Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Abrechnung

Typisches Problem in vielen Hausarztpraxen: Man hat etliche ältere Patienten, die eine Gerinnungshemmung zum Beispiel aufgrund von Vorhofflimmern benötigen. Bis zur Einführung der neuen oralen Antikoagulanzien (NOAK) war es klar, dass diese Patienten mit einem Vitamin-K-Antagonisten (VKA) auf den angestrebten INR-Wert eingestellt wurden. Das bedeutete, dass regelmäßig Blut abgenommen wurde und am Folgetag die Patientin oder der Patient angerufen werden musste, um abhängig von dem Ergebnis die Dosierung des VKA anzupassen.

Bei diesem Vorgehen wird die Gebührenordnungsposition (GOP) 32113 abgerechnet oder beim Einsendelabor beauftragt, das diese dann abrechnet. Im EBM (Einheitlicher Bewertungsmaßstab) ist die GOP mit 60 Cent bewertet. Da die GOP relativ häufig abgerechnet wird, könnte man Sorge um den Wirtschaftlichkeitsbonus haben, für den bei Hausärzten aktuell 1,60 und 3,80 Euro als unterer und oberer begrenzender Fallwert liegen. Die Sorge des Kollegen ist bei oraler Antikoagulanzientherapie unbegründet, wenn man dafür die Laborbefreiungsziffer 32015 angibt.

Das trifft auch auf die GOP 32026 zu, bei der die Thromboplastinzeit zum Beispiel mit Unit-use-Reagenzien innerhalb einer Stunde – meist in der Praxis – bestimmt wird. Während das Einsendelabor oder auch das Praxislabor die GOP 32113 abrechnen kann, kann der Arzt die mit 4,70 Euro bewertete GOP 32026 selbst abrechnen.

Auch das Labor prüft, ob die Leistung wirtschaftlich ist

Was hat das für Konsequenzen für die Praxis? Generell ist der Vertragsarzt/die Vertragsärztin an das Wirtschaftlichkeitsgebot gebunden. Das gilt auch für Laborleistungen, die nicht in den Wirtschaftlichkeitsbonus einzahlen, wenn man die berechtigte Laborbefreiungsnummer angibt. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass man bei medizinischer Notwendigkeit problemlos die GOP 32026 abrechnen kann. Es muss nur plausibel sein, dass der Laborwert kurzfristig gebraucht wird und es nicht reicht, bis zum nächsten Tag auf das Laborergebnis zu warten. Jeder Vertragsarzt kennt seine Pappenheimer. Wenn man Patienten hat, die es mit der Compliance nicht so genau nehmen und auf die von der MFA übermittelte Dosierungsänderung eher nicht reagieren, so kann dies durchaus ein Grund sein, bei diesen Patienten immer direkt den Wert zu messen und die Dosierung anzupassen.

Welche Unterschiede gibt es zwischen der GOP 32026 und 32113 noch? Bei der Point-of-care-Diagnostik mit Unit-use-Reagenzien sind eine Einweisung in das Messgerät und regelmäßige Kalibrierung notwendig, aber kein Ringversuch. Wenn man die GOP 32113 im Praxislabor selbst erbringen will, muss man am Ringversuch teilnehmen und natürlich das entsprechende Laborequipment vorhalten. Aufwand und vor allem Kosten und Ertrag sollte man überprüfen, bevor man sich darauf einlässt. Das gilt natürlich auch für die Point-of-care-Diagnostik. Denn nach Präambel von Kapitel 32 10. sind die Kosten für Materialien, die mit der Anwendung verbraucht sind, sofern nicht anderes bestimmt, in der GOP enthalten. Da lohnt es sich zu rechnen, ob sich eine Point-of-care-Diagnostik generell lohnt oder nur durchgeführt wird, wenn unverzichtbar.

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