Trotz Einnahmeplus: Arztpraxen im Jahr 2023 mit deutlich weniger Gewinn
Marzena SickingNeue Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen: Arztpraxen in Deutschland haben im Jahr 2023 zwar etwas mehr eingenommen – real gesehen bleibt davon aber weniger übrig. Besonders Zahnärzte konnten demnach profitieren, Hausärzte und psychotherapeutische Praxen dagegen verzeichneten deutliche Verluste.
Im Durchschnitt erzielten Arztpraxen 2023 Einnahmen von 804.000 Euro je Praxis. Das ist ein Plus von 1,0 % im Vergleich zu 2022. Klingt gut – wäre da nicht die andere Seite der Bilanz: Die Aufwendungen der Niedergelassenen stiegen zeitgleich um 5,8 % auf durchschnittlich 493.000 Euro. Damit sank der durchschnittliche Reinertrag je Arztpraxis 2023 um 6,3 % auf 310 000 Euro (2022: 331.000 Euro).
Dazu kommt, dass die genannten Durchschnittswerte stark von Praxen mit hohen Einnahmen, Aufwendungen und Reinerträgen beeinflusst werden. Gemessen am Median verzeichnete die Hälfte aller Arztpraxen einen Reinertrag von höchstens 219.000 Euro.
Zahnarztpraxen im Aufwind
Ganz anders sieht es bei Zahnarztpraxen aus. Hier stiegen die Einnahmen 2023 um satte 13,2 % auf durchschnittlich 894.000 Euro. Auch die Kosten zogen mit (+11,7 %) – aber unterm Strich blieb niedergelassenen Zahnärzten trotzdem mehr: Der durchschnittliche Reinertrag je Praxis erhöhte sich um 16,9 % auf 284.000 Euro im Jahr 2023.
Psychotherapeutische Praxen unter Druck
Psychotherapeutische Praxen mussten hingegen deutlich rückläufige Einnahmen verkraften: Sie sanken im Durchschnitt um 5,5 % auf 121.000 Euro, der Reinertrag sank um 2,3 % auf 86 000 Euro.
Personalausstattung: Deutliche Unterschiede in den Praxen
Die personelle Ausstattung einschließlich der Inhaber und Inhaberinnen in Arzt-, Zahnarzt- und psychotherapeutischen Praxen hat sich ebenfalls in unterschiedlicher Weise entwickelt. 2023 waren in psychotherapeutischen Praxen im Durchschnitt 1,7 Personen beschäftigt; 2022 waren es noch 1,9 Personen. Auch die Zahl der durchschnittlich in Arztpraxen tätigen Personen hat sich leicht verringert, und zwar von 9,9 auf 9,7. Lediglich in Zahnarztpraxen stieg die durchschnittliche Anzahl tätiger Personen 2023 auf 10,1 Personen leicht an; 2022 waren es 10,0 Personen gewesen.
Inflation sorgt für zusätzlichen Druck
Der reale Wertverlust durch Inflation (2023: +5,9 %) zeigt: Die oft beklagte wirtschaftliche Belastung in der ambulanten Versorgung ist statistisch belegbar. Für viele Haus- und Fachärztinnen und Fachärzte bedeutet das einen steigenden wirtschaftlichen Druck – trotz scheinbar stabiler Bruttoeinnahmen. Besonders kritisch: Investitionen in Digitalisierung, Personalbindung oder Prozessoptimierung werden erschwert – und das in einem Umfeld, das ohnehin durch Fachkräftemangel und steigende Patientenzahlen geprägt ist.
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