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Praxis

Es ist ein trauriger Rekord: Mit 301 Fehltagen je 100 Versicherte lagen die Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen 2022 um 48 Prozent über dem Niveau von 2012. Das zeigt der aktuelle Psychreport der DAK-Gesundheit auf Basis der Krankschreibungen von 2,4 Millionen Beschäftigten, die bei Deutschlands drittgrößter Krankenkasse versichert sind.

Über alle Altersgruppen hinweg waren 2022 Depressionen der wichtigste Grund für Krankschreibungen. Wegen dieser Diagnose verzeichnet die DAK 118 Fehltage je 100 Versicherte. Auf Platz zwei kamen Belastungs- und Anpassungsstörungen mit 77 Tagen. Hier lag das Plus bei 12,4 Prozent – der stärkste Zuwachs der aktuellen Erhebung. Auf andere neurotische Störungen, etwa chronische Erschöpfung, entfielen 34 Fehltage je 100 Versicherte, auf Angststörungen 23 Tage.

Die Dauer eine durchschnittliche Krankschreibung wegen einer psychischen Erkrankung lag im Jahr 2022 damit bei 37 Tagen.

Alle Altersgruppen sind von psychischen Erkrankungen betroffen

Ältere Beschäftigte haben zwar auch bei psychischen Erkrankungen mehr Fehlzeiten als jüngere. Die aktuellen Zahlen zeigen jedoch ausgerechnet bei den jüngeren Erwerbstätigen die deutlichsten Zuwächse im Vergleich zum Vorjahr.

Besonders auffällig ist die Entwicklung bei Männern zwischen 24 und 29 Jahren: Hier stieg die Zahl der Fehltage um 29 Prozent im Vergleich zu 2021. Bei weiblichen Beschäftigten gab es im gleichen Alter einen Zuwachs von 24 Prozent. Die 20- bis 24-Jährigen hatten ebenfalls fast ein Viertel mehr Fehltage als gleichaltrige Frauen im Vorjahr.

Mitarbeiter im Gesundheitswesen am Ende ihrer Kräfte

Auch der Blick auf die betroffenen Branchen ist aufschlussreich. Die meisten Ausfälle verzeichneten die Statistiker erneut bei Beschäftigten im Gesundheitswesen. Hier lag die Quote bei 434 Fehltagen pro 100 Versicherte und damit 44 Prozent über dem Durchschnitt.  Bei medizinischen Gesundheitsberufen verzeichnete die DAK 384 Fehltage je 100 Versicherte, in der Medizintechnik sowie in den sozialen Berufen waren es sogar 480 bzw. 494.

Dies belegt einmal mehr, dass die extremen Belastungen in der Pandemie bei weitem nicht nur physischer Natur waren. Zum Vergleich: Bei den nicht psychischen Erkrankungen liegen die Gesundheitsberufe „nur“ 18 Prozent über dem Durchschnitt aller Branchen.