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Urologie

Prostatakrebs ist in Deutschland die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Über 62.000 Männer erkranken daran jedes Jahr. Obwohl Männer ab 45 Jahren einmal jährlich Anspruch auf eine Krebsvorsorgeuntersuchung der Prostata haben, nehmen viele dieses Angebot nicht wahr.

20 – 50 Prozent der Prostatakrebs-Patienten erleiden Rezidiv

Nach einer erfolgreichen Behandlung des Prostatakarzinoms (PCa) kommt es bei ungefähr 20 – 50 Prozent der Männer innerhalb von zehn Jahren zu einem biochemischen Rezidiv mit einem Anstieg des PSA-Wertes (Prostata-spezifisches Antigen). Das ist möglicherweise ein Hinweis auf regionale oder entfernte Mikrometastasen, die in der Bildgebung noch jahrelang unsichtbar sein können. Die Wahrscheinlichkeit erneut an Prostatakrebs zu erkranken oder daran zu sterben ist dadurch erhöht. Vor allem Patienten mit einer PSA-Verdopplungszeit von weniger als neun Monaten sind besonders gefährdet.

Patienten mit biochemischem Rezidiv erhalten üblicherweise eine Androgendeprivationstherapie (ADT), um die Produktion von Testosteron zu vermindern. Denn das Sexualhormon fördert das Wachstum der Prostatakrebszellen. Allerdings schaltet diese Therapie das Testosteron nicht ganz aus und hat viele Nebenwirkungen.

Enzalutamid in Deutschland seit 2013 zugelassen

In Studien hat der Androgenrezeptor-Antagonist Enzalutamid plus ADT bei Patienten mit kastrationsresistentem Prostatakrebs zu einem verbesserten metastasen-freien Überleben und Gesamtüberleben sowie zu mehr Lebensqualität geführt. Wissenschaftler haben deshalb in der EMBARK- Studie untersucht, wie sich eine Kombinationstherapie mit dem Gonadotropin-Releasing-Hormon Leuprolid und Enzalutamid sowie eine Monotherapie mit Enzalutamid auf Patienten mit nicht metastasiertem hormonsensitiven PCa auswirkt.

In Deutschland ist Enzalutamid seit zehn Jahren zugelassen zur Behandlung von Männern mit metastasiertem, kastrationsresistentem Prostatakarzinom und seit vier Jahren auch bei nicht metastasiertem, kastrationsresistentem Prostatakrebs. Männer mit metastasiertem, hormonsensitivem Prostatakrebs können seit 2021 ebenfalls behandelt werden.

Studie untersucht Enzalutamid plus Leuprolid

An der klinischen Phase-3-Studie EMBARK beteiligten sich insgesamt 244 Behandlungszentren in 17 Ländern. Es nahmen 1068 Hochrisikopatienten teil, mit einem Durchschnittsalter von 69 Jahren (49 – 93), einem mittleren PSA-Wert von 5,2 ng/ml (1,0 – 308,3) und einer mittleren PSA-Verdopplungszeit von 4,9 Monaten (0,9 – 18,9). Die Patienten wurden randomisiert und doppelverblindet in drei gleichgroße Gruppen eingeteilt. Die Patienten erhielten entweder 22,5 mg Leuprolid und Placebo, 160 mg Enzalutamid und Placebo oder eine Kombination aus beiden Wirkstoffen.

In Woche 37 wurde die Behandlung bei den Patienten unterbrochen, bei denen der PSA-Wert auf unter 0,2 ng/ml gesunken war. Die Behandlung wurde weitergeführt, wenn der PSA-Wert ≥ 2,0 ng/ml bei Patienten nach radikaler Prostatektomie oder ≥ 5,0 ng/ml bei Patienten ohne vorherige radikale Prostatektomie betrug.

Primärer Endpunkt der Studie war das metastasenfreie Überleben in der Kombinationsgruppe im Vergleich zur Leuprolid-Gruppe. Sekundärer Endpunkt war das metastasenfreie Überleben in der Enzalutamid-Gruppe im Vergleich zur Leuprolid-Gruppe.

Kombinationstherapie ist deutlich überlegen

Nach einer durchschnittlichen Behandlungszeit von 38,7 Monaten und einer mittleren Nachbeobachtungszeit von rund 60 Monaten waren laut Studie 87,3 Prozent der Patienten mit Kombinationstherapie nach fünf Jahren noch metastasenfrei, gegenüber 71,4 Prozent Patienten, die nur Leuprolid erhalten hatten. Damit ist das Risiko einer Metastasierung oder an der Erkrankung zu sterben in der Kombinationsgruppe um signifikante 57,6 Prozent geringer als in der Leuprolid-Gruppe. In der Gruppe der Patienten, die nur Enzalutamid erhalten hatten betrug das metastasenfreie Fünf-Jahres-Überleben 80,0 Prozent. Damit war das Risiko einer Metastasierung oder des Todes laut Studie um signifikante 36,9 Prozent geringer als in der Leuprolid-Gruppe.

Die Behandlungen mit Enzalutamid egal, ob in Kombination oder alleine, verbesserten laut den Studienverantwortlichen somit die Lebensqualität der Patienten deutlich.

Bei der Monotherapie hatten die Patienten weniger Hitzewallungen oder Knochenbrüche, litten aber mehr unter Gynäkomastie, Brustspannen oder Brustwarzenschmerzen. Was Abgeschlagenheit, Gedächtnisstörungen oder Stürze angeht, gab es in den beiden Enzalutamid-Gruppen wenig Unterschiede. 90,9 Prozent der Patienten mit Kombinationsbehandlung konnten die Therapie in Woche 37 unterbrechen und 85,9 Prozent Patienten, die nur Enzalutamid erhalten hatten.

„Obwohl die Kombinationstherapie die Risiken stärker reduziert, könnten einige Männer Enzalutamid allein bevorzugen“, so Stephen Freedland, MD, vom Cedars-Sinai Cancer Center in Los Angeles und Hauptautor der Studie „Es verhindert sehr gut, dass sich der Krebs ausbreitet oder zum Tod führt; außerdem könnten die anderen Nebenwirkungen für diese Männer akzeptabler sein.“