Was taugen Ausbildungsversicherungen für die eigenen Kinder?
Judith MeisterNicht jedes Kind muss studieren. Wenn es sich aber doch dazu entscheidet, stehen Eltern oft vor immensen finanziellen Herausforderungen. Wer rechtzeitige Geld für die Ausbildung der Sprösslinge zurücklegt, kann daher nichts falsch machen. Oder doch?
Zunächst die gute Nachricht. Die Kosten einer klassischen Berufsausbildung in Deutschland sind in der Regel überschaubar. Die schlechte:Will das Kind auf die Uni, kann das extrem ins Geld gehen.
Zwar sind die Gebühren, die Studierende (oder ihre Eltern) entrichten müssen, zumindest an staatlichen Hochschulen vergleichsweise gering. Wohnen in Uni-Städten, Lehrmaterialien und die allgemeinen Lebenshaltungskosten verschlingen über die Jahre aber zwischen 800 und 1200 Euro pro Monat.
Wenn vor allem der Vermittler von der Versicherung profitiert
Wer mehrere Kinder hat, denen er ggfls. ein Studium ermöglichen will, muss daher entweder sehr gut verdienen oder auf andere Weise vorsorgen.
Glaubt man den Beteuerungen der Versicherungsbranche, ist der Königsweg zu einer gesicherten Ausbildung der Abschluss einer entsprechenden Versicherung. Das Versprechen: Eltern können (ggfls. mit Unterstützung von Oma und Opa) für einen überschaubaren Betrag pro Monat die Zukunft ihrer Kinder sichern.
Verbraucherschützer und Versicherungsberater halten von den Produkten allerdings wenig.
Streng genommen ist eine Ausbildungsversicherung nichts anderes als eine Kapitallebensversicherung, die, je nach Vertrag auch noch mit einer Risikolebensversicherung gekoppelt wird. Dadurch wird zum einen Geld angespart, das später für die Finanzierung der Ausbildung dienen soll. Zusätzlich erhalten die Kinder, die als Begünstigte des Vertrags eintragen sind, auch Geld, wenn ihre Eltern vorzeitig versterben.
Das vermeintliche Rundum-Sorglos-Paket hat aber erhebliche Nachteile, die die Versicherungsmakler gerne verschweigen.
Zum einen ist die Vermischung von Sparleistung und Todesfallschutz in der Regel nicht sinnvoll, sondern vor allem teuer. Zum anderen sind die Renditen in Zeiten niedriger Zinsen alles andere als üppig.
Da die Versicherungen überdies noch ordentlich Geld für Provisionen und Gebühren einbehalten, erwirtschaften die Verträge inzwischen oft nicht einmal einen Inflationsausgleich. Dafür beschert ein klassischer Ausbildungsversicherungsvertrag mit 25 Jahren Laufzeit und 50 Euro Monatsbeitrag den Vermittlern schnell eine vierstellige Summe als Abschlussprovision – Geld, dass sich besser in die Ausbildung des Kindes investieren ließe.
Alternativen zur Ausbildungsversicherung
Deutlich weniger Kosten und – in der Regel deutlich höhere Renditen – lassen sich hingegen erzielen, wenn Eltern und/oder Großeltern frühzeitig in einen Fondssparplan mit überschaubaren Risiken investieren und zusätzlich eine separate Risikolebensversicherung abschließen. Verbraucherschützer raten für die Anlage oft zu sogenannten ETF. Der Begriff bezeichnet Fonds, die einen bestimmten Börsenindex wie zum Beispiel den MSCI World oder den DAX nachbilden, und dessen Fondsanteile wie einzelne Aktien an der Börse gehandelt werden.
Der Nachteil dieser Produkte: ETFs können kurzfristigen Kurschwankungen unterliegen und auch mal ins Minus rutschen. Auf lange Sicht aber dürfte die Rendite um ein Vielfaches besser sein als bei einer Ausbildungsversicherung. So lag der durchschnittliche Ertrag von breit diversifizierten ETFs wie dem MSCI World während der vergangenen zehn Jahre stets zwischen neun bis elf Prozent.