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Vermischtes

Von den rund 30.000 Tierärzten in Deutschland arbeitet mehr als ein Drittel niedergelassen. Zur Auswahl stehen: einerseits die Berufsausübungsgemeinschaft (BAG), also eine Praxis mit einem oder mehreren Kollegen gemeinsam, und andererseits die Einzelpraxis. Laut apoBank-Analyse haben sich in den vergangenen zwei Jahren gut zwei Drittel für eine Einzelpraxis entschlossen, davon haben 38 Prozent die Neugründung und 31 Prozent die Übernahme einer bestehenden Tierarztpraxis vorgezogen. Ein Blick zurück zeigt, dass Neugründungen von Tierarztpraxen in den letzten Jahren insgesamt zurückgegangen sind: von 49 Prozent in den Jahren 2014/15 auf 38 Prozent in 2016/17.

Mehr Übernahmen im Tierarztsegment

Ein wachsender Bereich dagegen sind Übernahmen, diese finden allerdings zunehmend nicht nur von Arzt zu Arzt statt: „Wir beobachten, dass große Unternehmen die Tiermedizin entdecken und veterinäre Kliniken oder Praxen übernehmen“, sagt Daniel Zehnich, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und -politik bei der apoBank. „Aus Sicht der Futtermittelanbieter zum Beispiel können sich so Synergien zu ihren bereits bestehenden Geschäftsfeldern ergeben. Für die Tierärzteschaft könnte es dadurch allerdings perspektivisch weniger Möglichkeiten geben, diesen Beruf selbstständig auszuüben.“

Durchschnittlicher Umsatz einer Tierarztpraxis

Laut apoBank-Analysen erzielten 2016 knapp die Hälfte der tierärztlichen Praxen Gesamteinnahmen zwischen 100.000 und 300.000 Euro. Nur sechs Prozent lagen darunter. Mehr als 40 Prozent erwirtschafteten mehr als 300.000 Euro, jeder zehnte sogar über 700.000 Euro.

Ursächlich dafür sind die individuellen Gestaltungsspielräume, die man als Praxisinhaber hat. Zur Verfügung stehen auch vielfältige Modelle, die eine Tierärztin oder ein Tierarzt anstreben können: Von der Kleintierpraxis in modernen Räumen bis zur mobilen Praxis, die sich auf Großtiere spezialisiert. Der Anteil der Kooperationen in einer BAG, die zeitlich eine größere Flexibilität bietet, stieg laut den Zahlen der apoBank leicht an: von 28 Prozent (2012/13) auf 31 Prozent (2016/17). Insbesondere auf dem Land oder in Großstädten erfreut sich diese Praxisform wachsender Beliebtheit.

Was kostet eine Tierarztpraxis?

Kleintierpraxen sind die häufigste Praxisform (2016/17 mit 57 Prozent), im Schnitt haben hier Tierärzte für eine Neugründung insgesamt knapp 160.000 Euro in die Hand genommen. Die Übernahme einer bestehenden Praxis kostete im Vorjahr durchschnittlich 123.000 Euro. Dazu addieren sich in der Regel noch weitere Ausgaben für die Modernisierung, also Umbaumaßnahmen, neue Geräte und Einrichtung. Damit lagen die Gesamtinvestitionen bei der Übernahme als Einzelpraxis im Schnitt bei 180.000 Euro.

Wer aber zusammen mit anderen Kollegen eine Kleintierpraxis gründen wollte, musste unter Umständen noch mehr investieren, denn 2016/17 war die Neugründung einer BAG mit rund 230.000 Euro pro Teilhaber im Schnitt am teuersten – vordergründig durch die Neuanschaffung der Geräte.

Bei Mischpraxen für Klein- und Großtiere sowie bei Großtierpraxen offenbarte die Auswertung große Investitionsspannen zwischen rund 80.000 Euro bis 270.000 Euro. Bei den kostengünstigen Praxen handelte es sich in der Regel um mobile Praxen.

Kleinstadt bei Tierärzten beliebt

Die meisten Tierarztpraxen werden in den Kleinstädten eröffnet. 2016/17 haben dort 43 Prozent der Existenzgründer eine Praxis neu gegründet oder von Vorgängern übernommen. Im Vergleich zur Bevölkerungsstruktur finden sich aber überproportional viele niedergelassene Tierärzte auf dem Land: Hier leben 10 Prozent der Gesamtbevölkerung, es gründeten aber 17 Prozent der Tierärzte eigene Praxen.

Die meisten gründen zwischen dem 35. und dem 40. Lebensjahr

Das Durchschnittsalter der Tierärzte bei Niederlassung beträgt 37,5 Jahre, dabei sind Frauen mit 37,2 Jahren im Schnitt über ein Jahr jünger als ihre männlichen Kollegen mit 38,5 Jahren. Insgesamt drei Viertel der Existenzgründer lassen sich bis zum 40. Lebensjahr nieder. Immerhin noch jeder Vierte entscheidet sich nach dem 40. Lebensjahr für die Selbstständigkeit.

Der Anteil der Praxisgründerinnen steigt seit Jahren kontinuierlich und kletterte in den Jahren 2016/17 auf 73 Prozent. Er ist damit im Vergleich zu bereits niedergelassenen Tierärzten überdurchschnittlich hoch (amtliche Statistik Ende 2017: 51 Prozent Frauen). Im Studium überwiegen sie allerdings eindeutig: Rund 85 Prozent der Veterinärmedizin-Studierenden haben sich im Wintersemester 2016/2017 neu immatrikuliert.

Quellen: Bundestierärztekammer: Tierarztstatistik 2017; apoBank: Analysen zu Gründungen und Kostenstruktur von Tierarztpraxen (2016/2017)