Kommunikation mit geriatrischen Patienten: Dr. Katharina Geschke gibt Tipps
Deborah WeinbuchVeränderte kognitive Prozesse können den Praxisalltag erschweren. Dabei lassen sich viele Probleme mit geriatrischen Patienten verhindern, wenn Patienten richtig abgeholt werden, sagt Gerontopsychiaterin und Forscherin Dr. Katharina Geschke.
Gespräche und Untersuchungssituationen mit Hochbetagten oder Menschen mit Demenz können herausfordernd sein. Die Informationsgenerierung und -vermittlung geraten mitunter ins Stocken, Misstrauen, Gereiztheit oder Wutausbrüche können folgen. Doch einfache Regeln helfen Missverständnisse zu vermeiden. Dr. Katharina Geschke, Leiterin der Zentralen Forschungseinheit für psychische Gesundheit im Alter (ZpGA) an der Universitätsmedizin Mainz, empfiehlt drei Grundsätze, die Ärzten und Patienten den Besuch gleichermaßen erleichtern können.
Klare Botschaft statt Detailflut für geriatrische Patienten
Viele ältere Patientinnen und Patienten können wesentliche von nebensächlichen Informationen nur schwer unterscheiden. Bei Demenz verschärft sich dieses Problem. Dr. Geschke rät deshalb dazu, die Empfehlungen auf die wichtigsten zu begrenzen. „Und die sollte man mehrfach wiederholen“, betont sie. Auch eine Notiz mit den wichtigsten Punkten zum Mitnehmen kann einen bedeutsamen Unterschied machen. Hilfreich für die Compliance kann eine Begründung sein: „Bitte viel trinken“ wird oft nicht ernst genommen. Wenn aber erklärt wird, dass Flüssigkeitsmangel das Risiko für Thrombosen, Infekte und kognitive Einbußen erhöht, steigt oft die Bereitschaft zur Umsetzung.
Orientierung schafft Sicherheit
Patientinnen und Patienten mit Demenz reagieren häufig ängstlich oder aggressiv, wenn sie nicht verstehen, was gerade geschieht. Ein Beispiel: Der Arzt kommt her-ein, schiebt das Hemd hoch und beginnt ohne Vorwarnung mit dem Ultraschall. Während ein orientierter Patient das Geschehen einordnen kann, wirkt es auf einen an Demenz erkrankten Menschen wie ein Übergriff. „In solchen Momenten können Wut und Abwehr entstehen“, sagt Geschke.
Darum rät sie, jede Untersuchung verbal einzuleiten. Dazu gehört sich vorzustellen und kurz zu erklären, wo der Patient ist und was gleich geschieht. Ein einfaches „Guten Morgen Frau Müller, ich bin Dr. X, wir sind in der Arztpraxis und ich nehme Ihnen jetzt Blut ab“ schafft Sicherheit – ebenso ein Hinweis, was danach folgt, etwa ein weiterer Untersuchungsschritt oder Wartezeit. Diese kleine Orientierung spart oft Zeit – weil Missverständnisse, Angst oder Abwehr weniger Raum einnehmen. Darüber hinaus zeigt sie Respekt. „Patienten wollen wissen, was passiert. Und nur weil wir es wissen, können wir nicht davon ausgehen, dass sie es wissen“, betont Geschke.
Medikamentenpläne kritisch prüfen
Polypharmazie ist bei Hochbetagten die Regel. Verordnungen aus Klinik, Haus- und Facharztpraxen münden häufig in umfangreiche Pläne. Dr. Geschke empfiehlt, den Medikamentenplan jedes Mal aktiv zu erfragen und kritisch zu prüfen, ob alles notwendig ist – oder ob etwas abgesetzt werden kann. Angehörige sollten möglichst oft einbezogen werden: Sie liefern zusätzliche Informationen zum Krankheitsverlauf und helfen, ärztliche Empfehlungen im Alltag umzusetzen. Gleichzeitig verhindern sie, dass Beschwerden heruntergespielt oder Anweisungen vergessen werden.
Kurze, klare Fragen
Statt offener Fragen sind geschlossene Fragen hilfreicher – am besten mit Ja/Nein oder maximal zwei Antwortmöglichkeiten, zum Beispiel: „Sind die Schmerzen eher stechend oder dumpf?“