (47 Prozent) behandelt worden, gefolgt von IL-12/23-Inhibitoren (26 Prozent), IL-17-Inhibitoren (19 Prozent) und IL-23-Inhibitoren (8 Prozent). Das durchschnittliche Alter der Teilnehmer betrug 46 Jahre und 57 Prozent waren männlich. Die Forscher sammelten Daten zur Dauer der Therapie, Ausgangskomorbiditäten, unerwünschten Ereignissen sowie demografischen Daten.

Ergebnisse der Studie:

  • Insgesamt entwickelten 241 Patienten 265 paradoxe Ekzeme, die die Forscher auf 273 Biologika-Behandlungen zurückführten.
  • 20 dieser Patienten hatten mehr als einmal ein paradoxes Ekzem.
  • Patienten, die eine Behandlung mit TNF-Inhibitoren erhalten hatten, waren am häufigsten von paradoxen Ekzemen betroffen. 50 Prozent der Patienten mit einem einmaligen Ekzemereignis und sogar 80 Prozent der Patienten mit mehr als einem Ereignis hatten TNF-Inhibitoren bekommen.
  • IL-17-Inhibitoren hatten 19 Prozent der Patienten mit einem Ereignis und 10 Prozent der Patienten mit mehr Ereignissen angewendet.
  • IL-12/23-Inhibitoren waren bei 28 Prozent der einmaligen Ereignisse und 2 Prozent der mehrfachen Ereignisse zum Einsatz gekommen.
  • Am seltensten (3 Prozent) waren paradoxe Ekzeme auf IL-23-Inhibitoren zurückzuführen.
  • Am häufigsten waren die Ekzeme im Gesicht, am Hals und an den Gliedmaßen lokalisiert. Rumpf, Hände und Füße waren seltener betroffen.
  • Demografische und anamnestische Risikofaktoren waren: Höheres Alter, weibliches Geschlecht sowie Neurodermitis oder Heuschnupfen in der Vorgeschichte.

Die Inzidenz von paradoxen Ekzemen unter Biologika-Behandlung der Plaque-Psoriasis ist insgesamt sehr gering. Im Vergleich zu TNF- und IL-17-Inhibitoren war in dieser Studie das Risiko eines paradoxen Ekzems bei IL-23-Inhibitoren am geringsten. „Diese Erkenntnisse müssen wiederholt werden. Zukünftige Studien mit mehr Expositionen und paradoxen Ekzemereignissen würden eine fundiertere Analyse einzelner Medikamente und Patientenuntergruppen ermöglichen“, betont Dr. Ali Al-Janabi, korrespondierender Autor der Studie.

Quelle: https://jamanetwork.com/journals/jamadermatology/fullarticle/2812208