Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
E-Health

Ärzte und Psychotherapeuten, die in Einzelpraxen, Praxis- oder Berufsausübungsgemeinschaften tätig sind, stehen dem Thema Digitalisierung grundsätzlich offen gegenüber. So wird das digitale Terminmanagement von vielen als besonders effizientes Tool zur zeitlichen Entlastung von Patienten und Praxisteams angesehen. Bei Videosprechstunden wird primär der Wegfall weiter Anfahrtswege als Vorteil genannt. Der Einsatz von sicheren Messengerdiensten zur Kommunikation mit Kollegen und Kolleginnen wird ebenfalls als positiv empfunden, da er die Flexibilität beim Daten- und Informationsaustausch erhöht.

Allerdings ist die Umsetzung der Digitalisierung in den Praxen nach wie vor schwierig und teuer. So berichten die Niedergelassenen in der gemeinsamen Umfrage von Zi und KV Westfalen-Lippe, dass sie allein 2021 mittlere Kosten zwischen 7.000 und 15.000 Euro für die Instandhaltung und Einrichtung der IT-Infrastruktur hatten. Auch die Technik, die die Abläufe in den Praxen eigentlich verbessern soll, wird als fehlerbehaftet kritisiert. So wirken sich auftretende Verbindungsprobleme noch nachteilig auf potenzielle telemedizinische Versorgungsangebote aus.

Wie stark ist die Nutzung der digitalen Tools in Praxen verbreitet?

Ein Tool zum digitalen Terminmanagement nutzen bereits knapp 15 % der befragten Praxen. Zwei Drittel gaben an, dass das digitale Terminmanagement im Praxisverwaltungssystem integriert ist. Ebenfalls zwei Drittel (62 %) haben das digitale Terminmanagement in die Praxiswebsite integriert, ein Drittel (33 %) nutzt Onlineportale wie z.B. Doctolib oder Jameda. Kürzere Wartezeiten in der Praxis, eine schnellere und flexiblere Terminvergabe für die Patient:innen sowie weniger persönliche bzw. telefonische Terminvergaben für das Praxispersonal – das sind die größten Vorteile, die knapp 50 % der Teilnehmenden hier sehen. Zudem gaben 58 % der Befragten an, mit dem Angebot der Online-Terminvergabe (mehr zum Thema Online-Terminvergabe lesen Sie hier) die Zufriedenheit der Patient:innen steigern zu können.

Immerhin 43 % der befragten Vertragsärzt:innen sowie Psychotherapeut:innen bieten in ihren Praxen eine Videosprechstunde an. In der Teilgruppe der befragten Psychotherapeut:innen befürworten knapp 85 % den Einsatz von Videosprechstunden. Nur knapp 35 % beträgt die Verbreitung in den ärztlichen Fachgruppen. Die überwiegende Mehrheit nutzt die Videosprechstunde vereinzelt in der Woche. Die größten Potenziale sahen die Teilnehmenden im Wegfall langer Anfahrtswege für Patient:innen (knapp 75 %) sowie in der Befundbesprechung (knapp 43%). Für zwei Drittel der Befragten bietet die Videosprechstunde nur eingeschränkte Untersuchungsmöglichkeiten (66 %). Mehr als die Hälfte klagt über häufige Verbindungsprobleme (55 %) bei der Durchführung der Videosprechstunde.

„Die teilnehmenden niedergelassenen Vertragsärztinnen und -ärzte sowie die Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten stehen der Digitalisierung offen gegenüber. Digitale Anwendungen müssen aber ausgereift sein, verlässlich funktionieren und sich ohne zusätzlichen bürokratischen Aufwand in den Praxisalltag integrieren lassen. Außerdem gibt es die digitale Arztpraxis von morgen nicht zum Nulltarif. Die Politik muss deshalb jetzt den Rahmen für eine ausreichende Finanzierung setzen. Es kann nicht sein, dass der Fokus hier nur auf den Krankenhäusern liegt. Die weit überwiegende Mehrheit der Behandlungsfälle wird von den Praxen geleistet – und das zumeist in fachübergreifender Zusammenarbeit. Rund 85 Prozent aller Patientinnen und Patienten werden von zwei und mehr Praxen pro Jahr behandelt. Deshalb fordern wir nachdrücklich ein Praxiszukunftsgesetz, das die Refinanzierung digitaler Investitionen klar und verlässlich regelt“, bekräftigten KVWL-Vorstand Thomas Müller und der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried übereinstimmend.

Zi-Paper „Kosten und Nutzen von Investitionen in die Digitalisierung in der vertragsärztlichen Versorgung“:
https://www.zi.de/fileadmin/Downloads/Service/Publikationen/Paper_26_DIP_final.pdf