Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
E-Health

569 Ärztinnen und Ärzte sowie 16 Psychotherapeutinnen und -therapeuten haben sich im Frühherbst 2021 an der Online-Befragung von EPatient Analytics beteiligt und sich zu ihren Erfahrungen und Einstellungen im Bereich eHealth geäußert.

Ergebnis: Etwa zwei Drittel der Befragten fühlt sich nicht ausreichend auf die Nutzung digitaler Gesundheitslösungen wie der elektronischen Patientenakte vorbereitet. Der Großteil der Befragten kennt zwar die wichtigsten digitalen Gesundheitslösungen, hatte sie zum Zeitpunkt der Befragung aber noch nicht eingesetzt. Fast die Hälfte der Befragten fühlt sich mit der Nutzung der digitalen Anwendungen überfordert.

Forderung an die Ampel-Koalition nach neuer Digitalisierungsstrategie

„Die Ergebnisse zeigen, dass die Ärzteschaft bei der Digitalisierung nicht mitgenommen wurde,“ sagt Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit. „Wir brauchen deshalb eine gemeinsame Digitalisierungsstrategie und eine neue Qualität der Zusammenarbeit.“

Der Report zeigt aber auch: Wer digitale Anwendungen bereits nutzt, sieht vielfach deren Vorteile. Die am weitesten verbreitete digitale Anwendung in Arztpraxen ist demnach die elektronische Terminvergabe. Sie wird von knapp 15 Prozent der Befragten regelmäßig genutzt und von weiteren 14 Prozent bereits verwendet. Von Ärzten mit Nutzungserfahrung bescheinigen ihr 64 Prozent eine Zeitersparnis in der Praxisorganisation. 56 Prozent erkennen außerdem im Einsatz eines elektronischen Medikationsplans eine verbesserte Qualität der Patientenversorgung.

Schlechte Noten für die Telematikinfrastruktur

Besondere Skepsis ermittelte die Studie in Bezug auf die Telematikinfrastruktur (TI). Diejenigen Befragten, die ihre Eindrücke in einem Freitextfeld schilderten, äußerten sich zu 93,5 Prozent negativ zu ihren Erfahrungen mit der TI. Viele bemängelten eine ungenügende Einbindung der Ärzteschaft seitens Politik und Gematik und erklärten, sich bevormundet zu fühlen.

Ärzte müssen bei Offensive zur Digitalisierung besser eingebunden werden

„Die Ergebnisse unseres Digitalisierungsreports sind ein Weckruf, der Konsequenzen haben muss,“ betont DAK-Vorstand Storm. Die im Koalitionsvertrag vereinbarte Umgestaltung der Gematik zur Gesundheitsagentur erfordere eine stärkere Einbindung der Selbstverwaltungspartner: „Wir brauchen eine neue Qualität der Zusammenarbeit. Entscheidend wird sein, sowohl die Ärztinnen und Ärzte als auch die Krankenkassen stärker einzubinden und die Digitalisierung mit ihnen gemeinsam zu gestalten – orientiert am Versorgungsalltag und am Nutzen für die Patientinnen und Patienten“, so der Kassenchef.