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Medizin

In rund 30 % der Fälle entspringt die Parkinson-Erkrankung nicht im zentralen Nervensystem, sondern im Nervensystem des Darms. Dabei lagern sich Alpha-Synuclein-Aggregate zunächst in Neuronen des enterischen Nervensystems ab und breiten sich danach weiter im Körper aus.

Die isolierte REM-Schlaf-Verhaltensstörung (isolated rapid eye movement sleep behavior disorder; iRBD) gilt als potenzielle Vorstufe dieser speziellen Parkinson-Form. Es handelt sich um eine Parasomnie, bei der lebhafte und erschreckende Träume während des REM-Schlafes teils komplexe Bewegungen hervorrufen. Sie kann zehn bis 20 Jahre vor der Parkinson-Diagnose auftreten.

Innovative Nachweismethode

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Heinrich-Heine-Universität (HHU) Düsseldorf, des Forschungszentrum Jülich und der Uniklinik Köln konnten in einer aktuellen Studie zeigen, dass im Stuhl von iRBD-Patienten die Konzentrationen von Alpha-Synuclein-Aggregaten erhöht sind. Hierfür haben sie eine neue Nachweismethode entwickelt.

Sie basiert auf einer mit Antikörpern beschichteten Glasoberfläche, die bestimmte Aminosäuren des Alpha-Synuclein-Proteins binden. Detektionsantikörper, die an einen Fluoreszenzfarbstoff gekoppelt sind, reagieren ausschließlich mit den gebundenen Alpha-Synuclein-Aggregaten. In der Folge wird der Farbstoff aktiviert, was am Fluoreszenzmikroskop nachgewiesen werden kann. Auf diese Weise quantifizierten die Forschenden die Spiegel von Alpha-Synuclein-Aggregaten im Stuhl von 94 Parkinson-Patienten, 72 iRBD-Patienten und 51 gesunden Kontrollpersonen.

Vielversprechender Ansatz für Diagnostik

Dabei stellte sich heraus, dass Patienten mit iRBD signifikant höhere Spiegel von α-Synuclein-Aggregaten aufwiesen als Gesunde oder Patienten mit Parkinson. „Diese Erkenntnisse können zu einem nicht-invasiven Diagnostiktool für noch symptomfreie („prodomale“) Synucleinopathien – einschließlich Parkinson – führen. Damit könnten frühzeitig Therapien eingeleitet werden, bevor Symptome auftreten“, erklärte Studienleiter Prof. Erdem Gültekin Tamgüney vom Institut für Physikalische Biologie der HHU.

Bevor das Verfahren in die klinische Praxis Einzug halten könne, seien jedoch noch weitere Forschungsarbeiten notwendig. So sei unter anderem zu klären, warum der Spiegel bei Parkinsonpatienten niedriger lag als bei iRBD-Patienten.