Sabbatical für Klinikärzte – so kann es funktionieren
A&W RedaktionNicht erst seit der Corona-Krise wünschen sich viele Krankenhausärzte eine Pause vom alltäglichen Wahnsinn. Das muss kein Traum bleiben. Mit der richtigen Strategie lassen sich auch längere Auszeiten sozialverträglich gestalten und schmerzfrei finanzieren.
Die Umfrage stammt noch aus Zeiten vor der Covid-19-Pandemie. Doch schon damals waren die Ergebnisse alarmierend. Ärztinnen und Ärzte an deutschen Krankenhäusern fühlen sich überlastet, viele von ihnen so sehr, dass ihre Gesundheit leidet. Das hat eine Befragung des Marburger Bundes unter 6.500 angestellten Ärzten im Herbst 2019 ergeben. Das neuartige Coronavirus und die damit einhergehenden Sonderprobleme dürften diesen Befund eher verschärft, als verbessert haben.
Doch was ist zu tun, wenn der vertraglich vereinbarte Jahresurlaub einfach nicht mehr reicht, um die Batterien wieder aufzuladen? Ein Sabbatical einzulegen, wie das in vielen anderen Wirtschaftszweigen inzwischen üblich ist, gilt im Medizinbetrieb noch immer als ungewöhnlich.
Mit etwas Vorlauf und der richtigen Planung lässt sich eine solche Auszeit aber durchaus angehen, ohne dass Patienten, Kollegen und der eigene Geldbeutel schwerwiegende Nachteile erleiden.
Argumente sammeln
Einen verbindlichen Anspruch auf ein Sabbatical haben nur Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst. Die meisten angestellten Ärzte, die ein paar Monate wegwollen aus der Klinik, müssen ihrem Arbeitgeber daher gute Argumente liefern. Das gelingt meist, wenn man auf die Kostenersparnis hinweist, die der Klinik entstehen würde oder anbietet, die Auszeit für zusätzliche Fortbildungen zu nutzen.
Wer fürchtet, einen Burnout zu erleiden, kann auch den Präventionsgedanken anführen – und erneut das Kostenargument: Denn für kranke Arbeitnehmer müssen Kliniken auch dann bezahlen, wenn sie nicht arbeiten. Dann doch besser ein kostenoptimiertes Sabbatical mit der Aussicht, danach wieder einen fitten und motivierten Leistungsträger in der Klinik begrüßen zu können. Signalisiert der Chef die grundsätzliche Bereitschaft, beim Sabbatical mitzuziehen, stellt sich die Frage der konkreten Ausgestaltung.
Unbezahlter Urlaub: Unkompliziert aber teuer
Eine schnelle und unkomplizierte Variante ist es, für die Auszeit einfach unbezahlten Sonderurlaub zu nehmen. Der Nachteil dieses Konzepts: Privat Versicherte verlieren in der Regel den Arbeitgeberzuschuss zur Krankenversicherung. Bei Kassenmitgliedern drohen zwar erst nach einem Monat Nachteile, dann aber wird es umso teurer, denn dann muss der Chef keine Sozialversicherungsbeiträge mehr entrichten und den betreffenden Arbeitnehmer bei der Einzugsstelle abmelden. Wer eine längere Auszeit plant und – nach der Corona-Krise – verreisen will, muss sich dann privat versichern. Das kann ausgesprochen teuer werden und ist in der Regel nicht der Königsweg.
Quasi-Teilzeit
Deutlich vorteilhafter ist es meist, den Arbeitgeber für eine Art Teilzeitmodell zu gewinnen. Denkbar ist es etwa, drei Monate lang Vollzeit zu arbeiten, aber nur das halbe Gehalt zu bekommen, um dann drei Monate lang auszusteigen – wiederum zum halben Gehalt.
Der Vorteil dieses Konstrukts: Das Arbeitsverhältnis bleibt bestehen und der angestellte Arzt ist weiter versichert, zumindest im Inland. Wer längere Auslandsreisen plant, sollte dennoch checken, ob eine private Zusatzversicherung erforderlich ist. Die aber ist meist schon für wenige Euro zu haben.