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Medizin

Bei rüstigen Älteren können endoprothetische Eingriffe zu vergleichbaren Ergebnissen führen wie bei jüngeren Patienten. Oft ist im Einzelfall jedoch das Für oder Wider einer Operation schwierig abzuwägen. Hilfestellung geben die Gonarthrose- und Coxarthrose-Leitlinien. Eine Abfrageliste von Kriterien soll die Entscheidung zum weiteren Prozedere erleichtern. Dazu gehören:

  • Leidensdruck der Patienten,

  • Einschränkung der Lebensqualität,    

  • Versagen konservativer Therapie,

  • Prüfung alternativer Therapien,

  • Diagnosesicherung, objektiv und subjektiv,

  • Kontraindikationen,

  • Optimierung modifizierbarer Risikofaktoren,

  • Entscheidungsfindung gemeinsam mit dem Patienten.

Je fitter, umso flotter die Erholung 

Der Ausgang einer endoprothetischen Operation hängt wesentlich davon ab, wie fit ein älterer Patient vor dem Eingriff ist. „Ausschlaggebend für ein zufriedenstellendes Operationsergebnis in hohem Alter ist heute vorrangig die körperliche und geistige Verfassung, weniger das Geburtsdatum“, erklärte Prof. Carsten Perka, Charité – Universitätsmedizin Berlin, im Rahmen einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). Und: „Eine gute Vorbereitung auf die OP hilft, die Risiken in den Griff zu bekommen und das Ergebnis zu verbessern.“ 

Eine solche Prärehabilitation, bei der etwa mit gezielter Physiotherapie das Gehen an Unterarmstützen geübt wird, die Atemkapazität erweitert sowie die Muskulatur gekräftigt wird, habe sich bewährt. Es gilt die Devise: „Better in – better out“, so Perka. 

Komorbiditäten berücksichtigen

Darüber hinaus hat die vielfach bestehende Multimorbidität im Alter einen wesentlichen Einfluss auf die Operationstüchtigkeit. Denn etwa jeder fünfte Patient über 70 Jahre leide an mindestens fünf Krankheiten gleichzeitig, erinnerte Perka. Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus müssten vor einer OP gut eingestellt werden, eine mögliche Unterernährung müsse abgeklärt und ein Vitaminmangel behoben werden. 

Altersspezifisch schonende Eingriffe 

Wichtige Voraussetzung zum Gelingen des Eingriffs ist es schließlich, altersspezifische Gegebenheiten für das chirurgische Vorgehen bei Hüft- und Kniegelenkoperationen zu berücksichtigen. Dafür bieten sich chirurgische Operationskonzepte mit geriatrisch-medizinischer Begleitung an. So ist zum Beispiel der Schutz vor Auskühlung während der Operation eine ebenso notwendige Vorsichtsmaßnahme wie eine kontrollierte Infusionsbehandlung. Darüber hinaus tragen die Wahl einer laparoskopischen Operationsmethode anstatt eines offenen Eingriffs sowie eine angepasste Anästhesie zur Schonung der Patienten bei.

Infektionsquellen ausmerzen

Bei Älteren ist die Gefahr von Implantat-infektionen nach Knie- und Hüftgelenk-OPs erhöht. Deshalb sollten im Vorfeld Entzündungen etwa der Zähne oder der Harnblase, auch Wunden oder Pilz-erkrankungen behandelt werden. Dafür ist eine Vorbereitungszeit von einem halben Jahr vor dem geplanten Eingriff sinnvoll.

Quelle:

u. a. AWMF-Register-Nr. 033-052

www.dgou.de