RSV-Infektion: Hospitalisierungsrisiko bei Älteren kartiert
Marcus SefrinDas Risiko einer Krankenhausbehandlung in Folge einer RSV-Infektion variiert bei Älteren beträchtlich. Es steigt mit dem Alter progressiv an und auch bestimmte Erkrankungen haben als Risikofaktoren einen Einfluss, so eine bevölkerungsbasierte Studie aus Spanien.
Neben Säuglingen und Kleinkindern zählen Personen ab 60 Jahre zu den vulnerablen Altersgruppen für schwere Verläufe einer Infektion mit dem respiratorischen Synzytial-Virus (RSV). Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt seit 2024 allen Personen ab 75 Jahre eine einmalige Impfung gegen RSV. Außerdem wird Personen im Alter von 60 bis 74 Jahren, die eine schwere Form einer Grunderkrankung haben oder die in einer Pflegeeinrichtung leben, eine einmalige RSV-Impfung empfohlen.
Studie aus Navarra: Wer ist für RSV besonders gefährdet?
Eine bevölkerungsbasierte Studie hat jetzt mithilfe elektronischer Krankenakten der nordspanischen Provinz Navarra untersucht, welche älteren Erwachsenen am stärksten von einem schweren Krankheitsverlauf bei RSV-Infektionen gefährdet sind. In den vier Wintern 2016/17 bis 2019/20 wurden 544 Hospitalisationen aufgrund PCR-bestätigter Infektionen mit dem Erreger ausgewertet.
Hospitalisierungsraten steigen mit dem Alter und Risikofaktoren
Im Durchschnitt der vier RSV-Saisons verursachte das Virus 84,7 Krankenhausbehandlungen pro 100.000 Erwachsene über 60 Jahre. Die Autoren fanden eine signifikante Streuung der Hospitalisierungsrate abhängig vom Alter und von bestimmten Risikofaktoren. So stieg, verglichen mit dem Risiko in der Altersgruppe 60 bis 64 Jahre, die adjustierte Hospitalisierungsrate durch RSV bei Menschen über 70 Jahre auf das Doppelte, bei Menschen über 75 auf das 3,7-Fache und bei Menschen über 85 Jahre fast auf das Siebenfache an; unadjustiert war der Anstieg mit dem Alter noch höher.
Hochrisikogruppen für schwere RSV-Verläufe klar definiert
Die Wissenschaftler beschrieben verschiedene Kombinationen der Risikofaktoren Alter und Komorbiditäten, die Hospitalisierungsraten von über 300 pro 100.000 aufwiesen. Dazu gehörten Menschen ab 60 Jahre, die eine hämatologische Krebserkrankungen hatten oder im Pflegeheim wohnen, Menschen ab 75 Jahre mit COPD oder Pflegebedürftigkeit sowie Menschen ab 85 Jahre mit Asthma oder kardiovaskulärer Erkrankung.
Zusammen entsprachen alle diese Hochrisikogruppen 13,2 Prozent aller Erwachsenen ab 60 Jahre, aber ziemlich genau der Hälfte aller RSV-bedingten Hospitalisierungen.
Die Autoren sehen in ihren Ergebnissen nicht nur eine Hilfe, was die Definition der Zielgruppen für allgemeine Präventionsmaßnahmen wie Masken angeht, sondern auch für die Priorisierung der RSV-Impfung.
Gut kontrollierte Erkrankungen: Kein erhöhtes RSV-Risiko
Die STIKO nennt für eine Indikationsimpfung Menschen ab 60 Jahre mit schweren Formen chronischer Erkrankungen der Atmungsorgane, der Nieren oder des Herz-Kreislauf-Systems als Zielgruppe, auch solche mit hämatoonkologischen Erkrankungen, Immundefizienz oder Diabetes mit Komplikationen. Medikamentös gut kontrollierte Formen der chronischen Erkrankungen würden aber nicht mit einem deutlich erhöhten Risiko für einen schweren RSV-Verlauf einhergehen.
Impfvereinbarungen liegen vor
Die RSV-Impfung für ältere Erwachsene wurde in die Schutzimpfungs-Richtlinie aufgenommen und im September 2024 im Bundesanzeiger veröffentlicht. Somit sind alle Krankenkassen verpflichtet, die RSV-Impfung Patienten gemäß der aktuellen STIKO-Empfehlung zu erstatten. Die Impfvereinbarungen zum Verordnungs- und Abrechnungsweg werden regional geschlossen. Mittlerweile ist dies in allen 17 KV-Regionen geschehen.
Vera-Punzano N et al. Euro Surveill. 2025;30(10):pii=2400364