Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Praxisführung

Niedergelassene haben im vierten Quartal 2022 im Durchschnitt etwas weniger für ärztliches Verbrauchsmaterial gezahlt als in den Vormonaten. Das belegt der Preisindex des Onlineshops Praxisdienst.de. Der nach eigenen Angaben führende Anbieter für Arztbedarf in Europa macht die Veränderungen seiner Verkaufspreise regelmäßig öffentlich. Demnach sind diese zwischen Oktober und Dezember vergangenen Jahres im Vergleich zum Vorquartal insgesamt um 0,35 Prozent auf 101,16 Punkte gesunken. Dies ist der erste Rückgang seit dem Frühjahr 2021 – und angesichts der allgemeinen Teuerung entwickelt sich der Praxisdienst-Preisindex gegenläufig zu den Erwartungen. Vielmehr sei es zu früh, um von einer Entspannung am Markt auszugehen, warnt der Online-Händler.

Preisrutsch bei Corona-Verkaufsschlagern

Der Index von Praxisdienst.de bildet die Entwicklung der Durchschnittspreise quartalsweise in acht Produktkategorien ab. Die Hälfte davon hat sich in dem jüngsten Beobachtungszeitrum leicht verteuert, der Rest ist günstiger erhältlich gewesen als zuvor. „Ganz offensichtlich wurden die enormen Kostensteigerungen der Hersteller sowie Transport- und Energiekosten im vierten Quartal durch den Fachhandel nicht in entsprechendem Maße an die Kunden weitergegeben“, erklärt Praxisdienst-Preismanager Christian Nieder. Bei den Desinfektionsmitteln, die in den vergangenen zwei Pandemiejahren deutlich zugelegt hatten, gab es sogar einen Preisrutsch (- 3,07 Prozent). Auch Covid-19-Antigen-Schnelltests, die als Sonderkategorie in der Statistik erfasst werden, verbilligten sich mangels Nachfrage deutlich (-3,06 Prozent).

Nieder hat eine Vermutung zu der überraschenden Marktsituation: „Kein Fachhändler möchte zuerst Preiserhöhungen umsetzen.“ Zudem würden die finanziellen Folgen der gestiegenen Kosten für Personal, Fracht und Energie stark zeitversetzt in deren betriebswirtschaftlichen Zahlen sichtbar. Das Ausmaß der Kostensteigerungen infolge diverser Krisen sei jedoch so groß, dass eine Anpassung der Verkaufspreise aus seiner Sicht früher oder später erfolgen müsse. „Zudem sehen wir keinerlei Anzeichen für eine Trendwende“, betont Nieder. Vielmehr würden sich die Auswirkungen der nach wie vor angespannten Weltwirtschaftslage erst 2023 bei den Endkunden bemerkbar machen. „Allein die Zahl uns vorliegender Preiserhöhungen durch die Industrie hat sich vom vierten Quartal des vergangenen Jahres zum ersten Quartal dieses Jahres nahezu verdreifacht“, so der Experte. Insofern habe es sich zuletzt um eine trügerischen Ruhe vor dem Sturm gehandelt.

Neues Risiko für weltweiten Medizinmarkt

Eine Erholung auf ein Niveau vor 2020 beobachtet der Praxisdienst-Preismanager weder bei den Produktions- noch bei den Fracht-, Energie- oder Personalkosten. Und nun kommt laut Nieder noch eine Herausforderung dazu: „Mit den steigenden COVID-Zahlen in China und den offenbar kritischen Krankheitsverläufen sehen wir ein noch nicht abschätzbares zusätzliches Risiko.“ Demnach berichten chinesische Lieferanten davon, dass bis zu 80 Prozent ihrer Mitarbeitenden betroffen seien und die Produktion stark eingeschränkt sei. Teilweise ruhe die Herstellung ärztlichen Verbrauchsmaterials bereits komplett und werde erst nach dem chinesischen Neujahrsfest wieder aufgenommen. „Dies kann ebenfalls zu Lieferverzögerungen und damit verbunden Preissteigerungen führen“, sagt Nieder.

Die Einzelkategorien im 4. Quartal 2022

  • Desinfektion: 101,11 Pkt. (-3,21 Pkt.)
  • Infusion & Injektion: 100,97 (+0,25 Pkt.)
  • Laborbedarf: 100,91 Pkt. (-0,12 Pkt.)
  • OP-Bedarf/Einmalinstrumente und Sets: 101,16 Pkt. (-0,77 Pkt.)
  • OP-Bedarf/Sonstiges: 100,48 Pkt. (-0,68 Pkt.)
  • Papierprodukte/Hygieneartikel: 104,50 Pkt. (+0,89 Pkt.)
  • Schutzkleidung: 97,51 Pkt. (+0,24 Pkt.)
  • Wund- & Verbandmaterial: 102,62 Pkt. (+0,55 Pkt.)
  • Sonderkategorie Covid-19-Antigen-Schnelltests: 91,43 Pkt. (-2,89 Pkt.)
So funktioniert der Praxisdienst-Preisindex
Der Onlineshop Praxisdienst beobachtet permanent die Änderung der Marktpreise und passt seine Verkaufspreise daran an. Da niedergelassene Ärzte die Ausgaben für Verbrauchsmaterial selbst tragen müssen, ist die systematische Erfassung und Darstellung dieser Kostenposition nützlich für eine effiziente Praxisplanung.

Der Preisindex bildet quartalsweise die durchschnittlichen Verkaufspreise im Praxisdienst-Onlineshop ab. Er setzt sich aus acht gleichgewichteten Produktkategorien zusammen. Darin erfasst sind jeweils die 25 meistverkauften Artikel. Basis, um die Entwicklung im Zeitverlauf bestimmen zu können, ist das erste Quartal 2021 mit einem Ausgangswert von 100 Punkten.

In jeder Kategorie werden die beiden Artikel mit den stärksten Abweichungen zum letzten Quartal – positiv wie negativ – nicht zur Berechnung herangezogen. Damit möchte Praxisdienst ausschließen, dass extreme Preisveränderungen bei Einzelartikeln, zum Beispiel aufgrund von Lieferproblemen eines Herstellers oder stark erhöhter Nachfrage, den Index verzerren.