Weibliche Stressinkontinenz minimalinvasiv behandeln
Constanze PolenzBelastungsinkontinenz betrifft viele Frauen und schränkt die Lebensqualität ein. Rumänische Wissenschaftler haben in einer Literaturrecherche untersucht, wie wirksam minimalinvasive Therapien sind.
Die Belastungsinkontinenz, auch Stressinkontinenz genannt, ist die häufigste Inkontinenzform bei Frauen. Sie ist gekennzeichnet von unwillkürlichem Harnabgang und kann in drei Schweregraden vorkommen. Ist sie leicht ausgeprägt, kommt es durch Niesen, Husten, Lachen oder schwerere körperliche Belastung zum Urinverlust. Bei Schweregrad II tritt die Inkontinenz beim Aufstehen und Gehen auf und bei Schweregrad III auch in Ruhe. Die Schätzungen, wie viele Frauen davon betroffen sind, gehen auseinander und reichen von 10 bis 45 Prozent. Was daran liegt, dass Experten eine hohe Dunkelziffer vermuten. Schon junge Frauen können davon betroffen sein, der Häufigkeitsgipfel liegt jedoch bei den über 60-Jährigen.
Stressinkontinenz belastet auf vielfältige Weise
Eine Stressinkontinenz kann die Lebensqualität betroffener Frauen und ihr Selbstwertgefühl erheblich beeinträchtigen. Körperlich kann es dadurch zu Hautreizungen und Entzündungen im Intimbereich kommen. Viele Frauen schämen sich für die Blasenschwäche und haben Angst vor peinlichen Situationen. Was wiederum dazu führen kann, dass sie sich mehr zurückziehen und soziale Aktivitäten meiden. Wenn sie außer Haus sind, ist es immer wichtig zu wissen, wo es erreichbare Toiletten gibt. Auch die Beziehung zum Partner kann die Inkontinenz stark belasten.
Studie analysiert Wirksamkeit minimalinvasiver Therapien
Nicht alle Frauen gehen zum Arzt, obwohl es verschiedene Behandlungsmethoden gibt, die von konservativen Therapien wie Beckenbodentraining und Pessaren bis hin zu unterschiedlichen operativen Methoden reichen. Wie wirksam einige konservative und minimalinvasive Therapien im Gegensatz zu Operationen sind, hat eine Gruppe rumänischer Forscher der Carol Davila Universität für Medizin und Pharmazie in Bukarest untersucht. Ihre Ergebnisse hat das Fachmagazin „Journal of Clinical Medicine“ veröffentlicht.
„Obwohl ein chirurgischer Eingriff bei Belastungsinkontinenz Linderung verschaffen kann, muss man sich bewusst sein, dass er möglicherweise nur eine begrenzte Dauer bietet“, schreiben die Wissenschaftler. Auf der Suche nach Alternativen haben sie deshalb in einer Literaturrecherche 34 Studien systematisch ausgewertet, in denen Injektionen mit Stammzellen, plättchenreichem Plasma (PRP) oder Füllstoffen, sogenannten Bulking Agents, sowie Radiofrequenz- und Lasertherapie untersucht wurden.
Stammzelltherapie ist vielversprechend, aber teuer
Bei der Stammzelltherapie gewinnen Ärzte aus körpereigenem Gewebe der Betroffenen Stammzellen, die sie dann minimalinvasiv über die Harnröhre in den Schließmuskel der Harnröhre injizieren. Aus diesen Stammzellen soll sich dann neues Muskel- und Bindegewebe entwickeln und so die Kontinenz stärken. In sieben analysierten Studien zeigten sich deutliche Verbesserungen durch die Therapie bei vernachlässigbaren Nebenwirkungen. Allerdings waren die Studienkohorten klein, da die Methode technisch aufwändig und dadurch sehr kostenintensiv ist.
Verbesserung durch plättchenreiches Plasma und Beckenbodentraining
Plättchenreiches Plasma ist reich an Thrombozyten und wird aus dem Blut der Patientinnen durch Zentrifugieren gewonnen. PRP enthält Zytokine und Wachstumsfaktoren, die die Geweberegeneration fördern. Es wird ebenfalls in die Harnröhre gespritzt. Diese Behandlung ist relativ kostengünstig. Die Wissenschaftler verglichen fünf Studien, in denen PRP entweder allein oder zusammen mit Beckenbodentraining oder CO2-Laser angewandt wurde. In allen Studien zeigten sich signifikante Wirkungen. Die Kombination von Beckenbodentraining und PRP erzielte bei 90 Prozent der Teilnehmerinnen eine Verbesserung um mehr als 50 Prozent. Die Kombination mit CO2-Laser verringerte die Notwendigkeit einer OP um 92 Prozent. Die Behandlungsergebnisse hielten etwa zwei Jahre an.
Bulking Agents führen häufiger zu Nebenwirkungen
Die Behandlung der Harninkontinenz mit Bulking Agents gibt es schon seit 1930. Bei dieser Methode spritzen Ärzte Füllstoffe unter die Schleimhaut im Bereich des Harnröhrenschließmuskels und unterfüttern dadurch den Muskel, sodass er wieder besser abdichtet. Am häufigsten kommt Macroplastique und Bulkamid zum Einsatz. Neun Studien, die diese Behandlung untersuchten, flossen in die rumänische Analyse ein. Die durchschnittliche Wirksamkeit der meisten Studien lag bei 45 Prozent. Patientinnen, die Bulking Agents erhalten hatten, litten anschließend häufiger an Nebenwirkungen wie Miktionsstörungen und Harnwegsinfekten. Zudem hielt die Wirkung nicht immer langfristig an.
Lasertherapie häufig mehrmals notwendig
Die vaginale CO2-Laser-, Infrarot- oder Radiofrequenztherapie erhitzt tiefe Gewebeschichten mit unterschiedlicher Wellenlänge und löst dadurch eine Kollagenschrumpfung aus. Das regt die Bildung neuer Kollagenfasern und neuer Blutgefäße an. In dreizehn untersuchten Studien zeigten sich überwiegend positive Ergebnisse. Allerdings waren häufig mehrere Sitzungen notwendig und nach einiger Zeit Nachbehandlungen. Die Nebenwirkungen waren gering.
Minimalinvasive und konservative Therapien können eine Möglichkeit sein
„Die Nachteile der meisten konservativen Techniken liegen in den vorübergehenden Effekten und der Notwendigkeit wiederholter Behandlungen“, resümieren die Studienautoren. „Aber insbesondere für Patientinnen, die weniger invasive Ansätze wünschen oder bei denen eine Operation kontraindiziert ist, können jedoch auch konservative und minimalinvasive Behandlungen als erste Wahl in Betracht gezogen werden.“
Quelle:Petca A, Fotă A, Petca RC, Rotar IC. Modern Conservative Management Strategies for Female Stress Urinary Incontinence: A Systematic Review. J Clin Med. 2025 May 8;14(10):3268. doi: 10.3390/jcm14103268. PMID: 40429264; PMCID: PMC12112232.