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Medizin

Der weibliche Zyklus folgt einem regelmäßigen Auf und Ab der Hormone. Kurz vor dem Eisprung erreichen die Östrogenspiegel ihren Höhepunkt, um danach wieder abzufallen. Zusammen mit anderen Hormonen wie Progesteron ist Östrogen für die typischen Prozesse im Rahmen des Menstruationszyklus wie die Verdickung der Gebärmutterschleimhaut und das Heranreifen einer Eizelle verantwortlich.

Neben vielen anderen Organen unterliegt auch das Gehirn den hormonellen Einflüssen. So ist beispielsweise bekannt, dass eine frühzeitig einsetzende Menopause das Risiko für Demenzen erhöht und die Gehirnalterung beschleunigt. Dass sich einhergehend mit dem weiblichen Zyklus sogar die Struktur des Gehirns wandelt, konnten Forschende jetzt in einer Studie an 27 Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter beobachten.

Volumenänderungen im Temporallappen

Die Hormonspiegel (Östrogen, Progesteron, Luteinisierendes Hormon, Follikel-stimulierendes Hormon) der Teilnehmerinnen erfassten die Studienautoren sechs Mal in einem Monat anhand von Blutproben. Daneben verfolgten sie im Ultraschall das Heranreifen der Follikel in den Eierstöcken und den Eisprung, um die Zyklusphase so genau wie möglich zu bestimmen. Darüber hinaus berechneten sie das Volumen verschiedener Hirnareale mithilfe von Magnetresonanztomographie (MRT). Dabei legten sie einen Fokus auf den Hippocampus und andere Teile des medialen Temporallappens, da sich dort besonders viele Rezeptoren für Östrogen und Progesteron finden.

Die Auswertung zeigte, dass hohe Östrogenspiegel mit einer signifikanten Volumenzunahme im parahippokampalen Kortex assoziiert waren. Unter dem Einfluss von Progesteron nahm dagegen das Volumen des Subiculum und des perirhinalen Kortex zu. In einer bestimmten Region des Hippocampus (CA1), die für das Gedächtnis wichtig ist, zeigte sich die Einwirkung beider Hormone: ihr Volumen nahm mit steigendem Östrogenspiegel und sinkendem Progesteronspiegel zu. Hohe Progesteronspiegel führten außerdem dazu, dass die Volumenzunahme unter Östrogen abgeschwächt wurde, was auf eine Interaktion zwischen den beiden Hormonen in dieser Region hindeutet. Die Studienautoren konnten ausschließen, dass die beobachteten Effekte auf eine hormonbedingte Veränderung des zerebralen Blutflusses oder Zerebrospinalflüssigkeit zurückzuführen waren. Sie hoffen, dass ihre Ergebnisse zu einem besseren Verständnis der Manifestation und Behandlung hormonbedingter neuropsychiatrischer und neurodegenerativer Erkrankungen beitragen könnten.